400 km sind es von hier über Haines Junction nach Haines. Von dort gibt es eine Fähre nach Skagway – die Entfernung beträgt 22 km. Von Skagway nach Whitehorse sind es 175 km. Um nicht wieder 400 km zurückfahren zu müssen, buchen wir heute Morgen für Freitag die 1 stündige Überfahrt. Trotz miserabler Telefonvervindung – das Gespräch reißt immer wieder ab – haben wir nach wenigen Minuten die Reservierungsbestätigung auf dem Handy.
Nun besichtigen wir noch die weltweit größte Fishladder am Stadtrand, die 1959 gebaut wurde, um den Lachsen den Weg zu ihrem Laichplatz yukonaufwärts zu ermöglichen. (Siehe Erklärungen von gestern )
Unsere Glaskreationen sind ganz nett geworden
und nachdem wir den Kühlschrank, Diesel- und Gastank wieder gefüllt haben, starten wir gegen 15 Uhr die Weiterreise. Der Alaska Hwy 1 ist teilweise miserabel, wir können nicht schnell fahren. An der alten Brücke, die wir bereits 2016 mit Margit und Wolfgang bestaunt haben, stoppen wir wieder. Heute ist sie gesperrt, damals konnten wir rüberlaufen.
Eigentlich wollten wir kurz hinter Haines Junction eine Übernachtungsempfehlung von I Overlander annehmen, doch als wir das Hinweisschild “ Pine Lake Campground “ – wieder ein territorialer Platz – entdecken, fahren wir spontan ab und finden ein ruhiges Plätzchen mit viel Raum drum herum. Hier gibt’s unseren heute gekauften Sockeye Salmon mit Karotten – hmmmmm!
Ein kurzer Spaziergang am See entlang in der lange vermissten Abendsonne und ein Lagerfeuer beschließen den Tag.
Das Netz ist am nächsten Morgen wieder da, nun können wir telefonieren und gegen 15 Uhr starten wir westwärts. Es ist nicht besonders warm, dicke Wolken hängen am Himmel. Die Straße ist wenig befahren, landschaftlich fehlen die Highlights, auch die Tiere machen sich rar – ein einziger Schwarzbär lässt sich ganz kurz blicken. Zwischendurch regnet es immer mal wieder. Nach gut 3 Stunden erreichen wir Teslin, ähnlich hässlich wie Watson Lake, nur kleiner.
Der „Teslin Lake Government Campground“, 12 km weiter, ist voll belegt, aber auf dem großen Parkplatz vor dem Eingang gibt es genügend Platz.
Obwohl direkt am Highway gelegen, ist es recht ruhig.
Gegen 9.30 Uhr sind wir wieder unterwegs. Der Stopp am Swans Haven erweist sich als Flop, die Trumpeter-Schwäne sind längst nach Norden geflogen (zwischen April und Mai) und werden erst im Winter wieder kommen.
In Whitehorse belegen wir zunächst für 3 Nächte auf dem Hi Country RV Park die Parcelle 44, fahren zum Einkaufen in die Stadt (als Tipp für Nachahmer: Walmart eine einzige Katastrophe, besser ist der Real Canadian Superstore und noch besser der Safe on Foods, alle drei dicht beieinander) holen uns im Visitor-Center Anregungen für die nächsten 2 Tage, machen einen kurzen Stadtbummel und melden uns für Montag im Glasbläserstudio an, wo wir etwas Eigenes „blasen“ werden. Hier kann man unter Anleitung und Hilfestellung selbst als Glasbläser eigene Kreationen schaffen, die man dann mitnehmen kann.
Vieles in der Stadt hat sich in den letzten 8 Jahren verändert, aber das Restaurant, in dem wir gegessen haben, finden wir wieder.
Am Sonntag nutzen wir den Autowaschplatz des Campgounds
und machen anschließend einen Spaziergang am Miles Canyon. Hier waren früher die namensgebenden Stromschnellen, die an weiße Pferdemähnen erinnerten und eben die enge Durchfahrt durch den Canyon. Zu Zeiten der Goldgräber wurde hier zur Umgehung extra eine pferdegezogene Bahn auf Baumstammschienen errichtet. Der Platz trug den Namen Canyon Village. Heute ist kaum mehr etwas davon zu sehen. In den 1950 er Jahren wurde oberhalb von Whitehorse zur Stromenergiegewinnung ein Damm errichtet und damit ein Stausee, der Schwatka Lake, erschaffen, in dem die Stromschnellen versanken und auch die Fließgeschwindigkeit des Yukon im Canyon wurde durch die geringere Höhendifferenz deutlich verlangsamt.
Montag bummeln wir durch die Innenstadt und sind pünktlich um 13 Uhr im „Lumel Glass Blowing Studio“. Gerrit erklärt uns die Vorgehensweise: Zwischen 6 verschiedenen Objekten können wir uns eins aussuchen, das wir unter seiner Mithilfe selbst anfertigen. Ferner gilt es bis zu drei Farben auszuwählen. Die metallenen Bläserstangen sind silbrig glänzend, dort wo sie kalt sind und man sie anfassen kann – die heißen Stellen sind matt und dunkel. Immerhin 1430 °C ist das geschmolzene Glas heiß, das er uns aus dem Vorratsofen auf die Stange gibt. Damit dann eintauchen in die Farbglassplitter und zurück in den Ofen, damit die Farben aufschmelzen. Jetzt mit der Zange, am besten die ganze Hand mit der Zange vorher nass machen, das Ganze vorne anpacken und torquieren, damit die Farben ineinander verlaufen. Danach aufblasen und im Holzlöffel symmetrisch rund formen, am Ende durch Schlagen auf den Metallstab abbrechen. Mitnehmen können wir die Teile noch nicht, sie müssen bis morgen langsam auskühlen.
Am Nachmittag regnet es und wir lassen uns im Visitor Center nochmal beraten, welche Ziele wir ab morgen weiter ansteuern wollen – die auch bei nicht so tollem Wetter lohnenswert sein sollen.
Die „gelbe“ Strecke zeigt den Abschnitt von Watson Lake über Teslin bis Whitehorse- die „orange“ ist geplant und in der weiteren Optionsliste: „Atlin- Road“.
Wir verbringen weitere wunderbare Tage am See. Täglich sind wir unterwegs. Am Ufer entdecken wir eine Pacific Loon – Pazifictaucher oder Weißnackentaucher – brütend auf einem Nest ganz nah am Seeufer. Ein wunderschöner Wasservogel mit prächtig leuchtend schwarz-weißem Gefieder.
Hier waren Biber fleißig! Erstaunlich, was die mit ihren Zähnen schaffen.
Im glasklaren Wasser schwimmen Tausende winzige Fischlein, gerade erst geschlüpft.
Am nächsten Tag wundern wir uns auf unserer Bootstour über aggressives Möwengeschrei und stellen fest, dass wir uns dem Möwennachwuchs zu sehr genähert haben und die Möwenmutter wütend über uns kreist und zum Abdrehen auffordert.
Am Dienstag wollen wir nochmal schauen, was die Loon auf dem Nest macht. (Ürigens ist sie auf der kanadischen 1$ Münze, dem Loonie, auf der Rückseite abgebildet.) Vorsichtig fahren wir in die Bucht und finden sie schwimmend und tauchend im See. Das Nest ist nicht mehr zu entdecken. Scheinbar sind die Küken geschlüpft und haben sich im hohen Gras versteckt. Als die Mutter auf uns aufmerksam wird, beginnt sie mit einem mords Spektakel, reckt sich, spreizt ihr Gefieder, stößt laute Rufe aus, wie um uns wegzulocken.
Wir lassen uns ein Stück treiben und beobachten, wie das Männchen über das Wasser herbeieilt. Scheinbar sind wir nun weit genug entfernt, denn die Beiden schwimmen ganz entspannt und unaufgeregt – froh, die langweiligen Bruttage hinter sich zu haben? Von den Kleinen sehen wir keine Spur.
Am Mittwoch, unserem letzten Bootstag, wollen wir noch ein Stück weiter bis an das entgegengesetzte Ende des Sees paddeln. Dann wären wir tatsächlich einmal rund herum gekommen. Inzwischen fühlen wir uns auch schon recht sicher im Kajak und ziehen die Schwimmwesten gar nicht mehr an, denn es paddelt sich angenehmer ohne. Der See ist so spiegelglatt wie wir ihn noch nie erlebt haben. Wir schauen noch einmal nach den kleinen Möwenbabys, die bereits im Wasser schwimmen, was vor 2 Tagen noch nicht der Fall war.
Wir nähern uns allmählich dem Seeende. Hinter uns verfinstert sich der Himmel.
Dann fallen die ersten Regentropfen und kurz vor dem Ziel kehren wir um. Zu spät! Ein ordentlicher Thunderstorm erwischt uns kalt. Es schüttet ordentlich und der Wind macht es sehr schwer Kurs zu halten, zumal wir die Finne wieder eingebaut haben, um den Geradeauslauf zu verbessern. Aber damit lässt sich der Kahn kaum noch rumlenken und als der Wind unverhofft von der Seite kommt, sehen wir für einen Moment alt aus. Aber wir schaffen es ans Ufer und suchen unter einem Gebüsch Schutz.
Hier warten wir eine Weile ab, aber es ist uns bitter kalt. Zu Hause wartet ein gemütliches Womo mit einer heißen Dusche und einer Kaffeemaschine, also paddeln wir mit vereinten Kräften und angelegten Schwimmwesten nah am Ufer durch strömenden Regen der Heimat entgegen. Kaum haben wir das Kajak aus dem Wasser gezogen, lässt der Regen nach und die Sonne kommt sogar noch einmal durch. Ein Lagerfeuer tut ebenfalls gut und die Story von den Guys, die bei dem Wetter auf dem See waren, macht die Runde auf dem Campingplatz. 🙂
Es regnet während der Nacht immer wieder, aber nach dem Frühstück können wir unser Kajak zusammenfalten und einladen. Innerhalb einer Stunde ist es sauber und wieder im Auto verstaut. Wir verabschieden uns von der Rangerin und stellen ein Wiedersehen in vage Aussicht. Und wenn wir selbst nicht kommen, dann können wir dieses kleine Paradies vielleicht jemandem schmackhaft machen?
Wir müssen nach Watson Lake – mal wieder. Jürgen hat beim Nachfüllen des Motoröls festgestellt, dass der Bremsflüssigkeitsbehälter leer ist. Komisch, keine Kontrollleuchte meldet etwas Derartiges. Unterwegs possieren 2 Grizzlybabys und ihre Mama am Straßenrand,
wenig später läuft ein jämmerlich aussehender Fuchs im Zeitlupentempo über die Straße und erweckt den Anschein, als wolle er mit uns reisen oder zumindest etwas zu fressen bekommen,
dann zu guter Letzt noch ein prächtiger Schwarzbär – eine gute Fotoausbeute auf 106 km.
An der Tankstelle im Ort kann man eine Dose Bremsflüssigkeit für 7$ erstehen, doch die hätten wir gar nicht gebraucht, denn der Behälter ist randvoll mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt. Früher war sie wohl mal gefärbt, so dass man den Füllstand erkennen konnte. Besser so – als anders!
Auf dem Campingplatz des Watson Lake Provincial Park gibt es auf einigen Plätzen mäßiges Internet, aber in der „Stadt“ ist es schneller und so stehen wir mal wieder vor der Touristinfo gegenüber des „Signforest“, laden Fotos hoch, schreiben Blog und warten auf morgen, um mal wieder Telefonkontakt nach Hause aufzunehmen. Bei 9 Stunden Zeitunterschied gar nicht so einfach.
Aber manchmal kommt es anders als man denkt. Gegen 17 Uhr – wir haben noch nichts veröffentlicht – fällt in ganz Watson Lake die komplette Telekommunikation aus. Warum? Vielleicht hänge es mit dem gestrigen Sturm zusammen, dass jetzt ein Baum auf eine Leitung gefallen sei… Man suche den Schaden, wisse aber nicht, wann es wieder funktioniere.
Gut, dann kochen wir schon mal – Spaghetti mit Tomatensauce. Der Schraubdeckel des Glases „Mutti Passata“ verweigert die Öffnung hartnäckig. Jürgen schlägt kräftig mit der flachen Hand darauf – jetzt ist es auf, nur anders. Nicht oben, sondern unten. Der Glasboden ist herausgesprungen und mit ihm jede Menge Tomatenpüree. Eigentlich war das Womo sauber. Nun putzen wir es noch einmal und weil hier gleich der Waschsalon um die Ecke ist, füllen wir mal wieder 2 Maschinen.
Auch um 21.30 Uhr gibt es noch kein Netz. Aber irgendwann in der Nacht ist es wieder da.
Kein Lachs – kein Bär! Und zum Salmon – Gletscher sind wir vor 2 Jahren hinauf gefahren, das tun wir dem Womo nicht noch einmal an. Ansonsten haben weder Hyder noch Stewart Interessantes für uns zu bieten. Also weiter Richtung Norden. Das Wetter könnte schlechter sein, aber auch viel schöner. Im Sonnenschein käme die Farbenpracht der Blumenrabatten am Straßenrand viel mehr zur Geltung.
Wieder sichten wir am Straßenrand einen gefräßigen Schwarzbären. Im hohen Gras ist er aber schwer zu fotografieren.
Der Straßenausbau in Kanada hat in den letzten beiden Jahren große Fortschritte gemacht, aber das 3. Drittel des Cassiar Hwy von Süden kommend ist noch eine harte Nuss. Viele heftige Schlaglöcher und Bodenwellen erfordern hohe Aufmerksamkeit.
Da es auch hier entlang der ganzen Strecke kein Netz gibt, beschließen wir durchzufahren bis zum Boya Lake, in der Sprache der First „TA CH’ILA“ genannt, was so viel heißt wie „blanket full of holes“ = Decke voller Löcher. Auch hier ist kein Netz verfügbar, aber hier soll endlich unser Kajak ins Wasser. Vor 2 Jahren haben wir ein Kanu gemietet und waren von den unzähligen Inselchen und der Farbe des Sees begeistert.
Da wir erst nach 19 Uhr ankommen, finden wir keinen freien Platz mehr. Die freundliche Rangerin, die auch vor 2 Jahren schon hier war, weist uns eine ganz passable Parkbucht zu und animiert uns zu einem Spaziergang über den Platz, um festzustellen, wer morgen abreisen wird.
Nach der langen Fahrerei vertreten wir uns sehr gerne die Füße und finden mehrere Optionen.
links in der Ecke ist unser Overflow
Mit einem Paar aus Aalen schwatzen wir eine Weile und erfahren, dass sie ihre beiden Motorräder nicht verschifft, sondern in einem Flieger der Canada Airline mitgebracht haben. Dieweil fährt ein VW-Bus vorbei mit einem Weilburger Kennzeichen, verschifft mit Seabridge genau wie wir, aber schon 4 Wochen früher. So endlos groß ist Kanada und doch so klein, dass man Leute aus der Nachbarschaft trifft.
Am nächsten Tag belegen wir den wunderbaren Platz Nr. 3, der gerade frei wird. Es ist sonnig und warm, wir bauen unser Kajak auf und starten gegen Mittag zu einer Paddeltour. Gut geht’s noch nicht, aber wir kentern wenigstens nicht. Auf dem Rückweg kommt Wind auf und wir müssen uns ganz schön anstrengen, um voran zu kommen.
Abends machen wir mal wieder Lagerfeuer, der Weilburger gesellt sich zu uns und wir quatschen bis nach Mitternacht. Ganz in der Nähe von Jürgens Elternhaus in Weilburg wohnt er, kennt dort alle Anwohner, hat bei Rittal in Herborn gearbeitet und genießt jetzt seinen Ruhestand mit VW-Bus und aufgesatteltem Motorrad überall auf der Welt.
Wir haben unseren Platz mal bis Sonntagmorgen vorausbezahlt, können aber auch täglich verlängern. Eigentlich sollte heute (Freitag) ein weiterer Paddeltag erfolgen, aber es ist kalt, windig und von Sonne keine Spur. Da fahren wir doch mal eben 106 km nach Watson Lake, dem nächsten Ort mit Internet. Jürgen erledigt „Geschäfte“ und wir senden einem sehr lieben Menschen die besten Wünsche für sein neues Lebensjahr und unserem Enkel Ennio wünschen wir auf diesem Weg ganz schnelle gute Besserung! 😊
Diesmal schauen wir uns im Northern Light Center einen 45 min Film in Sourround Technik über Polarlichter an. – Wir sind die einzigen Zuschauer.
Wir fahren jetzt durch verbrannten Wald zurück auf unseren schönen Campingplatz und bitten euch um Geduld, denn vorerst werdet ihr nichts mehr von uns hören.
Wir verlassen Prince George am „Canada Day“, dem Nationalfeiertag, und fahren auf dem TC 16 (Yellowhead Hwy) westwärts. Wir hätten gar nicht so viel einkaufen müssen, denn z.B. in Vanderhoof und Smithers gibt es unterwegs gute Einkaufsmöglichkeiten. In Smithers übernachten wir am Ufer des Bukley River (i-Overlander).
Am Dienstag stoppen wir am Moricetown Canyon. Dort zwängt sich der Bulkley River durch eine Engstelle. In den Stromsschnellen stechen die Eingeborenen nach alter Tradition mit Haken besetzten Stangen Lachse, wenn sie im Sommer zur Laichablage flussaufwärts schwimmen.
In Hazelton schauen wir uns das „Historical Village“ an. Bis hierher kamen im 20. Jahrhundert die Schaufelraddampfer aus dem Pazific den Skeena River herauf. Ein Model davon liegt auf der Uferbank als Vorzeigestück auf dem Trockenen. Insgesamt wirkt das alles wie gut gewollt, aber nicht so richtig angenommen.
Weiter geht es bis zum Abzweig des Hwy 37 „Stewart Cassiar“. Nachdem wir den Dieseltank noch mal aufgefüllt haben, folgen diesem wir für 237 km bis Hyder. Unterwegs dürfen wir einer Schwarzbärmama mit Kind beim Fressen am Wegesrand zusehen. Ob die auch auf dem Weg nach Hyder sind?
Weiteres Abschmelzen des Bear GlacierWeiteres Abschmelzen des Bear GlacierWeiteres Abschmelzen des Bear GlacierWeiteres Abschmelzen des Bear Glacier
Keine Lachse, keine Bären! Leztes Jahr kamen sie schon am 1.7., sonst aber meist erst in der zweiten Julihälfte, erklärt uns der Ranger.
Keine Lachse, keine Bären!
Bei der Rückeinreise aus Alaska nach Kanada treffen wir auf einen netten, aber sehr dientbeflissenen kanadischen Zöllner, der seinen Fragenkatalog konsequent durchbetet. Bei der typischen Frage nach Waffen und explizit Bärenspray stocken wir und geben an, dass wir in Lake Louise ein Bärenspray gekauft haben und mitführen. Sofort der Kommentar, das sei doch gut so und wichtig. Dann die freundliche Verabschiedung : „Guten Tag“, „Auf Wiedersehen“ wird von uns erwidert „Au revoir – good bye“.
Auf dem Bear-River Campground, am Ortsausgang bleiben wir für 25 CAD + Tax = 26,25 auf einer „Dry site“, d.h. ohne alle Anschlüsse zur Übernachtung. WIFI auf Platz 35 B schlecht, Handyempfang eben ausreichen für „Heute Journal“ und Blog schreiben.
Heute ist Faulenzertag. Wir bleiben auf dem hübschen Parkplatz am Cottonwood und machen einen Spaziergang durch den Park. „It looks like Christmas“, meint eine Kanadierin. Grund sind die Samenstände der Cottonwood trees, einer Pappelart, die wie Schneeflocken durch die Luft tanzen und teilweise für weiße Bodenbedeckung sorgen. In die sehr dicke Rinde hat ein lokaler Künstler Motive geschnitzt.
Anschließend sehen wir unser erstes Fußballspiel seit Beginn der EM: Georgien gegen Spanien (1:4). Wir hätten den Georgiern den Sieg sehr gegönnt.
Unsere Überlegungen, wohin es morgen weitergehen soll, werden immer wieder umgeworfen. Stand jetzt: Wir werden auf dem Yellowhead Hwy #16 weiter bis Kitwanga, dann auf der #37 , dem Stewart Cashier Hwy, weiter nach Norden in Richtung Watson Lake fahren. Im Norden sieht die Wettervorhersage für die nächsten 14 Tage besser aus als hier und in der Region Wells Gray PP.
Hier mal Kartenausschnitte unseres bisherigen Weges rund 8400 km:
Kalt, tief hängende Wolken, der höchste Berg Kanadas, 3954 m, ist nur zur Hälfte zu sehen und da haben wir keine Lust auf den angepriesenen Wanderweg. Handyempfang Fehlanzeige – nur das WIFI im Visitorcenter erlaubt uns eine Wettervorhersage zu bekommen. Regen, Regen, Regen bis zum 04.07. Da kann uns der schönste „Wells Gray PP“ – ohne Handyempfang – nicht zum Kayakfahren animieren und wir stornieren unsere Buchung. Stattdessen bleiben wir auf der 16, dem Yellowhaead Hwy, für 280 km durch Regen und Wolken, mit Rückenwind bis nach Prince George.
Hier ist es trocken und warm und die Sonne findet öfters ihren Weg durch die Wolken. Wir nutzen die Gelegenheiten, die uns die Großstadt (74.000 Ew.) bietet, in der Erwartung , dass es wohl für längere Zeit das letzte Mal sein wird: Füllen Vorräte auf, kaufen Schwimmwesten, und machen einen Waschtag in einer „spotless laundry“.
Den Übernachtungsplatz hat Herr Overlander im Städtischen Park am Fraser River, neben dem Eisenbahnmuseum gefunden.
Das Wetter weiß noch nicht so richtig, wie es werden will. Langsam fahren wir hinab, vorbei an den Sunwapta Wasserfällen zu den Athabasca Fällen, an denen wir auch diesmal nicht mehr anhalten, aber den Abzweig auf die alte Straße (93A) nehmen. Dieses Mal ist nichts von der überschwänglichen Blütenpracht zu sehen, die wir an den Straßenrändern vor 2 Jahren so bewunderten. Am Zusammentreffen von alter und neuer Straße biegen wir rechts ab und fahren noch einmal 500 m Richtung Banff zurück bis auf den Parkplatz „Valley of the Five Lakes“. Hier ist helle Aufregung, verursacht durch zwei ausgewachsene Elks, die unbeirrt über den Parkplatz stolzieren.
Wir starten den 6,5 Kilometer Rundweg im Gegenuhrzeigersinn und finden das auch nachträglich als gute Wahl. Die Sonne hat sich erst einmal durchgesetzt, aber es ist schon leicht schwül und zusammen mit vielen anderen erleben wir schöne Ausblicke.
Danach kommt so etwas wie Stress auf. Wir brauchen einen neuen Roamingvertrag, müssen tanken, Propan nachfüllen und haben noch keinen Übernachtungsplatz. Abgesehen davon, dass das schon an einem normalen WE schwieriger ist als an Werktagen kommt hinzu , dass am Montag der 1. Juli ist : Canada Day – also Feiertag und damit ein laaaanges Wochenende.
Die Telekom-Hotline – wir hoffen, sie ist wirklich gebührenfrei – lässt uns über 30 Minuten in der Warteschleife, bis wir genervt abbrechen. Bei späteren Versuchen beträgt die angesagte Länge der Warteschleife über 2 Stunden. Da brauchen wir einen Plan B – WIFI gibt es in Kanada an jeder Library – und so können wir, da der alte Vertrag ja nunmehr längst angelaufen ist, per Internet in wenigen Klicks einen neuen Roamingvertrag buchen. Tanken und Gas auffüllen sowie noch eine Kleinigkeit einkaufen sind schnell erledigt – es kostet nur hier in der Tourihochburg alles ein wenig mehr.
Einen Campingplatz in Jasper zu finden haken wir ab und starten durch nach Mount Robson. Aber auch die Campings auf dem Weg und in Mount Robson sind alle belegt. Als Nothilfe weist man uns zum vollen Preis die stillgelegte Dumpstation-Bucht als „Pull-Through-Pitch zu.
Als Trostpflaster zeigt sich uns kurz vor Mount Robson noch ein kleiner Schwarzbär neben der Straße.
Um 6 Uhr weckt uns „freundlicherweise“ der Nachbar, der unbedingt fotografieren will und vor dem Auto Krach macht. Wir lubschen durchs Fenster: Naja, die Sonne geht zwischen vielen Wolken tatsächlich auf, nicht spektakulär, aber immerhin über dem Columbia Icefield. Schnell ein Handyfoto –
… kalt! Schnell nochmal in die Mupfel.
Zwei Stunden später ist nichts mehr von der spärlichen Sonne zu sehen. das soll auch den Rest des Tages so bleiben. Die Wolken hängen tief und immer wieder nieselt es.
Das Internet hier auf dem Parkplatz ist gut. Wir versuchen, unsere Handy Roaming-Verträge bei der Telekom zu verlängern, denn in 7 Stunden laufen sie aus und wenn wir dann kein Netz haben, können wir nicht erneut anrufen. Doch die hilfsbereite Dame ist machtlos. Bis 0.00 Uhr am 28.06. sind sie gültig und einen noch gültigen Vertrag kann sie leider nicht verlängern, denn dann bestünden ja gleichzeitig 2 Verträge. Und löschen und einen neuen bereits 7 Stunden früher ausstellen, nein, das geht leider auch nicht, das gibt das Programm nicht her, wir müssten dann leider halt um 0.00 Uhr ….. Ob der Verlängerungsanruf dann noch gebührenfrei sei ? Das wisse sie auch nicht sicher, aber gehe davon aus, dass die Hotline gebührenfrei sei. Soviel zu Travel Mobil nach Wunschtermin bei der Telekom.
Wir fahren weiter Richtung Jasper. Genau am Wanderwegabzweig „Beauty Creek“ zu den Stanley Falls reißt der Himmel ein wenig auf. Schnell ist der Rucksack gepackt und wir folgen dem Flüsschen 1,6 km hinauf. In vielen herrlichen Kaskaden stürzt es uns sehr fotogen entgegen. Nur wenige Wanderer sind unterwegs. Auch “ Ich und die Stanley Falls“ sind nicht da. Kaum sind wir zurück am Womo, beginnt es ordentlich zu regnen. Glück gehabt.
Unser Ziel ist der Honeymoon Campground, auf dem wir auch vor 2 Jahren schon übernachtet haben, allerdings zirka 2 Wochen später im Jahr. Wir finden unseren alten Platz „#4“ frei und schaffen gerade noch einen Kaffee auf der Bank draußen, bevor es erneut zu regnen beginnt und bis in die Nacht nicht mehr aufhört.
Der Himmel ist anfangs stark bewölkt, aber es hat in der Nacht nicht geregnet und sieht, so aus als könne man einen Spaziergang am Mistaya Canyon machen. Beim kurzen aber steilen Wiederanstieg, im Sonnenschein kommen wir gut ins Schwitzen.
Am Outlook des Saskatchenwan Rivers machen wir einen weiteren Fotostopp.
Die nächste Station ist das Icefield Center am Athabasca- Gletscher, wo ein Parkplatz als Campground ausgewiesen ist und wo wir mit Handyempfang übernachten wollen. Hier geht es rund und die von Besuch zu Besuch immer kläglicheren Reste des Gletschers werden, so lange es noch geht, optimal vermarktet.
Interressant ist vielleicht noch, dass die Schmelzwasser des Columbia Icefield, zu dem der Athabasca Gletscher gehört, in drei verschiedene Weltmeere abfließen: Der Sakatchewan nach Osten über den Lake Winnipeg in die Hudson Bay und damit in den Atlantik, der Columbia erst nach Süden in die USA und dann nach Westen in den Pazifik, und der Athabasca nach Norden in den „Großen Sklavensee“ und weiter als Mackenzie River in das arktische Nordmeer.
Fastfood fehlt auch hier nicht und folgende Bilder sprechen für sich: