Dienstag, 05.10.2021 und Mittwoch 06.10.2021
Es wird jetzt jeden Morgen etwas kühler und erst gegen 10 Uhr Ortszeit beginnen wir mit der Besichtigung. Senioren und natürlich SeniorINNEN über 65 Jahren erhalten in Griechenland für alle antiken Stätten Eintrittskarten zum halben Preis – hier 3€ p.P.
Das erste große Gebäude ist das am Hang angeklebte Theater. Die Steine insbesondere in den unteren Reihen sind noch original und sehen jetzt grau und stumpf aus. An einigen Stellen, wo etwas relativ frisch abgeplatzt, abgeschlagen ist, kommt aber ein weißer Granit zum Vorschein und das muss früher einmal sehr prächtig und hell gewesen sein. Die Römer haben, als klassische Dramen nicht mehr so en vogue waren, kurzerhand die untersten Sitzreihen rausgerissen und eine Arena für Gladiatorenkämpfe daraus gemacht.
Weiter am Hang entlang kommt man zur Basilika „A“, dann zu einem Freiplatz, von dem links eine Treppe hinunterführt zur Via Egnatia, der „Römerautobahn“ zwischen Rom und Konstantinopel. Links vom Treppenabgang wird eine halb eingestürzte Klause als „Prison of Paulus“ deklariert.
Weiter geradeaus und etwas den Hügel hinauf gelangt man zu einer unfertigen Ausgrabungsstätte, die als Basilika „C“ benannt wurde und dahinter zu dem Museum mit einigen interessanten Exponaten.
Auf der anderen Seite der Via Egnatia, die mit etwa 1m² großen Granitsteinen gepflastert ist, in denen sich Rillen der Wagenräder abzeichnen, stehen wir auf einem knapp Fußballfeld großen ebenfalls so gepflasterten Forum, an das sich ein Marktstandreihe anschließt. Dahinter ragen in einer gesperrten Restaurierungsbaustelle mit großem Kran Reste der Basilika „B“ zweigeschossig empor.
In direkter Nachbarschaft, schon wieder zurück in Richtung Theater liegt das wegen seiner Fußbodenmosaike überdachte „Oktagon“ – wohl eine christliche Überbauung eines vorchristlichen Heiligtums. Nach nicht ganz 3 Stunden sind wir erschöpft wieder am Womo.
An Baumwollfeldern vorbei passieren wir die Stadt „Drama“, um dann rechts abzubiegen und durch einen lang gezogenen Passaufstieg in sehr schöner Landschaft auf die bulgarische Grenze zuzufahren.
Der etwa 200 m lange „Tunnel der griechisch bulgarischen Freundschaft“ trennt die beiden Zollstationen.
Bei der Einreise geht es erst zur medizinischen Station – Impfzertifikat oder Test, dann Pass und Autopapierkontrolle. Es folgt eine Zollkontrolle – zwischen 2 EU-Staten (?) oder war da nur jemand neugierig auf unser Womo? Als 4. Station kommt dann die Mautstation: Pkws brauchen eine Vignette, die zeitabhängig zu bezahlen ist. Dickschiffe über 3,5 Tonnen, wie wir werden analog zu Österreich mit einer streckenabhängigen Maut belegt, die aber nicht auf allen Straßen anfällt, sondern nur auf Autobhnen und einigen Schnellstraßen. Die Mautfreigabe wird vor dem Befahren an speziellen Stationen elektronisch erfasst und dann durch Videokameras überwacht.
In der ersten Stadt, Goce Delcev, suchen wir einen Bankomat und kommen an einem Lidl vorbei, was uns Zeit kostet, so dass wir nacher erst im Dunkeln ankommen. Wohin wollen wir eigentlich für die Nacht? Etwa 40 km weiter östlich in den Ausläufern der Rhodopen zeigt die Karte einen See mit Campingsymbol in Dospat. Auf dem Weg sehen wir zahlreiche Stellen mit aufgeschichteten Polygonalplatten und einem Gapelstapler sowie einem kleinen Hüttchen. Offenbar wird hier in Form von Ich-AGs die alte Kunst des Steineklopfens gepflegt.
In Dospat suchen wir nach dem Camping und werden von einer netten Frau in Englisch angesprochen: „Etwa 2 Kilometer zurück und dann rechts abbiegen und nochmal 3 Kilometer weiter.“ Auf üblem Weg durch den Wald kommen wir vor dem schon saisonal geschlossenen Camping an und übernachten neben dem Weg an der Einfahrt zum Platz.
Am nächsten Morgen packen wir Reiseführer und Karten aus und überlegen, welche Ziele wir in den nächsten Tagen ansteuern sollen. Plovdiv soll sehr schön sein, aber die Parkplatzsituation ist lt. ADAC Reiseführer fraglich geeignet für unser Dickschiff. Die Rede ist von sicheren ParkHÄUSERN, in die wir ja gar nicht hineinfahren können. Also Bogen drum herum und die Runde lieber kleiner und beschränkt auf den Südwesten halten.
In Dospat tanken wir für unglauliche 1,16 € – in Griechenland lag der Preis bei 1,36 bis 1,57 €/l. Weiter geht es auf einer landschaftlich sehr schönen Strecke Nr.37 durch viel Nadelwald nordwärts.
Wir folgen einem Abzweig nach rechts zu „Romantica forest Villages“. Schon denken wir, die Wohnwagensiedlung – siehe Fotos – sei damit gemeint – ist aber ein Irrtum.
Nach 3 km erreichen wir ein kleines Dorf mit ca 15 Häusern, von denen die meisten zur Vermietung im Sommer gedacht sind.
Aber es gibt auch Ganzjahresbewohner und ein solcher kommt gerade, als wir aussteigen auf uns zu und begrüßt uns in sehr gutem Deutsch. 2 Jahre lebte er in Berlin als Musiker einer Folklorekapelle, „machte dort seine Tochter“ und kehrte dann in seine Heimat zurück. Seine Tochter studierte später in Berlin Medizin, ist dort Ärztin und verheiratet und will nicht zurück nach Bulgarien.
Das Restaurant ist über Mittag geöffnet und wir testen die bulgarische Küche. Die Speisekarte ist in rein kyrillischer Schrift gehalten, ohne Hilfe hätten wir nicht gewusst, was wir bestellen sollen. Bohnensuppe, Wildfleischbulletten und Bauernsalat, jeweils eine Portion für zwei zum Teilen sind nicht zu packen.
Wir erhalten noch einige Tipps für die Weiterfahrt, so auch, dass der auf der Karte eingezeichnete Rundweg ab hier für unser Womo nicht machbar sei und wir zurück müssten.
Wir fahren weiter bis Batak. Dort biegen wir links ab auf die 376 an den gleichnamigen See und finden dort einen geöffneten Campngplatz, auf dem eine Seabridge – Reisegruppe (Tour Abenteuer Osten) Station macht.
Die Wettervorhersage für die nächsten 7 Tage verheißt nichts Gutes: Bedeckt, Regen und niedrige Temperaturen. Der Campingplatzchef – ein Brite – empfiehlt uns, weiter in den Süden zu fahren. Wir gedenken aber, unseren Plan nicht aufzugeben: Kloster Rila, Piringebirge und Melnik, bevor es wieder zurück nach Griechenland geht.