Wanderung am Lac Fou und Weiterfahrt zum Lac St. Jean

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Samstag, 17. September

5°C zeigt das Außenthermometer um 8 Uhr, dazu bewölkter Himmel und Nebelschwaden ziehen durch den Wald. Drinnen ist es gemütlich warm und wir haben dementsprechend auch keine Eile mit dem Rauskommen.

Als wir unsere Wanderung beginnen, ist es 12 Uhr, dafür ist aber auch das Auto schon wieder tip top reisefertig. Der Trail am Lac Fou ist kurz und ohne Schwierigkeiten, mit einigen schönen Ausblicken auf den See und einem Beobachtungsplatz auf ein Sumpfgebiet. Wären wir 6 Stunden früher gewesen, hätten wir hier sogar Elche sehen sollen, sagte vorgestern „Bibi“, als sie uns diese Tour empfahl.

Kurz nach 13 Uhr sitzen wir wieder im Auto für 4 ½ Stunden oder 310 Kilometer, bis wir auf einem Aussichtspunkt über dem Lac St. Jean unser Nachtquartier erreicht haben.

Die Strecke ist landschaftlich schön und folgt anfänglich dem Lac Maurice und dem gleichnamigen einspeisenden Fluss. Es folgen Wälder, Hügel und Seen, aber leider gibt es keine Haltebuchten an der Straße und für Parken an / auf der Straße ist sie zu schmal. Am Nachmittag bedeckt sich der Himmel zunehmend. Am Abend sieht es bedrohlich aus und wir erwarten Regen und Gewitter für die Nacht.

Schöne Wanderung zum Lac Solitaire

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Freitag, 16. September 2022

Es ist auch heute Morgen wieder kalt, 8°C, aber sonnig und windig. So lassen wir es langsam angehen. Gegen 11 Uhr ist dann Abmarsch. Es gibt hier, wie schon gesagt, 3 Wanderungen mit gleichem Anfang, aber unterschiedlichen Erweiterungen und Gesamtlängen. Alle sind als „difficilie“ gelistet und dauern von 3 Stunden bis 5 Stunden. Wir laufen die kürzeste Runde, # 13, mit 443 Höhenmetern und 5,5 Kilometern Distanz. Es steigt in kurzen Stücken immer wieder mal steil an, überwiegend durch Laubwald und über viele Wurzeln, die über eiszeitlich glatt geschliffenen Granit ziehen.

Man muss schon trittsicher sein und insbesondere der Abstieg zum Lac Solitaire ist schwierig, weil es steil ist und ungesichert steil zum See abfällt. Dort gibt es eine nette Schutzhütte, bei der wir eine Brotzeit einlegen.

Auch die zweite Hälfte zurück bietet tolle Aussichten auf den Nachbarsee Lac Bouchard. Zwei rote Stühle, die man oft an schönen, aussichtsreichen Stellen hier in Kanada findet, laden zum Genießen und Innehalten ein. So viel Silber auf dem See -was könnte man alles an phantasievollen Geschichten dazu erzählen.

Am „Pavillion de Service“, dem Start- und Zielpunkt der Wanderung, ist es windgeschützt und wir genießen nochmal die Sonne, bevor wir mit dem Womo die Parkstraße noch 28 Kilometer weiterfahren zum Aussichtspunkt „Le Passage“ mit herrlichen Blick auf einen lang gezogenen See, an dem der zweite Campground für RVs, allerdings ohne Stromanschlüsse, „Wapizagonke“ liegt – hier kann man auch Kanus mieten.

Noch einige weitere Wander- und Badestellen des Parkways abklappernd zockeln wir wieder zu unserem Campground zurück.

Parc National de la Mauricie (du Canada)

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Donnerstag, 15. September 2022

Es war kalt in der Nacht draußen, jedenfalls ist die Windschutzscheibe von innen heftig beschlagen, was schon lange nicht mehr vorkam und das Thermometer zeigt am Morgen 8°C. Es bleibt auch den ganzen Tag unter 20 °C. Eine unserer Gasflaschen ist seit 4 Tagen leer, da sollten wir am besten heute noch für Füllung sorgen.

Ein kleiner Spaziergang nach dem Frühstück führt uns über einen schönen Boardwalk zum Ausblick auf den Sumpf des Vogelschutzgebietes und den St. Lorenzstrom, der hier den Namen Lac St. Pierre trägt. Aber Vögel sehen und hören wir keine. Also weiter.

Unterwegs auf einer Autobahnraststätte gibt es guten Handyempfang, was wir ausnutzen, um noch die vielen Ottawabilder in den Blog einzufügen und ins Netz zu stellen.

Shawinigan nennt sich das letzte Städtchen an der Autobahn #55 vor dem Nationalpark. Es ist geprägt durch einen Stausee zur Stromgewinnung und eigentlich recht hübsch. Wir haben es ausgiebig erfahren auf der Suche nach einer Gastankstelle und nach einem Supermarkt. Für alle, die mal in die gleiche Situation kommen: Die nördlichste Autobahnausfahrt nehmen, nicht wie wir die südlichere entlang des Sees. So kommt man direkt in die Einkaufsmeile mit Walmart oder etwas feiner IGA und auch Canadian Tyre ist hier. Die wollen aber unsere Tankflaschen nicht füllen und verweisen uns zu „RONA“, wohl so etwas wie ein Baumarkt, neben der Shell – Tankstelle auf der anderen Straßenseite. Und zack – sind beide bottles wieder voll. Wir befürchteten schon, bereits hier in Kanada einen Vorgeschmack auf einen kühlen Winter zu bekommen.

Übrigens spricht man hier natürlich Französisch und das schnell und mit Dialekt – ach ja  – und auch auf den roten 6-eckigen Schildern steht „Arrêt“, nicht „Stop“.

In allen Provinzen werden Provincial  – Parks und Nationalparks unterschieden. Letztere werden von der Zentralregierung in Ottawa betrieben. Nicht so in einer großen Provinz im Osten des großen Landes Kanada. Hier werden die Provincial Parks ganz stolz als Nationalparks bezeichnet. Die anderen erhalten zum Titel Nationalpark den Zusatz „du Canada“. Tja, man ist hier halt etwas Besonderes.

Als wir schließlich am Visitorcenter ankommen, gibt es einen freundlichen Empfang und Einweisung durch „Bibi“ (sie sieht jedenfalls so aus wie die Wiener Kommissarin), die sogar noch einen Platz für zwei Tage, also bis Samstag, für uns findet. Camping Rivièr a la Pêche Platz C2.

Wir machen noch einen Erkundungsspaziergang und finden den Platz sehr gut. Im Zentrum des Kreises der Stellplätze ist ein pieksauberes Zentralgebäude mit Duschen und Toiletten sowie einem Gemeinschaftsspeise-/ Aufenthaltsraum. Nahe dabei ein weiteres Servicegebäude mit Terasse, WLAN, Ladesäulen für E-autos und ein per App offenbar kostenlos zu bedienender Elektrogrill.

Unmittelbar hier gehen durch einen Torbogen verschiedene Wanderwege los. Doch das ist etwas für morgen.

Ottawa

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Dienstag, 13. September und Mittwoch 14. September

Es erscheint uns nicht sinnvoll, von hier aus Ottawa zu besichtigen. In der Nacht hat es geregnet und auch am Morgen sieht es nicht beständig trocken aus. Also Roller wieder einpacken und auf zum Walmart- Parkplatz nahe am Stadtzentrum. Der Platz ist eigentlich ganz gut, aber das Wetter ?? Wir fahren Richtung Parlamentshügel und wollen dort einen Parkplatz suchen, von dem aus wir zu Fuß das Zentrum erschließen können. Keine Chance! Die auf der Navikarte eingezeichneten Parkplätze sind alle nicht für die Öffentlichkeit zugelassen, sondern reserviert für Parlamentarier und Staatsbedienstete.

Frustriert fahren wir über den Ottawa-River und wechseln damit die Stadt und die Provinz. Ottawa liegt in Ontario und wurde einst von Königin Viktoria zur Hauptstadt von Kanada bestimmt – auf der anderen Flussseite liegt Gatineau und das gehört zur Provinz Québec. Hier gibt es auch unter einer Brücke, die zurück nach Ottawa führt, einen Parkplatz für 12 CAD pro Tag, d. h. wir hätten sogar übernachten können, aber die elektronische Internetbezahlprozedur „iStall“ ist bescheuert programmiert und erlaubt keine Angaben europäischer Wohnorte oder Telefonnummern. Man könnte glauben, der Fehler stecke vor der Handytastatur oder trete erst ab 70 auf, aber ein junges Schweizer Pärchen kommt zu dem gleichen Ergebnis und fährt frustriert weiter, wie auch wir. Es regnet inzwischen wieder leicht.

Im Internet findet man für Gatineau, etwa 1,5 km weiter, den Hinweis auf einen großen Parkplatz Eishockey-Halle „Robert Guertin Arena“, von wo aus der Parliament Hill in Ottawa mit 3,5 km fußläufig zu erreichen wäre, was auch die Polizeistreife, die wir fragten, bestätigt. Aber hier finden wir ein Slumlager aus Planen und Leute, bei denen wir unser Auto nicht unbewacht stundenlang abstellen wollen.

Nächste Idee: Walmart in Gatineau – Overnight parking verboten!

Dann am Ende zurück zum ersten Walmart in Ottawa, wo wir das Wetter aussitzen und übernachten. Im Walmart ist auch eine Apotheke. Offenbar habe ich zu wenig ß-Blocker mitgenommen und will dort mit einem selbst ausgestellten Rezept Nachschub besorgen. Artig lege ich Rezept und meinen Arztausweis vor. Sorry das geht nur mit der Verordnung durch einen in Kanada zugelassenen Arzt. Alles Diskutieren hilft nicht, stattdessen erhalte ich Infos über Walk’in Kliniken und Telefonärzte. Da fällt uns Bernard ein, der Gastroenterologe aus Montreal, den wir im Elk Island NP kennen gelernt haben und zuletzt in Yellowknife trafen. Ihn rufe ich an. Er ist noch auf seiner Reise, aber er kann sich bei der Apotheke mit seiner Arztnummer identifizieren, und die Apothekerin findet ihn im Arztverzeichnis. Er bestätigt telefonisch die Verordnung und achon heißt es: „Please give us 10 to 15 minutes to prepare“ Dann kann ich für 16,80 CAD cash 100 Tbl. in Empfang nehmen.

Übrigens : Heute hat unser Urlaubs-Kilometerzähler die 20.000 Kilometer überschritten.

In der Nacht gibt es Starkregen, aber am Morgen scheint die Sonne und es ist mäßig bewölkt.

Um 9 Uhr sitzen wir auf dem Roller und fahren die 5 Kilometer zum Parliament – Hill. Parken ist mit Roller kein Problem. Unmittelbar im Zentrum kurz vor dem Ehrenmal der gefallenen kanadischen Soldaten, wo wir um 10 Uhr die Wachablösung verfolgen, ketten wir ihn am Bürgersteig an einen Baum.

Die Touristenströme halten sich in Grenzen.

Die neugotischen Parlamentsgebäude sind schon länger Gegenstand umfangreicher Sanierungsarbeiten und es wird überall fleißig gewerkelt.

Schön ist auch der Blick hinüber nach Gatineau.

Die Wellington Road trennt die Regierungsgebäude von Downtown und der Einkaufsmeile, die zu durchstreifen uns nicht besonders anturnt.

12 Uhr sind wir wieder am Peace -Tower und warten vergebens auf das angepriesene 15 – minütige Glockenkonzert. Gut so! Damit kommen wir früher wieder zum Roller und zum Walmart, denn gerade, als wir den Roller im Auto haben, setzt wieder ein ordentlicher Platzregen ein.

Weiter geht die Fahrt. Auf der Autobahn #40 solle es weiter gehen zum NP de la Maurice. Bei Jerome gibt es einen Stau und wir gedenken auf der #158 abzukürzen, was sich jedoch als Fehler erweist. Die Straße ist schlecht und es gibt viele langsame Ortsdurchfahrten mit vielen Ampeln. Als wir in Jolliet wieder auf die #40 kommen, steht fest, dass wir unser Ziel nicht mehr im Hellen erreichen können und so beenden wir den Tag kurz vor Trois Riviers auf dem Wanderparkplatz von Yamachiche. Eine Ausfahrt zuvor ist der Irving Truckstopp, wo wir nochmal dumpen, aber unter all den großen Trucks, die an- und wieder abfahren, nicht übernachten wollen.

Alles ist irgendwann das erste Mal

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Sonntag, 11.September und Montag, 12.September

An dem Platz hatten wir guten Handyempfang und konnten den Blog bearbeiten und uns etwas besser über den Algonquin Park informieren. Sogar eine Internet Reservierungsbuchung für einen Platz direkt am See # 52 auf dem Rock Lake Campground ist uns für eine Nacht gelungen. 70,32 CAD für eine Nacht incl. Strom, Reservierungsgebühr von 9,75 CAD und Steuern. Da liegen viele Commercial Campgrounds drunter. Berühmtheit hat halt ihren Preis. So ausgestattet fahren wir dann gegen 10 Uhr los.

Nach 34 km erreichen wir das Gate und das Visitorcenter und fragen dort nach dem Permit zum Anhalten und Wandern im Park. Das sei schon im Campingpreis enthalten, wir müssten nur noch unser Autokennzeichen eintragen lassen – entweder am Camping, aber der liegt fast am anderen Parkende, und vorher dürften wir uns besser nicht beim Anhalten erwischen lassen – oder wir könnten das vielleicht noch über unseren Account bei Ontarioparks im Internet erledigen. Am Visitorcenter gibt es aber keinen ausreichend starken Empfang.

Ferner erfahren wir die Adresse und Telefonnummer eines Kanuverleihers, der uns heute noch ein Kanu an den Campingplatz bringen könnte – 32,40 CAD für einen Tag (24 Stunden) Miete – es wurden 54,22 CAD daraus, denn Schwimmwesten und Anlieferung und Steuer sind in dem Prospektpreis nicht enthalten.

Wir eilen 40 Kilometer durch den Park, halten nirgends an, lassen am Campground unser Auto registrieren und erfahren, dass der Kanuverleiher noch da sei. Direkt vor unserem gebuchten Platz treffen wir ihn und mieten trotz unsicheren Wetteraussichten für den Tag ein Kanu.

Schnell werden Sachen in den wasserdichten Packsack gestopft und dann geht’s los. Der Sandstrand ist flach, wir schieben das Kanu ins Wasser, sie steigt ein, während er es hält, dann er, während sie schon einen Paddelschlag tut. „Uhhhps“, ertönt von hinten, es wackelt und – platsch, liegen zwei im 30 cm tiefen Wasser und das Kanu läuft voll. Ihr Handy badet, überlebt aber, bis zum Bauchnabel ist alles nass – warum geht man auch mit Klamotten aufs Wasser – und die Stimmung ist erst einmal hin. Mensch! – Was ist passiert? Wir sind doch schon soooo oft gepaddelt und nie gekentert! Ja, alles geschieht irgendwann zum ersten Mal. Wir ziehen trockene Sachen an, starten einen zweiten Versuch mit der neu gewonnenen Erkenntnis, dass dieses Kanu sehr wackelig ist und wir ganz schnell unseren Schwerpunkt so tief wie möglich verlagern müssen.

Zwei Stunden paddeln wir über den See. Er erinnert uns sehr stark an den Dalsland-Kanal in Schweden. Auch hier sind Übernachtungsplätze für Kanuten auf kleinen Inseln eingerichtet, aber während es in Schweden Feuerholz gibt und Trockentoiletten, gibt es hier nur eine halbwegs gerade Fläche für Zelte.

Wir kommen trocken zurück, das Gewitter hat sich verzogen.

Eine weitere Nacht auf dem Campground ist nicht zu buchen. Obwohl genügend Platz ist, scheitert es an der Verfügbarkeit von Plätzen für RVs über 18 feet. Die wären noch immer luxuriös groß für 26 feet, aber es darf nicht sein. ☹ Kanadische Nachbarn geben uns den Tipp, unser Auto auf 18 feet schrumpfen zu lassen und eine Neuregistrierung an der Rezeption zu machen.

Es ist abends noch recht warm und wir sitzen draußen und lesen. Eine Rangerin geht ihre Runde, spricht mit den Gästen und wohl auch mit unseren Nachbarn, dann kommt sie zu uns und spricht uns in Deutsch an. Sie ist in Kanada geboren, aber ihre Oma war Deutsche und lebte in Solingen. Damit sie sich besser unterhalten konnten, hat die Rangerin Deutsch gelernt, denn sie hatte ihre Oma sehr lieb. Sie weiß von unserem Problem, keinen Platz für unser Womo zu bekommen und auch, dass die „kleinen“ Plätze groß genug sind. Eigentlich dürfe sie das nicht raten, aber wir sollten demnächst sagen, dass unser Womo 18 Füße lang sei, dann würde das schon klappen.

Heute Morgen hängen Nebelschwaden über dem See, die sich aber bis 10 Uhr verzogen haben.

Wir nutzen die verbleibenden 2 Stunden, die wir noch über das Kanu verfügen können und gehen noch einmal aufs Wasser, diesmal ohne Kentern – so wie sich das gehört!

Der Himmel verheißt weiterhin zweifelhaftes Wetter und wir beschließen, Zeit einzusparen und direkt weiter zu fahren nach Ottawa, der Hauptstadt von Kanada.

Wir passieren das Eastgate

und haben wieder eine Premiere: Die Schule hat inzwischen auch hier begonnen und die Schulbusse fahren wieder. Zum ersten Mal treffen wir auf einen haltenden Bus mit eingeschaltetem Blinklicht auf der Gegenfahrspur. Das bedeutet für alle Verkehrsteilnehmer, egal in welcher Richtung sie unterwegs sind, dass sie stoppen müssen, bis der Bus wieder fährt.

Kurz vor Ottawa finden wir einen stadtnahen Campingplatz, von dem aus wir uns die Hauptstadt morgen mit dem Roller erschließen können. Und zum letzten Mal nutzen wir hier den Waschmaschinenservice. So günstig werden wir zu Hause wohl nicht mehr waschen können: 2 CAD für eine Trommel Wäsche und ebenfalls 2 CAD für 60 Minuten Trocknen.

Kanada ist ein großes Land – 608 km weiter auf der #11 bis Arrowhead Provincial Park

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Freitag, 9. September und Samstag, 10. September 2022

Wieder einmal mehr erwies sich das Übernachten auf dem Walmart Parkplatz als erholsam, störungsfrei, leise und zentral. Das erwartete Gewitter ist ausgeblieben.

Auf dem Highway #11, dessen Straßenqualität weiter recht gut ist, kommen wir mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h sehr gut voran. Die Landschaft erinnert bisweilen ein wenig an eine Fahrt durch den hohen Westerwald – hügelige Hochebene, viel Wald , kleine Seen und selten kleine Ansiedlungen und viele Trucks.

Mit Fahrerwechseln so etwa jede Stunde und einer kurzen Picknickpause läuft der Motor fast 8 Stunden am Stück – pardon ich vergaß die beiden Tankstopps am Morgen und am Abend.

Wir wollen möglichst nahe an den uns als so toll beschriebenen Algonquin Provincial Park herankommen. Will man innerhalb des Parkes anhalten, spazieren o.ä., ist vorher bei der Einfahrt laut Reiseführer eine Gebühr zu bezahlen und Zuwiderhandlungen sollen drastisch geahndet werden. Also wollen wir für die cirka 120 km Zeit haben und evtl. sogar im Park einen Campground ergattern – (es ist mal wieder Wochenende und außerdem ist ab Sonntag schlechteres Wetter angesagt). Durch den Park hindurch führt der Highway # 60 in Richtung Ottawa, der Abzweig von der #11 ist in Huntsville.

Um diese große Attraktion herum, die auch deftige Gebühren verlangt, sind auch die Campingkosten höher und von dem Übernachten auf dem Walmart Parkplatz in Huntsville liest man bei iOverlander unterschiedliche Erfahrungen.

So sind wir froh, dass es vor Huntsville noch einen weiteren Provincial Park gibt, ziemlich dicht an der #11 wo wir noch für eine Nacht unterkommen für 43,79 CAD unserviced site. Der Stellplatz könnte unser Auto 3 x aufnehmen, liegt unter dichtem Laubdach und hat nur schlechten Handyempfang – zum Nachrichten streamen reicht es gerade so – mit – Pausen. Checkout 14 Uhr.

Nach den vielen abgesessenen Fahrstunden machen wir am Morgen erst einen Spaziergang zu den Stubbe- Falls und dann weiter rund um den Arrow-Lake. Obwohl wir meist im Baumschatten laufen, sind wir doch geschwitzt, als wir nach 8 Kilometern wieder am Auto ankommen und gehen sofort noch schwimmen.

Die Internetbuchung über einen Campingplatz im Algonquin scheitert an der Netzqualität, die telefonische Buchung an Vorschriften: Es gibt 8 Campingplätze im Park, telefonisch anfragen kann man jedoch nicht pauschal sondern nur einzeln namentlich. Am Ende steht fest – alles ausgebucht wie jedes Wochenende seit Juni und die Plätze, die noch frei sind, sind nur für Fahrzeuge bis 18 Fuß freigegeben und der Telefonist ist nicht berechtigt, davon eine Ausnahme zu machen. Ausnahmen darf nur der Officer im Visitorcenter machen, dessen mitgeteilte Nummer führt uns aber nur bis zum Anrufbeantworter, welcher uns zurückverweist auf die Nummer der allgemeinen Reservierung.

Ja – und der Platz, auf dem wir gerade sind, der gestern schon keinen Platz für 2 Nächte hatte, hat heute auch nichts frei bekommen.

Wir brauchen doch keinen Park oder Campground! Ein genauerer Blick auf IOverlander (mit besserem Internet vor dem Supermarkt in Huntsville)

zeigt uns einen wunderschönen Gratisübernachtungsplatz auf einem Wanderparkplatz kurz hinter dem Ortsende von Huntsville „Fairy Vista Parking“. Wir genießen lesend die Nachmittagssonne vor dem Auto.

Und wieder ein Fahrtag

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Donnerstag, 08.September 2022 – Todestag Queen Elisabeth II

Heute Morgen ist es ganze 12°C warm und ein kräftiger Wind peitscht über den See.

Da verzichten wir doch gerne auf das Schwimmen, ziehen ein paar Schrauben nach, die unser Womo mal „wieder locker hat“ (padam – padam mag es einfach nicht!) und starten gegen 11 Uhr weiter Richtung Osten auf dem Transcanada Hwy #11. Die Landschaft ist nicht mehr ganz so aufregend wie gestern, aber die Straße ist größtenteils sehr gut in Schuss und die erlaubten 90 km/h können wir locker fahren. Selbst wenn wir das Tempolimit mal um 5 – 10 km/h überschreiten, werden wir von allen LKW überholt, teils an sehr prekären Stellen. Die haben scheinbar einen anderen Tacho eingebaut oder in Kanada dürfen LKW schneller fahren?

In Hearst, einer etwas größeren Ansiedlungen, tanken wir und prüfen noch einmal den Reifendruck – der Schlappe hat durchgehalten!

Es zieht sich immer weiter zu und sieht nach Gewitter aus. Im weiteren Verlauf der Straße sieht es mau aus mit Campgrounds und Provincial Parks. Der René Brunelle PP liegt nicht direkt am Hwy; wie weit es noch zu fahren ist, ist schwer abzuschätzen. Aber vorher gibt es  – juchuhh – einen Walmart und da bleiben wir dann nach 343 km und 4 h 54‘ einfach stehen. Und es gibt sogar Sprudelwasser! 😊

Sophie und Bernhard, die wir unterwegs kennengelernt haben, melden sich und fragen, ob wir hoffentlich vor dem Waldbrand den Jasper-N.P. besucht hätten? Unsere Recherche ergibt dann, dass es seit Anfang September in einer nördlichen Region des Jasper Parks brennt und mehrere Campingplätze geschlossen sind. Ein Blitzschlag habe den Brand ausgelöst und auch für größere Stromausfälle gesorgt. Lebensmittelläden müssen schließen, Tankstellen seien betroffen, nur noch in lebenswichtigen Einrichtungen werde eine Notstromversorgung aufrecht erhalten. Traurig, denn im Jasper waren schon Anfang Juli, als wir dort waren, viele Bäume gestorben, Opfer von Bränden und des Borkenkäfers.

Auch nicht vergessen wollen wir, dass heute Königin Elizabeth II, Staatsoberhaupt auch Kanadas und Australiens, auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral im Alter von 96 Jahren gestorben ist. Ihr Bildnis ziert die kanadische 20 – Dollarnote. Hier ist noch nicht Halbmast geflaggt.

Highway # 11 – wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen

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Mittwoch, 07. September 2022

Beim Dumpen stellen wir fest, dass der linke äußere Hinterradreifen etwas schlapp aussieht. Also Luftpumpe rausholen und pumpen, pumpen, bis der Schweiß rinnt. Nee, nicht wirklich! Für solche Fälle haben wir gottlob einen Kompressor dabei, der die anstrengende Arbeit per Knopfdruck über die Batterien erledigt. Bald ist der Reifen wieder dick und rund und die anderen fünf sind auch überprüft.

Dann geht’s außen um Thunderbay herum. An einem Walmart wollen wir unser Sprudelwasser nachkaufen, das es in USA nirgends zu vernünftigen Preisen gab. Dort waren die Regale gepfropft voll mit zuckerhaltigen Getränken und anderem ungesunden Zeug.

Doch auch hier scheint der Wassernotstand ausgebrochen, nicht eine einzige Flasche ist zu finden. Gegenüber im Safeway immerhin noch 6 – die sind jetzt uns.

Für die Weiterreise nach Osten wollen wir nicht die gleiche Strecke wählen, auf der wir gekommen sind, sondern entscheiden uns für die Nordroute über den als „Transcanada Hwy“ ausgewiesenen Hwy #11.

Die Strecke ist landschaftlich ungeheuer reizvoll mit vielen Seen und rechter Hand bis zu 170 Meter hohen Diabas Felswänden. Die ersten Laubverfärbungen haben bereits vorsichtig begonnen.

Viele LKW sind auf dieser Strecke, die in den ersten 50 Kilometern recht holprig ist, aber dann besser wird und uns ein rasches Vorankommen ermöglicht. Ortschaften gibt es hier kaum, auch weit und breit keinen Campingplatz und an den wenigen Parkplätzen stehen Übernachtungsverbotsschilder. Noch vor ein paar Tagen hätten wir uns dann halt unbesorgt in einen Waldweg gestellt und dort übernachtet. Doch es ist Land der „First-Nations“, wie man die Indianer hier auch gerne umschreibt.

Nachdem vor einigen Tagen auch durch die deutsche Presse ging, dass zwei Brüder, „ indigenious people“ – eine weitere Umschreibung neben „ Aboriginals“, in Saskatchewan 10 Leute ermordeten und 18 weitere verletzten, haben wir plötzlich ein mulmiges Gefühl, einfach „wild“ stehen zu bleiben. Im Hinterkopf schwirren einfach Assoziationen mit, dass es „Verrückte“ auch hier in der Einsamkeit geben könnte.

Auf keinen Fall wollen wir die First-Nations diskriminieren und als gewalttätig darstellen. Tatsache ist aber, dass sie hier die unterprivilegierte Schicht sind, die kaum Zukunftsperspektiven sieht und sich deshalb oft schon früh im Leben harten Drogen und Alkohol zuwendet, die Seele und Körper zerstören. Hinzu kommt und deswegen war Anfang August 2022 der Papst in Kanada, um sich zu entschuldigen, dass es im 20 Jahrhundert staatliche Programme der Zwangsassimilation gab, durch die Indianerkinder der familiären Gemeinschaft mit Gewalt entrissen wurden, um sie in meist kirchlichen Internaten zu guten Kanadiern umzuerziehen Zahlreiche Kinder kamen dabei ums Leben.(Gräberfunde in Kamloops).

Deshalb sind wir heilfroh, als wir im MacLeon Provincial Park nach 293 km oder 4h24‘ einen wunderschönen Stellplatz am See finden.

Im späten Nachmittagssonnenlicht gehen wir erst einmal schwimmen und lassen uns dann aufwärmen.

Back to Canada

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Dienstag, 6. September 2022

Das Plätzchen am Mississippi ist sehr schön, aber der Geräuschpegel der vorbeiführenden Einfallsstraße # 2 hat unseren Schlaf doch beeinträchtigt.

Als wir startklar sind, ist es gegen 10 Uhr. Wir verlassen bald danach die #2 und steuern über kleine Holpersträßchen – padam, padam, padam, padam, alle 100 Fuß eine Querrille – direkt westwärts auf den Lake Superior zu, den wir bei Silver Bay erreichen. Ab hier geht es nordwärts auf dem Hwy #61 Richtung Thunderbay, Ontario, Kanada. Die Strecke führt größtenteils direkt am See entlang mit schönen Aussichten und hübschen Ferienhäuschen am Wasser.

Die letzte gute Gelegenheit, sich noch einmal mit Diesel für unter 5 $ / Gal sowie im amerikanischen Liquor Store einzudecken, besteht in „Grand Marais“.

Danach durchfährt man keine größeren Ansiedlungen mehr. Einen schönen Aussichtspunkt auf den Lake Superior gibt es aber noch, den man nicht verpassen sollte zum Abschied aus den USA.

An der Grenze geht es dann uninteressiert zu, was die Ausreise aus den USA betrifft. „Last turnover before border“ steht vor dem Gebäude, an dem die Einreise abgewickelt wird, aber auf unserer Ausreiseseite steht niemand, ist kein Eingang, ist nichts.

100 Meter weiter an der Pigeon Bridge über das gleichnamige Flüsschen, das die Grenze bildet, werden wir angenehm freundlich vom einem kanadischen Grenzer begrüßt: „Hey guys, what‘s your plan for Canada? Passports please?“

Mit dem Eingeben des Passes taucht auf seinem Bildschirm auch gleich auf, dass wir brav das „ArriveCan-Formular“ ausgefüllt haben. Ob das ein in USA zugelassenes Womo sei? „Nein – ein deutsches.“ – „Ok – soll es in Canada überwintern?“ „Nein wir verschiffen es im Oktober zurück nach Deutschland und unser Heimflug ist auch schon auf den 4. 10. terminiert“ „Travel save and enjoy Canada“. So kann Einreise auch gehen !

Wir erinnern uns, dass wir am Fort William, Historical Site, im Gebiet von Thunderbay schon einmal ganz gut auf der Hinreise campiert haben und steuern diesen Platz wieder an. Diesmal im Sonnenschein und – nach dem Grenzübertritt auch schon wieder in einer neuen Zeitzone, dieser Tag hatte für uns nur 23 Stunden – wir schreiben uns für den Campground ein (Selfregistration im Visistorcenter).

Labor-Day

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Montag, 05. September 2022

In der Nacht zieht ein Gewitter mit Regen und Hagel über uns hinweg. Als wir aufstehen, hat es deutlich abgekühlt. Bis 10 Uhr ist es auf der Straße gespenstig ruhig, kaum ein Auto ist unterwegs. Feiertag ! Die Amerikaner und Kanadier feiern heute ihren Labor-Day, das Pendant zu unserem 1. – Mai Feiertag. Seit 1894 wird er in beiden Staaten immer am ersten Montag im September gefeiert.

In Minnesota wird die Landschaft wieder interessanter und grüner. Bis Bemiji ist die #2 sogar 4-spurig ausgebaut. Bliese nicht ein starker Gegenwind, kämen wir noch flotter voran.

Auf einem kleinen Campingplatz am Mississippi-River kurz vor Grand Rapids finden wir unser heutiges Nachtquartier: „Pokegama Dam Campground“, ein bundesstaatlicher Platz, der telefonisch oder per Internet gebucht werden muss über die Website www.recreation.gov . Bei uns hat es noch vor Ort geklappt, liegt direkt an Bahngleisen, die aber wenig frequentiert sind.

Es empfiehlt sich, einen Account auf dieser Webseite evtl. schon zu Hause anzulegen – wir haben den Account angelegt, als wir in Hyder- Alaska das Permit für die Bären/Lachse-Beobachtung gebucht haben.

Wir hoffen, morgen wieder bei Thunderbird in Kanada einzureisen – jedenfalls haben wir das so auf der kanadischen Covid-Internetseite www.arrivecan.ca eingetragen. Von Hyder (USA) nach Stewart (Kanada) zurück war die erste und wichtigste Frage die nach der arrivecan.

Übrigens haben wir auch heute telefonisch mit Seabridge festgemacht, dass unser Womo am 09.10. wieder ab Halifax in See stechen soll Richtung Hamburg. Eine Querverschiffung nach Südafrika bietet Seabridge noch immer nicht an. Das soll dann so ablaufen: Auto am 4.10 im Hafen abliefern – mit dem Taxi zum Flughafen und um 22 Uhr Start nach FRA. Landung 9.45 Uhr am 5. Oktober 2022.