Über Fort Liard bis Fort Nelson am Alaska Hwy #97

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Samstag, 30.Juli.2022

Unser Übernachtungsplätzchen war gut gewählt.

Wir fahren weiter Richtung Fort Liard. Bäume und Büsche links und rechts der Straße sind so hoch gewachsen, dass man kaum einen Blick auf die Berge erhaschen kann. Man fühlt sich ein bisschen wie hinter grünen Mauern.

Im Blackstone Territorial Park machen wir einen kurzen Stopp, nutzen das Internet im Visitorcenter, machen ein paar Fotos und flüchten dann schnell wieder vor den unzähligen Schnaken.

Cirka 20 Kilometer vor Fort Liard treffen wir auf eine größere Bisonherde mit Jungtieren. Bei 30 hören wir auf zu zählen. Diesmal sind es Kühe mit ihren Kälbern. Die Bullen sind oftmals Einzelgänger.

Fort Liard mit seinen 400 Einwohnen ist absolut unattraktiv. Wir erreichen es nach einem Abzweig von 5 Kilometern, weil wir tanken müssen. Das Visitorcenter, wo man angeblich wunderschöne Handwerkskunst der Aboriginals (so nennt man hier die Ureinwohnener) kaufen kann, ist geschlossen und sieht verkommen aus. Wir fahren noch zum Flussufer, wo der breite helle Liard River mit dem dunklen Petitot River zusammenfließt.

Dann wieder zurück auf den Hwy 7, auf dem jetzt eine lange Baustelle beginnt und man nur noch mit höchstens Tempo 30 km/h vorankommt. Immer wieder sehen wir Bisons am Straßenrand. 20 km vor der Grenze zu BC freuen wir uns dann über die Weiterfahrt auf Asphalt.

Einen Schwarzbären entdecken wir auch. Leider tappt er ziemlich eilig von uns weg und als das Tele aufgesetzt ist, ist der Bär fast weg.

Der kleine schwarze Rest von einem Bären

Wir wollen eigentlich auf dem Alaska Hwy nordwärts fahren, entscheiden uns dann aber für 30 Kilometer Umweg nach Süden, um in Fort Nelson noch einmal alles aufzufüllen und unser total verdrecktes Womo zu waschen.

Es gibt einen sehr hässlichen Campingplatz direkt am Hwy und viele Schilder, die Overnight Parking verbieten. In einem Wohngebiet finden wir beiden Senioren vor einem Seniorenheim ein Plätzchen am Straßenrand, wollen unseren Blog aktualisieren und – haben kein Internet. Shit happens.

Tageskilometer :                388 km

Fahrzeit :                              8 h 03 min

Durchschnitt:                      48 km/h

Auch am Visitorcenter ist das Internet so schnell, dass man zwischen dem Hochladen zweier Bilder eine tasse Kaffee trinken kann.

NWT Diamond and Jewellery Centre  –  Zurück bis Fort Providence am Mackenzie River

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Donnerstag, 28. Juli 2022

Bedeckter Himmel und leichter Sprühregen machen uns den Abschied von Yellowknife leichter -. der Name soll darauf zurückgehen, dass die hier lebenden Indianer kupferne = gelbe Messer benutzten, als die ersten Europäer hier eintrafen. Wir wollen aber vor der Abreise noch die jüngste hier aufblühende Industrie näher kennenlernen.

Nachdem die Goldvorkommen erschöpft waren, entdeckten Geologen in den hiesigen Gesteinsformationen etwas, was in und um die Diamantminen in Kimberley, Südafrika, bekannt wurde und Kimberlite genannt wurde. Diese Gesteinsart kann Diamanten enthalten. Also begann die Suche nach der Kimberlite-Ader, die sich auszubeuten lohnt. 300 km nördlich von Yellowknife – hier werden Entfernungen allgemein in Zeit angegeben, die man zu ihrer Überwindung braucht, d.h. die Mine ist 40 Flugminuten entfernt von Yellowknife- wurde man fündig und errichtete die Diavik Mine. Dort wird im Tagebau mit anschließender vollautomatischer Aufarbeitung und Sortierung das Kimberlite-Gestein abgebaut und auf dem durch einen großen kreisförmigen Damm trocken gelegten Boden eines Sees verarbeitet. Schweres Gerät und Vorräte können nur im Winter über sogenannte Eisstraßen auf Flüssen und Seen dorthin gebracht werden. Der angegliederte, für Boeing 737 nutzbare Flughafen ist nur für leichte Güter und Personal bestimmt. Es wird rund um die Uhr gearbeitet in 12 Stundenschichten und 14 Tage non stop, dann geht’s für 14 Tage nach Hause.

Mittlerweile ist Kanada der 5 größte Diamantenproduzent weltweit. Allerdings werden mehr als 50 % der Diamanten für die Industrie produziert.

Hier gibt’s mehr Infos dazu: https://www.iti.gov.nt.ca/en/mine-market

Dies wird uns von einer netten Dame im NWT Diamond and Jewellery Centre in der 49 Straße vorgestellt. Wir können uns aber zurückhalten und kaufen keine Diamanten, die übrigens alle eine bei starker Vergrößerung lesbare Kennnummer und ein Ahornblatt als Zertifizierungskennzeichen tragen.

Danach machen wir uns auf den Weg nach Süden zurück bis an den Mackenzie River auf den Fort Providence Territorial Campground. Diesmal sehen wir auf den 320 Kilometern nur 8 Bison Einzelgänger. Am Lagerfeuer mit Blick auf den Sonnenuntergang über dem Fluss schreiben wir diesen Blogeintrag.

Yellowknife

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Dienstag, 26. und Mittwoch 27. Juli 2022

Nach all der vielen Fahrerei ist jetzt mal eine Verschnaufpause angezeigt. Wir verlängern die Buchung auf insgesamt 3 Nächte und müssen dazu leider auf dem Platz umziehen – von #60 auf #63 – noch näher an den Strand. Mittags versuchen wir dann auch mal das Baden – ich komme an dem ganz flachen Sandstrand, an dem viele Kinder planschen und spritzen gerade mal bis zu den Knien ins Wasser, während Christiane es bis zum Schwimmen schafft.

Direkt vom Platz aus geht ein geologischer Lehrpfad „Prospector‘s Trail“ über eiszeitlich glattgeschliffene Felsen als Rundweg 4 km durch lichten Kiefernwald und ein Moor. Es gibt an der Rezeption zwar eine Broschüre zu dem Trail, aber unterwegs stehen nur Wegweiser und keine Erklärungstafeln. Trotzdem kann man interessante Entdeckungen machen, wie etwa den Hinweis auf ein Erdbeben durch den etwa 30 cm breiten Versatz in einer eingeschlossenen Quarzader. Überhaupt gilt der Grundsatz: Wenn eine Gesteinsschicht eine andere durchdringt, dann ist sie jünger als die durchdrungene. Ziemlich abrupt wechselt dann der Fels von schwarzem Diabas zu hellem Granit. Ein Sprung in der Geschichte von 100 Millionen Jahren, die der Granit jünger ist – sagt die Broschüre. Auch diejenigen, die sich mehr für Landschaft und Ausblicke interessieren, kommen auf dem Pfad auf ihre Kosten – einschließlich einer tollen Skyline von Yellowknife.

Anschließend fahren wir mit dem Roller noch einmal zum Farmer’s Market in die City.

Am Abend sitzen wir mit Bernard und Sophie vor unserem Womo am Lagerfeuer und philosophieren.

Das Wetter ist nicht mehr so toll und wir lassen es gemütlich angehen. Tanken, Einkaufen, Ver-, Entsorgen, Roller wieder einladen, und eine kleine Reparatur an der Eingangsstufe stehen auf der to-do-Liste.

Am Abend sitzen wir wieder mit Bernhard und Sophie an deren Stellplatz zusammen und beratschlagen ob wir gemeinsam den Liard Hwy versuchen wollen. Vom Nachbarplatz, den man nicht einsehen kann ertönen, laute Stimmen. Erst halten wir es für Kindergeschrei, dann klingt es mehr nach Streit unter Erwachsenen. Unter lauten Worten wird eine Autotür zugeknallt, das Auto gestartet und dann rast es mit maximaler Beschleunigung an der Einfahrt zu Bernhards Parkbucht vorbei .50 Meter weiter, der Weg macht eine Linkskurve fährt es geradeaus weiter und kracht durch Gebüsch einen Abhang hinunter.

Wir stürmen hin. In der Furcht, das Auto könnte Feuer fangen, zerren Bernhard und ich eine junge Frau der indigenen Bevölkerung aus dem Fahrzeug. Sie war nicht angeschnallt, aber zum Glück haben Airbags, die jetzt die Bergung erschweren, wohl das Schlimmste verhindert. Sophie ruft die Polizei und Rettung herbei – 911 – ist hier in Kanada die Notrufnummer.

Die Frau macht einen verwirrten Eindruck – Alkohol ? – Drogen? Sie steht auf , taumelt, beschimpft uns und will uns fortjagen. Derweil sieht Bernard nach der zurückgebliebenen Frau auf dem Zeltplatz, die wohl in einem ähnlichen Geistes-Zustand ist.

Das Notfallmanagement ist grandios und es dauert kein 10 Minuten bis 3 Polizeiautos mit 6 Polizisten und kurz darauf auch ein Krankenwagen eintreffen. Wenig später kommt auch ein Abschleppauto und ein Angestellter des Parks räumt die Campingstelle ab.

Wir werden die Folgestrecke wohl doch nicht gemeinsam angehen, denn Bernrad und Sophie sind RV Neulinge und ihr Auto verfügt nicht über einen Ersatzreifen oder Wagenheber und da wollen sie lieber den 1800 km langen Weg zurück und den Alaska Hwy hinauf nach Fort Nelson nehmen, als die 1000 km kürzere Strecke einschließlich Gravel Road.

Tierreich

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Montag, 25. Juli 2022

Wir starten heute früher in der Hoffnung, mehr Tiere zu sehen. Und schon nach kurzer Zeit treffen wir auf einen einsamen Waldbison am Straßenrand. Nur wenige Kilometer weiter grast eine Herde von 12 Tieren. Interessiert schauen wir zu, wie zwei Bullen ihre „Frauen“ eifersüchtig von den anderen abschirmen.

Auf der Straße haltend beobachten wir dieses Szenario eine ganze Weile, kein einziges Auto kommt entgegen oder überholt.

Immer wieder tauchen kleine Gruppen von Bisons auf. Laut Reiseführer streifen in diesem Areal mittlerweile rund 2000 Tiere umher.

100 Kilometer vor Yellowknife verändert sich die Landschaft. Es wir hügeliger und kurviger, rote Granitfelsen erinnern an die skandinavische Schärenlandschaft. Jürgen entdeckt einen Schwarzbären wenige Meter neben dem Auto, doch als ich zurückfahre, verbschiedet er sich gerade ins Gebüsch.

Scheuer kleiner Schwarzbär

Wir machen eine Mittagsrast am Nort arm Park Day Area, direkt am Sklavensee

Am Nachmittag erreichen wir den Fred Henne Territorial Campground in unmittelbarer Nähe zum Flughafen, 3 Kilometer vor Yellowknife. Wir checken ein, packen den Roller aus und wollen ins Städtchen fahren, da treffen wir an der Rezeption auf ein bekanntes Wohnmobil: Gerade sind Bernhard und Sophie, die wir an meinem Geburtstag im Elk Island National Park kennen gelernt haben, hier angekommen. Sie haben einen Steinschlagschaden an der Windschutzscheibe und hoffen, dass er morgen repariert werden kann.

Man erkennt schnell, dass Yellowknife – seit 1967 Hauptstadt der North-West-Territories, eine erst im 20. Jahrhundert entstandene „Neustadt“ ist. Ältere Siedlungsteile findet man kaum, genauso wenig ein Zentrum. Sein wirtschaftlicher Aufschwung begann mit Goldminen in der Umgebung. Inzwischen sind auch Diamantminen hinzugekommen. Hübsch sind die schwimmenden Häuser auf dem See.

Bei unserer Rundfahrt entdecken wir ein uriges Lokal, an dem außen ein Messingschild hängt und es als ältestes Gebäude von Yellowknife (1937) ausweist. Dort kehren wir ein und essen gut zu Abend.

Um 21.30 Uhr sitzen wir am Lagerfeuer, die Sonne scheint und obwohl Mittsommer schon längst vorüber ist, wird es hier oben nicht dunkel.

Auf dem Yellowknife Hwy – von Hay River bis Cham Lake Territorial Park Day Use Area

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Sonntag, 24. Juli 2022

Wider Erwarten war die Nacht ruhig – kein Zug, kaum Verkehr. Wir haben gut geschlafen. Nach dem Frühstück fahren wir 7 km bis zum Sklavensee. Der Campground im Territorial Park gefällt uns gut. Wir parken und laufen ein paar Schritte zum Strand, wenn man das so nennen kann. Sand ist genug da, aber Treibgut in Unmengen versperrt den Zugang zum See.

Wir fahren zurück in den Ort, tanken noch einmal voll und dann müssen wir 34 km zurück nach Enterprise. Der Abstecher nach Hay River hat sich unserer Meinung nach nicht gelohnt.

Die 440 Kilometer nach Fort Smith (one way) schenken wir uns, auch wenn die Straße inzwischen asphaltiert ist.

Ab Enterprise geht es dann auf der #1 weiter nach Yellowknife. Zunächst geleitet uns das Safetycar , das hier Pilotcar genannt wird, mehrere Kilometer durch eine Baustelle. Dann ist die Straße wieder asphaltiert und wir dürfen ohne Geleitschutz weiter. Nach 105 km verlassen wir die #1, die später als Liard Hwy weitergeht und halten uns rechts auf die #3 (Yellowknife Hwy). Doch schon nach 10 Metern taucht das rote Schild „Construction“ auf und 30 Kilometer übelste Gravelroad beginnen. Eine Stunde brauchen wir und unser Auto sieht furchtbar aus. 20 bis 40 km/h Maximalgeschwindigkeit sind möglich. Man ist erstaunt, wenn man sieht, mit welchem Tempo die Einheimischen in ihren Pickups und Lkws hier entlangschmettern. Bei diesem Fahrstiel könnten wir uns die Rückverschiffung sparen.

Über den Mackenzie führt seit 2012 eine 30 Meter hohe, 1100 Meter lange Brücke – Deh Cho genannt. Vorher musste man mit einer Fähre übersetzen oder im Winter über das Eis fahren – aber im Herbst, bevor das Eis fest genug war oder im Frühjahr, wenn es schmolz und sich Eisschollen hoch auftürmten – ging nichts.

Hinter der Brücke beginnt das Mackenzie-Bison-Sanctuary. Und tatsächlich – bald finden wir 4 grasende Tiere direkt am Hwy. Um kurz vor 18 Uhr machen wir den Motor in der Cham Lake Territorial Park Day Use Area aus und funktionieren sie kuzerhand um in eine „Night-Use-Area“.

Von Fort Vermilion nach Hay River am Großen Sklavensee- Hwy 35

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Samstag, 23.Juli 2022

Unser Schlafplätzchen vor dem Museum ist wirklich sehr zu empfehlen: Ruhig, eben, gutes Internet (nicht Wifi) und obendrein eine Dump-Station.

Die Straße nach High Level – 80 km Entfernung -, die #88 erweist sich in den ersten 70 Kilometern als Katastrophe. Es gibt keine Chance, das beständige Babam – Babam der Schwellen und das Badadada der Schlaglöcher zu vermeiden. Mit 40 km/h max.verzweifelt Christiane am Steuer, dann löse ich sie ab.

Wir müssten zurück auf der #35, um durch High Level zu kommen, bleiben aber nur am Ortsrand für Tanken und Kleinigkeiten einzukaufen. Hier gibt es alles.

Auf der Weiterfahrt wird es zunehmend leerer auf der Straße # 35, die sich gut fahren lässt, aber weder landschaftlich noch von der Vegetation her ein Genuss ist und die gesichtete Tierwelt beschränkt sich mal wieder auf Insekten auf der Windschutzscheibe. Positiv zu bemerken ist, dass es fast durchgehend Internetverbindung gibt.

Kurz vor dem 60. Breitengrad, der Grenze zwischen Alberta und den North-West-Territories legen wir eine Gedenkminute ein für den 10.000 Kilometer, den wir jetzt schon in Kanada gefahren sind.

Am Visitorcenter der Grenze lassen wir uns ein Zertifikat ausstellen und nehmen Infomaterial mit.

Einen kurzen Fotostop später, vor Enterprise an den beeindruckenden Alexandra Falls des Hay Rivers und noch eine staubige Baustelle später, nehmen wir nicht den Abzweig links direkt nach Yellowknife, sondern fahren 38 km weiter bis zum Städtchen Hay River.

Nach 392 Tageskilometern in 6 Stunden 7 Minuten Autofahrt kommen wir mit blanken Nerven im Regen an und lassen am erstbesten freien Platz das Steuer aus der Hand fallen. Wenn wir die Jalousien schließen, sieht jeder Platz von innen eh gleich aus.

Wir freuen uns auf die Nacht. Haben wir doch schon deutlich gehört, dass die Schienen, die wir unterwegs  mehrfach kreuzten, auch befahren werden.

Auf dem Mackenzie Hwy #35 – entlang des Peace River

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Freitag, 22. Juli 2022

Wir haben uns bislang immer über zu wenig Tierbegegnungen beschwert. Das ist aber nicht berechtigt, zumindest dann nicht, wenn man sich die Windschutzscheibe und Frontseite des Autos anschaut. Eine Viertelstunde lang bin ich vor demStart damit beschäftigt, alle Insektenleichen zu beseitigen und wieder freie Sicht zu schaffen. Am Dörfchen Peace River finden wir bei der Durch-, Vorbeifahrt nichts Interessantes. Die Brücke wird erneuert.  Auf der westlichen Uferseite liegen noch 2 Campingplätze und auf der Uferhochfläche ein Einkaufszentrum und Tankstelle mit Propan, wo wir nochmal unseren Energievorrat auffüllen.

Die Zeiten des großen Abenteuers sind zumindest für unseren  heutigen, den südlichen Abschnitt des Hwy 35 vorbei. Der Verkehr ist wenig bis mäßig und Getreide und Maisfelder begleiten den Hwy mindestens ebenso oft wie Espen- und Fichtenwäldchen. Das Dörfchen Mannings unterwegs wirkt sehr gepflegt und hat wohl alles zu bieten, was Wohnmobilisten brauchen.

Wir wollen Fort Vermilion besuchen und fahren ab auf die 697 nach Osten. Am Peace River bringt uns eine Katamaranfähre, bei der das Autodeck quer zur Achse der Katamaranrümpfe verbaut ist, ans andere Ufer. Als wir in der Warteschlange sehen, welch riesige Laster sie auf unsere Seite rüberbringt, fassen wir Vertrauen und lassen uns übersetzen. Beim Runterfahren setzen wir ein wenig mit den Ablaufrollen im Kiesboden auf, aber dabei entsteht kein Schaden.

Weiter geht es auf der anderen Seite durch einen vor Jahren brandgeschädigten Wald, der dabei ist, sich zu erholen und durch Rapsfelder, die schon teilweise verblüht sind und Schoten tragen. Das liegt daran, dass hier am 58 Breitengrad die Tage deutlich länger sind, was die Pflanzen schneller reifen lässt.

Gegen 18 Uhr erreichen wir Fort Vermillon, die zweitälteste Ansiedlung in Alberta, 1788 von Pelzjägern im Dienst der North West Company gegründet.

Ein sehr netter junger Mann im örtlichen Museum freut sich so über unseren Besuch, dass er gerne Überstunden macht und uns eine Führung durch das kleine, aber sehr geschickt präsentierte Museum gibt.

Selbstverständlich sei es uns erlaubt, auf dem Platz vor der Sport-und Museumshalle zu übernachten. Später kommt er noch einmal zum Womo und bringt uns Saskatoon Beeren und lädt uns zum Selberpflücken ein – was uns einige Schnakenstiche beschert. Saskatoonbeeren sehen aus und schmecken wie Heidelbeeren, wachsen aber an 2-3 Meter hohen Büschen, deren Laub an Erlenblätter erinnert, daher der deutsche Name „erlenblättrige Felsenbirne“. Sakatoonbeeren sind neben Trockenfleisch und Tierfett ein Bestandteil des traditionellen Reiseproviantes der Indianer: Pemmican.

Endlich nordwärts

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Mittwoch 20. Juli und Donnerstag 21. Juli 2022

Jetzt stehen unserer Fahrt in die Einsamkeit des Nordens keine Hindernisse mehr im Weg. Wir nehmen die Nordausfahrt Richtung Lamont. Dann auf der #29 oberhalb von Edmonton westwärts, an Fort Saskatchewan, einer Ölindustriestadt, vorbei bis zur Kreuzung mit der #44, der wir in direkter Nordrichtung folgen bis an den kleinen Sklavensee.

Schier endlos geht es durch eine flache Prärielandschaft geradeaus, zwischen in voller Blüte stehenden Rapsfeldern hindurch, die sich bis zum Horizont erstrecken, unterbrochen von wenigen Windbrecher-Heckenanlagen. Der Raps wird hier erst im Frühjahr ausgesät und nicht schon im Herbst des Vorjahres, was die späte Blüte erklärt. Zur Abwechslung stehen auf den riesigen Feldern auch mal Hafer und Weizen. Alles noch sehr grün, während offenbar wegen der Dürre in Deutschland schon jetzt die Getreideernte begonnen hat.

Kurz vor dem See überqueren wir noch einmal den Athabasca River, dessen Quelle, den Athabasca Gletscher und dessen Wasserfall wir im Jasper NP bewundert haben – er mündet in die Hudson Bay.

Der Lesser Slave Lake Provincial Park zieht sich auf der #88 der Ostseite des Sees entlang durch ein hügeliges Waldgebiet und hat mehrere Campingstellen. Die Dienstzeit der Angestellten ist längst zu Ende, als wir gegen 18.20 Uhr endlich den richtigen Campground gefunden haben. Dafür ist dann online-selfreservation vorgesehen, bei dem die noch freien nicht reservierten Plätze angezeigt werden. Die Netzabdeckung ist jedoch zu schlecht, um ein vollständiges Einchecken zu ermöglichen.

Wir lassen uns auf Platz 38 nieder, hier gibt es auch Strom – und stellen fest, dass wir eine neue Baustelle haben: Unser Trafo spinnt. Erst fliegt alle Nase lang die Eingangssicherung durch, dann geht nichts mehr. Das kann nicht mit der Batterieumstellung zusammenhängen, obwohl jetzt auch 600 Watt Ladeleistung = 50 Amp angezeigt werden, aber dann bleiben immer noch 900 Watt für Kühlschrank und Diverses, bis die Nennleistung des Trafos von 1500 Watt ausgereizt ist. Das klären wir morgen, über Nacht brauchen wir keinen Landanschluss.

Nach dem Frühstück schraube ich das edle Chinateil auf und messe alles durch. Dabei stelle ich fest, dass der Wahlschalter für die Eingangsspannung offenbar einen Wackelkontakt produziert. Da wir bis zur Rückkehr nach Europa immer eine Eingangsspannung von 110 Volt haben werden, löte ich einfach eine Brücke über den Schalter und dann geht es wieder. Was sich 4 1/2 Stunden und 280 km später auf unserem nächsten Campground:  RV = Rendez Vous kurz vor Peace River, bestätigt.

Einschub von Christiane: Wieder zeigt es sich, dass man nicht nur einen lieben Ehemann, sondern auch einen findigen Handwerker mit auf die Reise nehmen sollte.

Auch auf der heutigen Fahrt endlose Felder und weites Land. Ab hier beginnt dann der legendäre Mackenzie Hwy.

Auf ein Neues

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Montag, 18.07. und Dienstag, 19.07. 2022

Wieder einmal haben wir eine gute Nacht auf einem Walmart Parkplatz verbracht im Sherwood (Einkaufs-)Park, im Osten von Edmonton. Wir waren die Einzigen.

Für das Geburtstagsfrühstück nehmen wir uns reichlich Zeit und Videotelefonieren per Threema mit zu Hause. Die Sonne scheint und alles ist perfekt – nur romantisch ist die Lokation nicht. Dafür ist es nur einmal über die Straße bis zum Canadian Tyre, wo pünktlich um 13 Uhr Paola mit ihrem Partner erscheint und uns die beiden Batterien mitbringt; Bezahlung mit Kreditkarte und Handy. Die beiden sind tatsächlich so nett, wie wir sie am Telefon erlebt haben. Alberta Lithium ist offenbar ein kleines Internet – Handelsunternehmen und die Beiden wollen jetzt in Kürze zu einem Segel-Tauchtörn in die Karibik aufbrechen. Danke Paola für die smarte Geschäftsabwicklung.

Wir haben in der Wartezeit eingekauft und landen dann mit wunderbaren Tenderloin- Steaks im Kühlschrank auf dem Elk Island National Park östlich von Edmonton gelandet. Das Festessen bereitet sich Christiane hier selbst zu und übertrifft sich dabei selbst. Wenn wir den Fettgeruch von diesen Grillrestaurants nur riechen, sind wir schon satt. Die wirklich guten Restaurants sind dünn gesät und in einer großen Stadt wie Edmonton schlecht mit dem Wohnmobil zu erreichen.

Auf dem Campground kommen wir ins Gespräch mit netten Nachbarn, Zugewanderte: Er, Gastroenterologe aus Kernfrankreich und sie Krankenschwester aus Überseefrankreich, La Reunion, die seit 12 Jahren in Montreal leben und arbeiten. Jetzt, kurz vor der Rente mit 68 , haben sie sich ein Womo, kanadischer Teilintegrierter auf Sprinterbasis, gekauft und wollen für 5 Monate die neue Wahlheimat erfahren. Wir verbringen einen sehr netten Abend zusammen. Auch sie wollen nach Norden, vielleicht treffen wir uns wieder; au revoir,  Sophie et Bernard.

Heute wollten wir eigentlich auf dem Haussee, dem Astotin Lake, Kanu fahren – Pustekuchen, erstens, weil der Wind zu stark pustet und zweitens, weil dienstags die Verleihstation geschlossen ist.

Bleibt also reichlich Zeit, die neuen Batterien einzubauen, was leicht gelingt, nachdem erst einmal all die davor verstaute Ladung rausgetragen wurde. Wegen des deutlich geringeren Innenwiderstandes der LiFePO4 Batterien ist ein zwischengeschalteter DC-DC-Converter wichtig, da sonst ein zu starker Ladestrom die Lichtmaschine beschädigen könnte. Aber den haben wir ja in Form unseres Ladeboosters, den ich vor der Marokkoreise eingebaut hatte.

Dann noch Nebenarbeiten, wie Resetten der Hubstützen und der Alde-Heizungsprogrammierung, weil ja zwischenzeitlich der Strom fehlte. Test – ?? – ja es funktioniert wieder alles. Zeit für ein Sonnenbad und eine Siesta .

Auf der anschließenden Pirschfahrt begegnet uns eine kleine Bisonherde. Beim friedlichen Grasen lassen sie sich gut fotografieren. Gegen die vielen Fliegen oder Schnaken nehmen sie Staubbäder.

Da die Bisons in Nordamerika Ende des 19. Jahrhunderts beinahe ausgerottet waren, beschloss die kanadische Regierung, zwischen 1907 und 1912 mehr als 700 wilde Bisons im Elk Islands Nationalpark anzusiedeln. Heute leben hier mehr Bisons – sowohl Waldbisons als auch Steppenbisons – als 1890 in ganz Nordamerika. Die Waldbisons , die auf der Südseite des Highway 16 leben, sind die größten Landsäugetiere in Nordamerika.

Der Himmel hat sich zugezogen, da haben wir wohl nichts davon, dass dieser Park auch als „Dunkelzone“ ausgewiesen ist, in der man gut die Sterne beobachten können soll.

Fort Edmonton Park

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Sonntag 17.Juli 2022

Der offizielle Ablauf unserer Parkzeit ist 6 AM und der Parkraum bei unserem heutigen Ziel „Fort Edmonton Park“ ist recht begrenzt. Also wie schon mal in Lake Louise machen wir um 7 Uhr einen Stellungswechsel und schlafen noch eine Runde vor dem Park.

Nach unserem Frühstück ist der Parkplatz tatsächlich voll und viele Familien mit Kindern strömen zum Eingang. 20,90 CAD plus Tax ist der Senioreneintritt. Dafür ist freie Fahrt mit der Dampf-Eisenbahn und der elektrischen Straßenbahn eingeschlossen.

Wir nehmen zuerst den Zug und fahren zum Fort, das für die Zeit um 1846 repräsentativ sein soll mit seiner Ausstattung. Auch hier sind wieder die Häuser und Handwerkerräume zu besichtigen, z.T. mit historisch gekleideten Bewohnern.

Auch die „Indigenen Bewohner der Region“ erhielten nebenan im Park die Gelegenheit, ihr Bild der Geschichte zu präsentieren. In einem modernen Gebäude, das man wie einen Tunnel durchläuft, wird teils mit klassischen Mitteln, teils mit moderner Präsentationstechnik ihr Weltbild und ihre traditionelle Lebensweise dargestellt und was die Einwanderung der Europäer daraus gemacht und zerstört hat. Sehr eindrucksvoll und nachdenklich stimmend.

Etwas weiter sind wir in der 1885 Street. Hier wird das Leben der ersten Siedler um das Fort Edminton um 1885 dargestellt: Geschäfte, Handwerker und Saloon und weitere. Die Gebäude sind teils Nachbauten, teils transponierte Originale.

Die nächste Straße führt in das Jahr 1905. Hier gibt es die St Micheal and all Angels Church, Bank of Montreal, Fire-Station, etc.

Zuletzt in der Straße 1920 findet sich eine Telefonzentrale mit Stöpselverbindungen, ein Kino/Theater, eine Autohalle mit Tankstelle und ein Drugstore.

Reichlich geplättet von den vielen Eindrücken kehren wir gegen 17.30 zum Womo zurück.

Morgen sollen wir Paola treffen, die uns die neuen Batterien bringen will, da fahren wir schon mal in den Nordosten der Stadt, wo wir uns bei einer Einkaufsmall treffen wollen. Zumal auf dem Parkplatz hier Schilder vor Dieben warnen und wir vermutlich die Einzigen wären, die über Nacht blieben.

In Edmonton haben wir noch keine Womos gesichtet. Man könnte vermuten, die Stadt sei womofeindlich, da es auch keine Stell- oder Parkplätze für RVs gibt.