Thessaloniki -von Melnik kommend

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Sonntag 10.10 und Montag 11.10. 2021

Was tun bei schlechtem Wetter? Dann doch lieber eine richtige Stadt zum Anschauen anstelle einer Stadt, die zwar noch diesen Status hat, aber eben verwaist ist. Den Melnikwein gibt es hier überall, aber nur in bescheidener Qualität oder völlig überteuert. Der Lidl bei der Einreise hatte ein Sonderangebot: „Melnik 55“ Barrique 2 Jahre gereift und sehr lecker. In der App „Parking4night“ finden wir nahe des Flughafens Thessalonoiki einen Campershop, der einen Stellplatz kostenlos anbietet mit guter Busverbindung zur Innenstadt.

Also wieder zurück nach Griechenland – über Petric, da ist der nächste Lidl, Tanken und die leere Gasflasche auffüllen – es musste in den Bergen ordentlich geheizt werden – und dann ab auf die Autobahn. An der Grenze winken die Bulgaren ohne uns anzuhalten durch, aber am griechischen Kontrollpunkt geht es nur im Schleichgang weiter. Zum Glück fällt uns noch rechtzeitig in der Warteschlange ein, dass wir ja wieder ein elektronisches PLF für die Einreise brauchen. Das ist aber leicht zu schaffen in der mehr als einen Stunde, die es dauert, bis wir dran sind. Alle Unterlagen zum Vorzeigen auf dem Handy parat, halten wir den Betrieb jedenfalls nicht auf.

Stau an der griechischen Grenze

Je näher wir ans Meer kommen desto heller wird der Himmel, aber die Sonne kommt nicht durch. Mit Navis Hilfe finden wir den Stellplatz beim „Zampetas Camping Megastore“ – aber die Eingangstore sind verschlossen – Sonntag! Eine nette junge Hamburgerin zeigt uns den Weg zum Hintereingang, dessen Tor zwar auch zu ist, aber wo wir über Nacht stehen können.

Am nächsten Tag werden wir von dem Inhaber mit einem freundlichen „Guten Morgen“ mit bayrischem Akzent begrüßt und eingeladen, uns auf seinem Stellplatz niederzulassen so lange wir wollen, Strom anzuschließen, Wasser zu tanken und die Chemietoilette zu entleeren – wenn wir in die Stadt wollen: Er verkauft uns im Store Buskarten und gibt uns Anweisungen, welche Buslinien wir nehmen können.

Das machen wir dann auch alles brav. Darüber hinaus können wir im Store einen Ersatz für die vom Fahrtwind abgerissene Stromanschlussabdeckklappe und eine neue Dichtung für die Toilettenkassette erstehen, die uns dann, während wir in der Stadt sind, auch noch gewechselt wird.

Mit jedem Bus, der hält kommen wir in etwa 20 Min bis Ikea, dann umsteigen auf die Linie 3. Zurück sollen wir wieder Linie 3 bis Ikea nehmen und dann Line 72. Je näher wir dem Zentrum kommen, desto zäher wird der Verkehr und das Hupen immer lauter!Wir steigen nach mehr als eineinhalb Stunden Fahrt auf der Odos Egnatia aus. Mittlerweile hat sich die Sonne ein großes Wolkenloch geschaffen und bemüht sich redlich, Thessaloniki für uns ins rechte Licht zu setzen. Zur Einstimmung setzen wir uns ins nächstbeste Straßencafé zu einem Cappucino und bestaunen das Gewusel aus Menschen mit und ohne Maske, Autos und Bussen und dazwischen Motorroller und die am schnellsten vorwärtsstürmenden E-Rollern, die die kleinsten Lücken ausnutzen.

Wir nehmen die weniger belebte hafenseitige Parallestraße und stehen bald vor dem Marktviertel: Das Angebot ist riesig: Obst und Gemüse, Fisch und Meerestiere, Fleisch und Geflügel, Oliven und Gewürze, Süßigkeiten und Plätzchen, Kleidung und Schuhe – und das alles wild durcheinander. Teils in einem Markthallengebäude, teils in Ständen auf den umgebenden Straßen und Plätzen, unter freiem Himmel oder auch mit Überdachung – schaut selbst:

Markt
Markt
Markt
Markt
Markt
Markt
Markt
Markt

Dann kommen wir zum großen Aristoteles Platz mit vielen Tauben, die unheimlich fett sind, da sie ständig jemand füttert.

Aristotelesplatz

Am oberen Ende des Platzes, etwa 4-5 Meter unter dem heutigen Bodenniveau ist die Ausgrabungsgrube des antiken römischen Forums, umgeben von modernen Hochhäusern. Die Ausgrabungsreste zeigen, dass auch schon in der Antike älteres Baumaterial wie Säulenreste wieder benutzt und eingebaut wurde.

Römisches Forum
Römisches Forum
Römisches Forum

Am östlichen Ende des Platzes liegt das türkische Bad, „Bay Hamami“, das 1444 erbaut wurde und schön zu besichtigen ist.

Türkische Bad, „Bay Hamami“
Türkisches Bad, „Bay Hamami“
Türkisches Bad, „Bay Hamami“
Türkisches Bad, „Bay Hamami“

Wir laufen eine Prachtstaße hinunter, wobei wir Aristoteles auf seinem Sockel grüßen, zur Hafenpromenade, der wir in Richtung „Weißer Turm“ folgen und wo wir in einem kleinen Straßenlokal ein gutes Mittagessen bekommen. Rund um das Wahrzeichen „Weißer Turm“ ist ein schön angelegter Park mit Statuen von Philipp II von Makedonien und seinem berühmteren Sohn Alexander dem Großen hoch zu Ross.

Prachtstraße
Aristoteles
Straßenlokal an der Hafenpromenade
Hafenpromenade Richtung „Weißer Turm“
„Weißer Turm“
„Weißer Turm“
Park
Philipp II
Alexander der Große
Funkturm

Um 18 Uhr, die Wolken haben wieder die Oberhand gewonnen, nehmen wir den Bus der Linie 3, um nach Hause zu fahren. Wir quetschen uns eben noch hinein und Leute hinter uns müssen draußen bleiben. Einer geht noch, einer geht noch rein lautet das Motto an den nächsten Stationen und wir sind schon bald wieder bei Ikea als man im Bus wieder Luft bekommt. Erfreulicherweise wartet die Linie 72 am Bussteig nebenan und wir sind um 19.30 wieder bei Zampetas, holen unsere reparierte Kassette ab, zahlen für alles 28.40 Euro und lassen den Abend mit Fernsehen – Siegfried Lenz: „Deutschstunde“ ausklingen.