Westwärts – durch die auch hier schier endlose, flache Prärie

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Sonntag 09.06.2024 bis Montag 10.06.2024

Es war sehr ruhig und wir schlafen aus. Eine ganze Reihe lokaler Wochenendcamper haben den Platz schon verlassen, bevor wir loskommen. Sonntag ist auch der Tag für ein Videotelefonat über Threema mit den Enkelinnen und Enkeln, über das wir uns immer sehr freuen.

Wir quälen uns gegen einen regelrechten Sturm mit Windböen, die das 5 Tonnen schwere Womo mal eben einen halben Meter seitwärts versetzen, durch monotones Farmland. Da steigt der Dieselverbrauch zusammen mit der Klimaanlage bei Sonnenschein locker um 2 Liter pro 100km. Nach einiger Zeit erscheint eine Warnmeldung „ESP -Werkstatt aufsuchen“, aber an dem Auto ist nichts defekt. Es ist einfach eine Art „Elchtest“ durch die Windböen, mit der das Elektronische Stabilitäts Programm nicht mehr klarkommt. Nach einem kurzen Stopp ist die Warnmeldung wieder verschwunden.

Teilweise müssen wir durch einen regelrechten Sandsturm hindurch, wenn wir an Feldern ohne deutlichen Bewuchs vorbeikommen. Der Hwy 20, auf dem wir unterwegs sind hat, ist schlicht und ergreifend miserabel und wir hätten wohl besser daran getan, nicht erst über die 35 nach Norden auf die Interstate 90 zu wechseln.

Kurz vor der Kreuzung in Albert Lea beschließen wir erschöpft den Tag mal wieder auf einem Walmart Parkplatz. Hier hoffen wir auf ein WLAN, um endlich unsere Mautanmeldungen aus New York und Illinois bearbeiten zu können. Denn die staatlichen Internetseiten lassen entweder erst gar keine Internetverbindung mit einem Handy mit einer deutschen IP-Adresse im Roaming zu – oder die Formulare sehen es nicht vor, dass man ein Land außer USA, Kanada oder Mexiko eingibt, eine deutsche Handynummer passt schon überhaupt nicht ins vorgegebene Formatschema.

Aber Pustekuchen – ja, Walmart bietet seinen Kunden freies WIFI, aber dazu muss man sich registrieren – und zur Registrierung erhält man zur Verifizierung einen Zahlencode auf das Handy, dessen deutsche Rufnummer….. – richtig – nicht ins vorgegebene Formatschema passt.

Die Nacht verläuft ruhig, ohne Störgeräusche und als wir aufstehen sind die beiden anderen Camper schon wieder weg.

Mittags machen wir einen Raststopp auf einem Mac Donalds Parkplatz. Hier gibt es auch regelmäßig „Free WIFI“ (WLAN). Diesmal haben wir Glück und können uns einloggen. Damit ist die Mautfrage in Illinois schon mal gelöst, aber New York State zeigt uns weiter die kalte Schulter bzw. die Kehrseite des Internetzeitalters auf. Was nicht bei der Programmierung mitgedacht wurde, geht einfach nicht und es hat eben keiner daran gedacht, dass Europäer in mitgebrachten Autos durch New York fahren könnten. Wir haben es daraufhin mit „Old- School“ probiert und dem „Tolls by mail Payment Processing Center“ in Albany NY eine Postkarte geschrieben: Für das Kennzeichen LM CM 500 könnt ihr die Rechnung an Christianes Emailadresse schicken. Mal sehen was daraus wird.

Wir nutzen die Gelegenheit und buchen für Freitag und Samstag über das Internet schon mal zwei Übernachtungsplätze im Yellowstone Park. Vorher stehen noch die Badlands NP, Mount Rushmoore, Sitting Bull Memorial und Devils Tower NP auf dem Programm.

Auf der glatt asphaltierten, kurvenlosen I 90 sind 80 mph erlaubt und wir kommen schnell durch die eintönige Landschaft. Am Abend erreichen wir Champlain am Missouri. Hier können wir unsere erste Gasflasche neu füllen lassen. 4,4, Gall für 12 $. In USA und Kanada wird übrigens auch der in Deutschland verwendete Schraubadapter zum Füllen verwendet. Am Ufer des Missouri hält die Gemeinde für uns in einem Wiesengelände Stellplätze bereit, auf denen man bis zu 7 Tagen stehen kann. Aber das lehmig braune, trübe Wasser verführt nicht zu einem Badeaufenthalt.

Abends entlädt sich ein Gewitter mit heftigem Regen und es stellt sich heraus, dass die Fensterdichtungen spröde sind und Wasser durchlassen. Sikaflex wird dringend benötigt. Vorläufig tut es ein Töpfchen. Ein tolles Abendrot lässt auf besseres Wetter für morgen hoffen.