Auf dem Yellowknife Hwy – von Hay River bis Cham Lake Territorial Park Day Use Area

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Sonntag, 24. Juli 2022

Wider Erwarten war die Nacht ruhig – kein Zug, kaum Verkehr. Wir haben gut geschlafen. Nach dem Frühstück fahren wir 7 km bis zum Sklavensee. Der Campground im Territorial Park gefällt uns gut. Wir parken und laufen ein paar Schritte zum Strand, wenn man das so nennen kann. Sand ist genug da, aber Treibgut in Unmengen versperrt den Zugang zum See.

Wir fahren zurück in den Ort, tanken noch einmal voll und dann müssen wir 34 km zurück nach Enterprise. Der Abstecher nach Hay River hat sich unserer Meinung nach nicht gelohnt.

Die 440 Kilometer nach Fort Smith (one way) schenken wir uns, auch wenn die Straße inzwischen asphaltiert ist.

Ab Enterprise geht es dann auf der #1 weiter nach Yellowknife. Zunächst geleitet uns das Safetycar , das hier Pilotcar genannt wird, mehrere Kilometer durch eine Baustelle. Dann ist die Straße wieder asphaltiert und wir dürfen ohne Geleitschutz weiter. Nach 105 km verlassen wir die #1, die später als Liard Hwy weitergeht und halten uns rechts auf die #3 (Yellowknife Hwy). Doch schon nach 10 Metern taucht das rote Schild „Construction“ auf und 30 Kilometer übelste Gravelroad beginnen. Eine Stunde brauchen wir und unser Auto sieht furchtbar aus. 20 bis 40 km/h Maximalgeschwindigkeit sind möglich. Man ist erstaunt, wenn man sieht, mit welchem Tempo die Einheimischen in ihren Pickups und Lkws hier entlangschmettern. Bei diesem Fahrstiel könnten wir uns die Rückverschiffung sparen.

Über den Mackenzie führt seit 2012 eine 30 Meter hohe, 1100 Meter lange Brücke – Deh Cho genannt. Vorher musste man mit einer Fähre übersetzen oder im Winter über das Eis fahren – aber im Herbst, bevor das Eis fest genug war oder im Frühjahr, wenn es schmolz und sich Eisschollen hoch auftürmten – ging nichts.

Hinter der Brücke beginnt das Mackenzie-Bison-Sanctuary. Und tatsächlich – bald finden wir 4 grasende Tiere direkt am Hwy. Um kurz vor 18 Uhr machen wir den Motor in der Cham Lake Territorial Park Day Use Area aus und funktionieren sie kuzerhand um in eine „Night-Use-Area“.

Von Fort Vermilion nach Hay River am Großen Sklavensee- Hwy 35

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Samstag, 23.Juli 2022

Unser Schlafplätzchen vor dem Museum ist wirklich sehr zu empfehlen: Ruhig, eben, gutes Internet (nicht Wifi) und obendrein eine Dump-Station.

Die Straße nach High Level – 80 km Entfernung -, die #88 erweist sich in den ersten 70 Kilometern als Katastrophe. Es gibt keine Chance, das beständige Babam – Babam der Schwellen und das Badadada der Schlaglöcher zu vermeiden. Mit 40 km/h max.verzweifelt Christiane am Steuer, dann löse ich sie ab.

Wir müssten zurück auf der #35, um durch High Level zu kommen, bleiben aber nur am Ortsrand für Tanken und Kleinigkeiten einzukaufen. Hier gibt es alles.

Auf der Weiterfahrt wird es zunehmend leerer auf der Straße # 35, die sich gut fahren lässt, aber weder landschaftlich noch von der Vegetation her ein Genuss ist und die gesichtete Tierwelt beschränkt sich mal wieder auf Insekten auf der Windschutzscheibe. Positiv zu bemerken ist, dass es fast durchgehend Internetverbindung gibt.

Kurz vor dem 60. Breitengrad, der Grenze zwischen Alberta und den North-West-Territories legen wir eine Gedenkminute ein für den 10.000 Kilometer, den wir jetzt schon in Kanada gefahren sind.

Am Visitorcenter der Grenze lassen wir uns ein Zertifikat ausstellen und nehmen Infomaterial mit.

Einen kurzen Fotostop später, vor Enterprise an den beeindruckenden Alexandra Falls des Hay Rivers und noch eine staubige Baustelle später, nehmen wir nicht den Abzweig links direkt nach Yellowknife, sondern fahren 38 km weiter bis zum Städtchen Hay River.

Nach 392 Tageskilometern in 6 Stunden 7 Minuten Autofahrt kommen wir mit blanken Nerven im Regen an und lassen am erstbesten freien Platz das Steuer aus der Hand fallen. Wenn wir die Jalousien schließen, sieht jeder Platz von innen eh gleich aus.

Wir freuen uns auf die Nacht. Haben wir doch schon deutlich gehört, dass die Schienen, die wir unterwegs  mehrfach kreuzten, auch befahren werden.

Auf dem Mackenzie Hwy #35 – entlang des Peace River

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Freitag, 22. Juli 2022

Wir haben uns bislang immer über zu wenig Tierbegegnungen beschwert. Das ist aber nicht berechtigt, zumindest dann nicht, wenn man sich die Windschutzscheibe und Frontseite des Autos anschaut. Eine Viertelstunde lang bin ich vor demStart damit beschäftigt, alle Insektenleichen zu beseitigen und wieder freie Sicht zu schaffen. Am Dörfchen Peace River finden wir bei der Durch-, Vorbeifahrt nichts Interessantes. Die Brücke wird erneuert.  Auf der westlichen Uferseite liegen noch 2 Campingplätze und auf der Uferhochfläche ein Einkaufszentrum und Tankstelle mit Propan, wo wir nochmal unseren Energievorrat auffüllen.

Die Zeiten des großen Abenteuers sind zumindest für unseren  heutigen, den südlichen Abschnitt des Hwy 35 vorbei. Der Verkehr ist wenig bis mäßig und Getreide und Maisfelder begleiten den Hwy mindestens ebenso oft wie Espen- und Fichtenwäldchen. Das Dörfchen Mannings unterwegs wirkt sehr gepflegt und hat wohl alles zu bieten, was Wohnmobilisten brauchen.

Wir wollen Fort Vermilion besuchen und fahren ab auf die 697 nach Osten. Am Peace River bringt uns eine Katamaranfähre, bei der das Autodeck quer zur Achse der Katamaranrümpfe verbaut ist, ans andere Ufer. Als wir in der Warteschlange sehen, welch riesige Laster sie auf unsere Seite rüberbringt, fassen wir Vertrauen und lassen uns übersetzen. Beim Runterfahren setzen wir ein wenig mit den Ablaufrollen im Kiesboden auf, aber dabei entsteht kein Schaden.

Weiter geht es auf der anderen Seite durch einen vor Jahren brandgeschädigten Wald, der dabei ist, sich zu erholen und durch Rapsfelder, die schon teilweise verblüht sind und Schoten tragen. Das liegt daran, dass hier am 58 Breitengrad die Tage deutlich länger sind, was die Pflanzen schneller reifen lässt.

Gegen 18 Uhr erreichen wir Fort Vermillon, die zweitälteste Ansiedlung in Alberta, 1788 von Pelzjägern im Dienst der North West Company gegründet.

Ein sehr netter junger Mann im örtlichen Museum freut sich so über unseren Besuch, dass er gerne Überstunden macht und uns eine Führung durch das kleine, aber sehr geschickt präsentierte Museum gibt.

Selbstverständlich sei es uns erlaubt, auf dem Platz vor der Sport-und Museumshalle zu übernachten. Später kommt er noch einmal zum Womo und bringt uns Saskatoon Beeren und lädt uns zum Selberpflücken ein – was uns einige Schnakenstiche beschert. Saskatoonbeeren sehen aus und schmecken wie Heidelbeeren, wachsen aber an 2-3 Meter hohen Büschen, deren Laub an Erlenblätter erinnert, daher der deutsche Name „erlenblättrige Felsenbirne“. Sakatoonbeeren sind neben Trockenfleisch und Tierfett ein Bestandteil des traditionellen Reiseproviantes der Indianer: Pemmican.

Endlich nordwärts

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Mittwoch 20. Juli und Donnerstag 21. Juli 2022

Jetzt stehen unserer Fahrt in die Einsamkeit des Nordens keine Hindernisse mehr im Weg. Wir nehmen die Nordausfahrt Richtung Lamont. Dann auf der #29 oberhalb von Edmonton westwärts, an Fort Saskatchewan, einer Ölindustriestadt, vorbei bis zur Kreuzung mit der #44, der wir in direkter Nordrichtung folgen bis an den kleinen Sklavensee.

Schier endlos geht es durch eine flache Prärielandschaft geradeaus, zwischen in voller Blüte stehenden Rapsfeldern hindurch, die sich bis zum Horizont erstrecken, unterbrochen von wenigen Windbrecher-Heckenanlagen. Der Raps wird hier erst im Frühjahr ausgesät und nicht schon im Herbst des Vorjahres, was die späte Blüte erklärt. Zur Abwechslung stehen auf den riesigen Feldern auch mal Hafer und Weizen. Alles noch sehr grün, während offenbar wegen der Dürre in Deutschland schon jetzt die Getreideernte begonnen hat.

Kurz vor dem See überqueren wir noch einmal den Athabasca River, dessen Quelle, den Athabasca Gletscher und dessen Wasserfall wir im Jasper NP bewundert haben – er mündet in die Hudson Bay.

Der Lesser Slave Lake Provincial Park zieht sich auf der #88 der Ostseite des Sees entlang durch ein hügeliges Waldgebiet und hat mehrere Campingstellen. Die Dienstzeit der Angestellten ist längst zu Ende, als wir gegen 18.20 Uhr endlich den richtigen Campground gefunden haben. Dafür ist dann online-selfreservation vorgesehen, bei dem die noch freien nicht reservierten Plätze angezeigt werden. Die Netzabdeckung ist jedoch zu schlecht, um ein vollständiges Einchecken zu ermöglichen.

Wir lassen uns auf Platz 38 nieder, hier gibt es auch Strom – und stellen fest, dass wir eine neue Baustelle haben: Unser Trafo spinnt. Erst fliegt alle Nase lang die Eingangssicherung durch, dann geht nichts mehr. Das kann nicht mit der Batterieumstellung zusammenhängen, obwohl jetzt auch 600 Watt Ladeleistung = 50 Amp angezeigt werden, aber dann bleiben immer noch 900 Watt für Kühlschrank und Diverses, bis die Nennleistung des Trafos von 1500 Watt ausgereizt ist. Das klären wir morgen, über Nacht brauchen wir keinen Landanschluss.

Nach dem Frühstück schraube ich das edle Chinateil auf und messe alles durch. Dabei stelle ich fest, dass der Wahlschalter für die Eingangsspannung offenbar einen Wackelkontakt produziert. Da wir bis zur Rückkehr nach Europa immer eine Eingangsspannung von 110 Volt haben werden, löte ich einfach eine Brücke über den Schalter und dann geht es wieder. Was sich 4 1/2 Stunden und 280 km später auf unserem nächsten Campground:  RV = Rendez Vous kurz vor Peace River, bestätigt.

Einschub von Christiane: Wieder zeigt es sich, dass man nicht nur einen lieben Ehemann, sondern auch einen findigen Handwerker mit auf die Reise nehmen sollte.

Auch auf der heutigen Fahrt endlose Felder und weites Land. Ab hier beginnt dann der legendäre Mackenzie Hwy.

Auf ein Neues

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Montag, 18.07. und Dienstag, 19.07. 2022

Wieder einmal haben wir eine gute Nacht auf einem Walmart Parkplatz verbracht im Sherwood (Einkaufs-)Park, im Osten von Edmonton. Wir waren die Einzigen.

Für das Geburtstagsfrühstück nehmen wir uns reichlich Zeit und Videotelefonieren per Threema mit zu Hause. Die Sonne scheint und alles ist perfekt – nur romantisch ist die Lokation nicht. Dafür ist es nur einmal über die Straße bis zum Canadian Tyre, wo pünktlich um 13 Uhr Paola mit ihrem Partner erscheint und uns die beiden Batterien mitbringt; Bezahlung mit Kreditkarte und Handy. Die beiden sind tatsächlich so nett, wie wir sie am Telefon erlebt haben. Alberta Lithium ist offenbar ein kleines Internet – Handelsunternehmen und die Beiden wollen jetzt in Kürze zu einem Segel-Tauchtörn in die Karibik aufbrechen. Danke Paola für die smarte Geschäftsabwicklung.

Wir haben in der Wartezeit eingekauft und landen dann mit wunderbaren Tenderloin- Steaks im Kühlschrank auf dem Elk Island National Park östlich von Edmonton gelandet. Das Festessen bereitet sich Christiane hier selbst zu und übertrifft sich dabei selbst. Wenn wir den Fettgeruch von diesen Grillrestaurants nur riechen, sind wir schon satt. Die wirklich guten Restaurants sind dünn gesät und in einer großen Stadt wie Edmonton schlecht mit dem Wohnmobil zu erreichen.

Auf dem Campground kommen wir ins Gespräch mit netten Nachbarn, Zugewanderte: Er, Gastroenterologe aus Kernfrankreich und sie Krankenschwester aus Überseefrankreich, La Reunion, die seit 12 Jahren in Montreal leben und arbeiten. Jetzt, kurz vor der Rente mit 68 , haben sie sich ein Womo, kanadischer Teilintegrierter auf Sprinterbasis, gekauft und wollen für 5 Monate die neue Wahlheimat erfahren. Wir verbringen einen sehr netten Abend zusammen. Auch sie wollen nach Norden, vielleicht treffen wir uns wieder; au revoir,  Sophie et Bernard.

Heute wollten wir eigentlich auf dem Haussee, dem Astotin Lake, Kanu fahren – Pustekuchen, erstens, weil der Wind zu stark pustet und zweitens, weil dienstags die Verleihstation geschlossen ist.

Bleibt also reichlich Zeit, die neuen Batterien einzubauen, was leicht gelingt, nachdem erst einmal all die davor verstaute Ladung rausgetragen wurde. Wegen des deutlich geringeren Innenwiderstandes der LiFePO4 Batterien ist ein zwischengeschalteter DC-DC-Converter wichtig, da sonst ein zu starker Ladestrom die Lichtmaschine beschädigen könnte. Aber den haben wir ja in Form unseres Ladeboosters, den ich vor der Marokkoreise eingebaut hatte.

Dann noch Nebenarbeiten, wie Resetten der Hubstützen und der Alde-Heizungsprogrammierung, weil ja zwischenzeitlich der Strom fehlte. Test – ?? – ja es funktioniert wieder alles. Zeit für ein Sonnenbad und eine Siesta .

Auf der anschließenden Pirschfahrt begegnet uns eine kleine Bisonherde. Beim friedlichen Grasen lassen sie sich gut fotografieren. Gegen die vielen Fliegen oder Schnaken nehmen sie Staubbäder.

Da die Bisons in Nordamerika Ende des 19. Jahrhunderts beinahe ausgerottet waren, beschloss die kanadische Regierung, zwischen 1907 und 1912 mehr als 700 wilde Bisons im Elk Islands Nationalpark anzusiedeln. Heute leben hier mehr Bisons – sowohl Waldbisons als auch Steppenbisons – als 1890 in ganz Nordamerika. Die Waldbisons , die auf der Südseite des Highway 16 leben, sind die größten Landsäugetiere in Nordamerika.

Der Himmel hat sich zugezogen, da haben wir wohl nichts davon, dass dieser Park auch als „Dunkelzone“ ausgewiesen ist, in der man gut die Sterne beobachten können soll.

Fort Edmonton Park

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Sonntag 17.Juli 2022

Der offizielle Ablauf unserer Parkzeit ist 6 AM und der Parkraum bei unserem heutigen Ziel „Fort Edmonton Park“ ist recht begrenzt. Also wie schon mal in Lake Louise machen wir um 7 Uhr einen Stellungswechsel und schlafen noch eine Runde vor dem Park.

Nach unserem Frühstück ist der Parkplatz tatsächlich voll und viele Familien mit Kindern strömen zum Eingang. 20,90 CAD plus Tax ist der Senioreneintritt. Dafür ist freie Fahrt mit der Dampf-Eisenbahn und der elektrischen Straßenbahn eingeschlossen.

Wir nehmen zuerst den Zug und fahren zum Fort, das für die Zeit um 1846 repräsentativ sein soll mit seiner Ausstattung. Auch hier sind wieder die Häuser und Handwerkerräume zu besichtigen, z.T. mit historisch gekleideten Bewohnern.

Auch die „Indigenen Bewohner der Region“ erhielten nebenan im Park die Gelegenheit, ihr Bild der Geschichte zu präsentieren. In einem modernen Gebäude, das man wie einen Tunnel durchläuft, wird teils mit klassischen Mitteln, teils mit moderner Präsentationstechnik ihr Weltbild und ihre traditionelle Lebensweise dargestellt und was die Einwanderung der Europäer daraus gemacht und zerstört hat. Sehr eindrucksvoll und nachdenklich stimmend.

Etwas weiter sind wir in der 1885 Street. Hier wird das Leben der ersten Siedler um das Fort Edminton um 1885 dargestellt: Geschäfte, Handwerker und Saloon und weitere. Die Gebäude sind teils Nachbauten, teils transponierte Originale.

Die nächste Straße führt in das Jahr 1905. Hier gibt es die St Micheal and all Angels Church, Bank of Montreal, Fire-Station, etc.

Zuletzt in der Straße 1920 findet sich eine Telefonzentrale mit Stöpselverbindungen, ein Kino/Theater, eine Autohalle mit Tankstelle und ein Drugstore.

Reichlich geplättet von den vielen Eindrücken kehren wir gegen 17.30 zum Womo zurück.

Morgen sollen wir Paola treffen, die uns die neuen Batterien bringen will, da fahren wir schon mal in den Nordosten der Stadt, wo wir uns bei einer Einkaufsmall treffen wollen. Zumal auf dem Parkplatz hier Schilder vor Dieben warnen und wir vermutlich die Einzigen wären, die über Nacht blieben.

In Edmonton haben wir noch keine Womos gesichtet. Man könnte vermuten, die Stadt sei womofeindlich, da es auch keine Stell- oder Parkplätze für RVs gibt.

Edmonton – in der Warteschleife

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Freitag, 15. und Samstag 16. Juli 2022

Wir nutzen die Zeit bis zum Check out (14Uhr) aus und schauen uns auch noch das Flüsschen an. Es ist breit und flach und einige Camper haben sich bei der Hitze den Campingstuhl ins Wasser gestellt.

Wir brauchen eine Waschmaschine , die es hier nicht gibt und wollen weiter nach Edmonton.

Hier beginnt gerade der Raps zu blühen

Per Internet haben wir uns den am Westrand gelegenen RV Park & Camp Ground ausgesucht und einen Platz reserviert. Keine so prickelnde Wahl. Der zugewiesene Platz hatte zwar „pull through“ und „full hook up“ – aber in Amiland sind die Anschlüsse genormt auf der Fahrerseite – unser Auto hat seine Anschlüsse auf der Beifahrerseite – aber er war sehr eng und wir hätten uns ein wenig mehr Patz zu den seitlichen Nachbarn gewünscht. Positiv allerdings war, dass wir 4 Waschmaschinen gleichzeitig bedienen konnten und damit dann auch schnell durch waren und die Wäsche in der Tageshitze um 35 °C auch schnell trocknete. Zum Abend dann noch die Nachrichten und nach langer Zeit mal wieder einen Krimi – Magenta TV Stick macht‘s möglich.

Hier wollen wir also auch nicht verlängern , checken aus und fahren nach Edmonton Downtown, wo ein Farmer‘s Market sein soll. Vorbei an Roberts Place, einer Multifunktionsarena und dem Royal Alberta Museum erreichen wir auch den Markt im Zentrum, aber es ist der falsche. Nur 3-4 Stände Krimskrams erblicken wir. Weiter streunen wir durchs Zentrum, fahren die Einkaufsstraße, Jasper Avenue, entlang und sagen uns, hier wollen wir nicht zu Fuß unterwegs sein. Vielleicht sollte unsere Bundesregierung über die Haschischfreigabe noch einmal nachdenken und hier einen Besuch machen.

Dann entdecken wir, dass der eigentliche Farmer‘s-Market südlich des die Stadt durchschneidenden North-Saskatchewan River, im Stadtteil „Old Strathcona“ stattfindet. Er geht bis 15 Uhr, da haben wir noch 45 Minuten für 11 Kilometer entlang der Peripherie. Schaffen wir denn auch noch gerade so und können sogar noch Kleinigkeiten einkaufen.

WEM – West Edmonton Mall – ist unsere nächste Anlaufstelle. Von 1981 bis 2004 war sie das größte Einkaufszentrum der Welt und ist Arbeitsplatz für 24000 Menschen. Die Dubai Mall hat ihr diese Position weggenommen.

Drei Stunden schlendern wir darin herum und haben doch nur ein Bruchteil der Geschäfte gesehen. Es gibt einen Indoor Vergügungspark mit Gokartbahn, ein Eisstadion, ein Wellenschwimmbad, ecetera, ecetera : https://de.wikipedia.org/wiki/West_Edmonton_Mall

Für die Übernachtung haben wir uns auf dem Hinweg einen Parkplatz im Universitätsbezirk ausgesucht. 5.50 CAD Parkplatzgebühr bis Sonntag.

Auf Batteriesuche

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Mittwoch, 13.Juli bis Donnerstag, 14. Juli 2022

Heute geht es weiter. In der Nacht hat es etwas getröpfelt und der Morgen ist grau in grau. Da die Batterien für den Wohnraum wirklich nicht mehr großartig belastbar zu sein scheinen – zwei Kaffee mit der Senseo lassen sie in den Keller gehen – und wir jetzt in den einsamen Norden starten wollen, brauchen wir zwei neue. Die nächste größere Stadt, die noch an der Route liegt, ist Hinton im Yellowhead County. Auf dem Weg dorthin machen wir noch einen Abstecher nach Miette Hot Springs. Hier kommt 54 °C warmes Wasser aus einer Quelle, wird auf 40°C abgekühlt und in ein Becken geleitet. Der Parkplatz ist voll, wir machen ein paar Fotos und fahren weiter.

In Hinton finden wir nirgendwo geeignete Batterien, aber die messtechnische Bestätigung, dass die Batterien nur noch einen Bruchteil ihrer Nennkapazität haben – also ausgetauscht werden sollten.

Da Walmart hier auf einem Schild RV-Reisende ausdrücklich zur Übernachtung willkommen heißt, wollen wir die Gastfreundschaft nicht ausschlagen und schlafen mal wieder auf dem Parkplatz.

Bis Mittag recherchieren wir im Internet, wer, wo, welche Batterien möglicherweise auf Lager hat und fahren dann 85 km weiter bis Edson, dem nächsten größeren Städtchen. NAPA Autoparts kann vielleicht bestellen, aber wann die dann geliefert werden, muss noch geprüft werden. Dieser Ort ist an Hässlichkeit nur schwer zu überbieten und nachdem auch drei andere Anbieter im Ort nichts für uns haben, versucht Jürgen Alberta Litium anzurufen, die relativ günstig, nur wenig teurer als die Gelbatterien bei NAPA, LiFePO4 Batterien gleicher Kapazität anbieten. Der Firmensitz ist etwa 500 km entfernt in Lac au Biche, aber vielleicht gibt es ja ein Geschäft in der Umgebung von Edmonton. Paola ist am Telefon äußerst hilfsbereit und bietet an, am Montag 2 Batterien nach Edmonton zu bringen, wohin sie ohnehin geschäftlich müsse. Der Treffpunkt ist vereinbart – Londonderry Mall – Zeitpunkt wird noch mitgeteilt.

100 km vor Edmonton finden wir noch Platz auf dem gut besuchten Provincial Park Pembina River.

Nun haben wir also in den nächsten beiden Tagen doch noch Gelegenheit, Edmonton zu erkunden, auch wenn wir nun auf anderer Strecke als geplant nach Norden vorstoßen werden.

Wandertag

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Dienstag, 12.Juli 2022

Für heute ist noch einmal tolles Wetter angesagt, da wäre es ja eine Sünde, wenn wir weiterfahren würden. Und tatsächlich – beim Aufwachen werden wir von wolkenlosem blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein begrüßt. Wir füllen noch einmal einen „selfregistration“ Zettel aus und fahren 4 Kilometer in Richtung Icefield-Center zu den Sunwapta-Falls. Hier kann man gleich am Parkplatz auf einer Aussichtsplattform und einer Brücke die oberen Fälle bewundern – das tun die meisten und fahren wieder weiter.

Wir laufen 2 Kilometer auf einem wunderschönen Waldweg zu den Lower-Falls und werden mit immer wieder neuen tollen Ausblicken belohnt. Auf einer Bank mit einer Gedenktafel bleiben wir eine Weile sitzen. Hier ist 1993 ein noch nicht mal 20 jähriger junger Mann ums Leben gekommen. Vermutlich ist er ausgerutscht und von den Wassermassen mitgerissen worden. Wir sind dankbar, dass es das Schicksal bislang immer so gut mit uns gemeint hat.

Von den Sunwapta-Falls fahren wir weitere 20 Kilometer in Richtung Icefield-Center, parken linker Hand an einer alten Poststation und wandern den Pobuktan-Trail am gleichnamigen Creek 5 Kilometer hinauf. Es ist ein Wanderweg, der Zeltler, die zu Fuß unterwegs sind, auf verschiedene Backcountry Campgrounds bringt. Zwei Backpacker – Vater und Sohn – begegnen uns, ansonsten ist der Wald menschenleer. Auch Bären oder andere Wildtiere sind nicht zu finden. Himmlische Ruhe umgibt uns und wunderschöne Wildblumen wachsen entlang des Weges: Immer wieder die Paintbrushes in orange und knallrot, wilde Akelei, Glockenblumen, Walderdbeeren und vieles mehr.

Leider hat auch hier in den Wäldern der Rockies der Borkenkäfer für trauriges Baumsterben gesorgt. In den Nationalparks darf nur eingegriffen werden, wenn die Sicherheit von Besuchern bedroht ist, ansonsten muss die Natur sich selbst helfen. Der Weg ist an vielen Stellen sehr, sehr matschig. Man muss ins Gebüsch ausweichen oder riskieren, dass der Schmodder in die Stiefel läuft.

Als wir nach heute insgesamt über 14 Kilometer Wanderstrecke zurück zu unserem Platz kommen, treffen wir auf ein Paar aus Frankfurt, das seinen Campingbus ebenfalls verschifft hat und das seinerseits vor 2 Tagen ein Paar aus Hadamar getroffen hat, das mit dem Motorrad unterwegs ist. Die Hessen sind hier also gut vertreten! Die beiden Frankfurter sind seit 1. Mai unterwegs und haben open end. Ihre Jobs haben sie gekündigt, die Wohnung aufgelöst und für 2 Jahre eine weltweite Krankenversicherung abgeschlossen. Dann wollen sie weitersehen.

Wir sind ziemlich groggy, machen uns noch ein Feuerchen und liegen um 21.30 Uhr in der Mupfel.

Übrigens: Auf dem Icefiled-Parkway gibt es bis auf einen Kilometer um das Icefield-Center keinen Handy-Empfang und damit auch kein Internet.

Schönheiten am Wegesrand

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Montag, 11. Juli 2022

Beim Aufwachen glauben wir: Das wird wohl nichts mit dem Sonnentag! Doch nach dem ´Frühstück reißt der Himmel immer mehr auf und das Blau nimmt zu. Als wir den Platz verlassen wollen, entdecken wir zwischen Campingplatz und Hauptstraße vier grasende Waipitis.

Statt auf den Haupt-Parkway 93 fahren wir auf die alte Straße 93 A, die viel weniger befahren ist, in der Hoffnung, noch mehr Tiere zu finden. Das ist leider ein Trugschluss, auch der Abzweig zum Edith Cavell Wanderparkplatz bringt keine neuen Tierbegegnungen.

Dafür blüht es an den Straßenrändern so wunderschön, dass wir uns kaum satt sehen können. Besonders eine orangefarbene Lilienart hat es uns angetan. Bei den Athabasca Falls mündet die 93 A wieder in die 93. Die Ausblicke auf die teils noch schneebedeckten Berge sind fantastisch.

Um 15 Uhr erreichen wir den Honeymoon-Lake-Campground, finden auf Platz 3 einen hellen, sonnigen Platz mit Rosengarten und Fireweed. Hier bleiben wir.

Die kleinen selfregistration campgrounds in den Nationalparks sind besonders schön. Man darf nur nicht zu spät kommen, sonst sind die schönsten Plätze weg. Die Plätze sind „unserved“, d.h. sie haben keinen Strom, keine Waschhäuser, aber Trockentoiletten, einen überdachten Koch- und Aufenthaltsraum für Zeltler und eine Trinkwasserzapfstelle.

Gemeinschafts Koch- Essraum

Im Jasper-Park ist auch überall im Übernachtungspreis, hier 26 CAD, das Feuerholz inbegriffen. Die luxuriösen riesigen RVs und 5thwheeler finden hier keine Stellfläche. Man findet vorwiegend kleinere Womos bis 7,50 Meter, Pkws oder Fahrräder mit Zelt. Wir treffen eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die mit Tandemrad, Thule-Kinderwagenanhänger und Zelt durch die Rockys reisen. Respekt!

Respekt

Beim Lagerfeuer lassen wir den Tag gemütlich ausklingen.