Es fällt schwer, zeitig aus dem Bett zu kommen, da die Außentemperatur morgens um 8 Uhr nur 11° beträgt. Langsam schiebt sich die Sonne über die Berge und dann wird es allmählich wärmer. Um 10.45 Uhr sind wir am Parkplatz Hinterbrand. Der Roller hat ganz schön gekeucht. Auf dem steilen Anstieg waren 25 km/h bei Vollgas das Beste was er geben konnte.
Na dann mal los. Viele andere Wanderer hatten den geleichen Gedanken wie wir und es gleicht fast einer Prozession, die sich vom Parkplatz aus erst mal steil nach oben schiebt. Kurz vor der Mittelstation der Jenner- Seilbahn hat man schon eine gute Aussicht.
An der Mittelstation trauen wir unseren Augen nicht. Eigentlich waren es Christianes Ohren, die den Erstkontakt hergestellt haben. Da steht doch tatsächlich unsere Physiotherapeutin aus Limburg mit ihrem Freund. Sie sind mit der Jennerseilbahn das erste Stück gefahren und wollen auch zum Gipfel aufsteigen.
Der Weg ist ganz schön steil und anstrengend- im Durchschnitt sind es 21% Steigung – dabei gibt es aber auch einige flache Stücke, was bedeutet, dass es an anderen Stellen auch deutlich mehr als 20% Steigung sind. Uns überholt ein Quad mit Blaulicht und Sanitätern der Bergwacht, später noch ein weiterer Erste-Hilfewagen der Bergwacht.
In der Nähe der Mitterkaser Alm machen wir eine Rast und schieben ein Brötchen für den Antrieb nach. Arbeiter sind hier damit beschäftigt die Spritzdüsen für die Beschneiungsanlage aufzurichten. Am Starthang der Paraglider sehen wir die Saniäter wieder.
An der Bergstation der Seilbahn herrscht reger Betrieb. Vielen sieht man am Schuhwerk an, dass sie nicht „durch Anstrengung zu den Sternen“ gekommen sind.
Wir heben uns die Belohnung auf für nach dem Gipfel und gehen weiter. Kurz vor dem Gipfel treffen wir unsere jungen Limburger wieder und werden Zeuge, wie ein Rettungshubschrauber des ÖMTC eine Frau, die zusammengebrochen sein soll , von der unteren Gipfelplattform birgt.
Alle wollen am Gipfel das Beweisfoto „ich und das Gipfelkreuz“ schießen und die Aussicht auf den Königssee festhalten.
Wir haben tolles Wetter und entspechend phantastische Ausblicke.
Endlich! Zwei Radler für zwei müde Bergsteiger auf der Restaurantterrasse der Bergstation – und einen „Wuurschtsalat“. Stunden später wissen wir: Den hätten wir nicht essen sollen.
Auch der Abstieg ist bei diesem Gefälle nicht ohne und wir sind froh, als wir um 17 Uhr wieder am Roller ankommen: 760 Höhenmeter und insgesamt etwa 7,5 km Weg hin und zurück.
Mei, i sogs eich: heit gahn mer net so weit aufi. Hob net gwusst, wie viele Knochen, Knöchlein und Muskeln anem einzigen Menschen weh tun kenne.
Die Wimbachklamm wird von der Wimbachbrücke bei Ramsau erwandert. Der Roller muss unten am Bach geparkt werden, dann geht’s schon wieder steil bergauf . Wer das kurze Stück Klamm durchlaufen will, muss bezahlen (2 Euro), andernfalls kann man außen herum gehen und nur den Wimbachweg laufen – bis zum Wimbachschloss oder bis zur Grieshütte. Der Wimbachweg ist sogar als kinderwagentauglich ausgewiesen, aber auch hier hat es gleich zu Anfang erhebliche Steigungen und da müssen Eltern schon ganz schön Kraft aufwenden.
Wir steigen erst einmal ab zur Klamm, an der entlang ein gut zu laufender Holzsteg 200 m nach oben führt. Leider fällt am Vormittag noch keine Sonne in die Schlucht. Wie überall, wo etwas als besonders spektakulär hervorgehoben wird, sind auch hier viele Menschen unterwegs.
Der weitere Weg ist gut ausgebaut, aber auch immer wieder recht steil und unsere Muskeln schmerzen. Da staunen wir nicht schlecht, als ein altes Ehepaar schon wieder auf dem Rückweg ist. 86 Jahre ist die Ehefrau und läuft mit einer künstlichen Hüfte!
Wir wollen nur bis zum Wimbachschloss, wo man u.a. Wild essen kann.
Wir entscheiden uns für „Rehragout mit zweierlei Knödeln“ und „Gamsrücken rosa gebraten mit Röstkartoffeln und Grillgemüse“. Ich glaub‘, das ist besser verträglich als der gestrige Wurschtsalat und schmeckt sehr gut.
8,5 km und 311 Höhenmeter – Steigung von knapp 8 % – sind genug für heute. Auf dem Rückweg stolpern wir beinahe über eine kleine Kreuzotter.
Wir haben schon einiges vorbereitet, TÜV und Inspektion incl. Wandlergetriebeölwechsel sind gemacht. Die Fahrertür, die im Frühjahr einen Wassereinbruch bei Starkregen durchließ, ist neu eingestellt, aber der bestellte Spoiler darüber und die neuen Schließzylinder waren „so schnell nicht lieferbar“. Das Großereignis der Einschulung unseres ältesten Enkels war in der Schule wegen Corona auch nur Eltern vorbehalten – dafür war die Familienfeier am Nachmittag um so schöner -ist jetzt auch schon eine Woche her.
Also nix wie raus – schauen, wo wir noch ein bisschen Sommersonne ergattern können. Obwohl – der Sonntag macht seinem Namen alle Ehre und so wollen wir auch nicht nach Süden schmettern sondern genüsslich schlendern und der deutschen Sonne auch die Reverenz erweisen.
Es ist 14 Uhr, als wir nach ausgiebigem Abschied von allen Enkelinnen und Enkeln in Limburg auf die Autobahn fahren. Die Sonne scheint, der Verkehr ist recht dicht auch ohne LKW und kurz nach dem Frankfurter Kreuz sind wir bis Offenbach im ersten Stau.
Auch sonst gibt es viele Baustellen auf der A3 und obwohl wir nur winzige Pausen zum Fahrerwechsel machen, kommen wir nur bis etwa Ingolstadt. Der dortige Stellplatz ist uns in keiner guten Erinnerung und so suchen wir etwas in der Nähe und werden wenige Kilometer südlich fündig, etwa 2 km von der Autobahnausfahrt Allershausen, an der Ampertalhalle Sport- und Freizeitpark. Ein einfacher Parkplatz ohne Infrastruktur, aber sehr ruhig und hübsch gelegen.
Gut ausgeruht starten wir nach dem Frühstück bei strahlendem Sonnenschein gegen 9 Uhr weiter südwärts auf der A8 und dann der A99 ( Ostumfahrung München). An der Ausfahrt Haar verlassen wir die Autobahn und folgen der B 304 über Wasserburg nach Traunstein und weiter kurz auf der A 8 bis Bad Reichenhall. Genauer gesagt steuern wir einen Wanderparkplatz in der Schlossstraße in Piding, Gemeinde Mauthausen, an.
Hier an einer Kneipanlage stellen wir das Auto ab und machen eine Wanderung steil den Berg hinauf, etwa 500 Höhenmeter und insgesamt 8 km. Damit hatten wir nicht ganz die Hälfte des Aufstiegs auf den Hausberg – „Steiner Alm“ geschafft und unterwegs einen „Alpenblumengarten“ ,der einen leicht verwilderten Eindruck machte, besucht.
Wenn das Wetter hier doch auch sehr gut ist, dann brauchen wir uns doch auf dem Weg nach Süden nicht beeilen ?! Mit diesem Motto beschließen wir hier zu übernachten und die nächsten Tage noch einmal die Ecke um Berchtesgarden für uns zu erschließen – unser letzter Versuch wurde ja wegen schlechten Wetters vorzeitig beendet.
Vor dem Schlafengehen interessiert uns noch die Wahlarena mit der Kanzlerkanditatin Analena Baerbock. Die weiß aber nicht, dass wir per Briefwahl schon abgestimmt haben.
Auch hier stehen wir sehr ruhig – allerdings sind beim Aufwachen einige Schleierwolken am Himmel. Die Onlinesuche nach einer Campingreservierung in der Region war etwas schwierig und so landen wir wieder auf dem Campingplatz Grafenlehen am Königssee – „Komfortplatz Nr. 50 „- der gleiche wie beim letzten Besuch mit allen Anschluss- und Abflussanschlüssen.
Roller auspacken und dann erkunden wir den Weg zur Mittelstation der Jennerbahn, denn morgen, bei besserem Wetter, wollen wir den Jenner erklimmen. Anschließend fahren wir weiter zur Rossfeld- Höhenweg -Mautstraße. Die Südeinfahrt ist wegen Bauarbeiten nach Unwetterschäden gesperrt und so müssen wir wieder das noch offene Teilstück von Obereau der Nordmautstelle aus erschließen. Man hat tolle Ausblicke auf den Watzmann und in das Salzachtal.
Die Vegetation ist noch sehr grün, wenngleich die meisten Blumen schon verblüht sind. Der Herbst zeigt seine Vorboten, aber noch nicht sein buntes Kleid.
Zurück auf dem Campingplatz lassen wir den Tag mit einer Weinschorle ausklingen.
Über Nacht hat sich der Wind gelegt, das Wasser ist wieder
spiegelglatt, aber sehr kalt und nach 15 Minuten schwimmen sind wir gut
ausgekühlt. Von dem Fähren-Büro des ADAC in Bad Kreuznach haben wir noch keine
Antwort erhalten, ob ein späterer Termin als der 16.06. möglich ist. Also
wiederholen wir den Emailversand, aber wir wollen auch vor Ort in einer ANEK
Agentur die Frage der Rückreise prüfen lassen.
Am Nachmittag fahren wir mit dem Roller nach Igoumenitsa
hinein. So richtig viel hat sich seit unserem letzten Besuch nicht verändert.
Es sind kaum Touristen unterwegs und die Kafenia sind überwiegend leer oder von
einigen Griechen besucht. Auch die üblichen Touriläden für zweifelhafte
Souvenirs fehlen im Stadtbild und viele der Läden in der zweiten und dritten
Straße parallel zur Uferpromenade sind leergeräumt und offenbar als Pleite
aufgegeben.
Die Agentur recherchiert für uns nach freien Plätzen mit
Camping an Board auf der Fähre nach Ancona in den nächsten Tagen. Aber außer
der Mittwochabendfähre mit Abfahrt 23.59 Uhr sind alle weiteren Möglichkeiten
für den restlichen Monat ausgebucht. Minoan -Lines hat nur alte Schiffe, die 5 Stunden
länger fahren und kein Camping-Deck mehr haben – sie vergeben ersatzweise bei
Verfügbarkeit billige Kabinen als Camping an Board zum Preis der Deckspassage.
Das Angebot des ADAC beläuft sich auf 288,30 Euro incl. Senioren- und
ADAC-Rabatt – die Agentur bietet uns das Gleiche für rund 70 Euro mehr an. Bis
23 Uhr können wir uns entscheiden und buchen.
Abwarten und Kaffeetrinken auf der Uferpromenade ist da angesagt. Mit Ausprobieren
verschiedener Endziffern der Telefonnummer von ADAC-Fähren Bad Kreuznach kommen
wir schließlich am Anrufbeantworter vorbei und erreichen Frau Hohman, die
unsere Anfrage betreut.
Sie bestätigt uns, was wir schon in der Agentur erfahren
hatten bezüglich der Verfügbarkeit von Plätzen und erhält darauf den Auftrag,
definitiv den 16. für uns einzubuchen. Kurz darauf klingelt das Telefon wieder.
Frau Hohmann entschuldigt sich, sie müsse wohl versehentlich einen falschen
Preis genannt habe. 350,80 Euro sei der korrekte Preis, zu dem sie uns nun
einbucht.
Zum Abendessen suchen wir eine Taverne auf, die wir auf dem
Weg zwischen dem Strand und der Stadt entdeckt haben. Viele Griechen besuchen
das Lokal, eigentlich für uns ein Qualitätszeichen, wenn „Einheimische“ das
Lokal frequentieren. Aber die Aufmachung
und der Blick aufs Meer waren besser als das nur durchschnittliche Essen – bei
genauerem Hinsehen waren die anwesenden griechischen Gäste auch eher gekommen,
um einen Drink zu nehmen, als um zu essen.
Also, heute ist unser
letzter Tag in Griechenland. Der Campingplatz Drepano ist sehr großzügig und
gewährt uns einen „Gratis Late Checkout“ bis 18 Uhr – für 3 Nächte und 4 Tage
zahlen wir 60,00 Euro all inclusive. Ausschlafen, Frühschwimmen, Duschen,
Frühstücken, Lesen und noch etwas Sonne tanken. Der Platz wird von vielen
Dauercampern belegt und ist eigentlich schön angelegt, aber an der Pflege und
Unterhaltung des Terrains bestehen noch erhebliche Verbesserungsmöglichkeiten.
Die Waschhäuser werden regelmäßig gereinigt und sind sauber, aber die
Duscharmaturen in der ersten, am häufigsten genutzten Dusche sind verkalkt und
das Wasser spritzt in alle Richtungen – die letzte Dusche in der Reihe sieht
dagegen fast wie neu aus. Das WLAN auf dem Platz ist wechselhaft gut und bricht
auch mal zusammen.
Dann wollen wir das PLF für Italien im Internet ausfüllen
und verzweifeln dabei. Wir brauchen unzählige Versuche und jedesmal werden wir
auf der letzten Seite, wenn es gilt den Button „Einreichen“ zu drücken, wieder rausgeschmissen, das System hat sich
aufgehängt, die Internetverbindung ist zusammengebrochen. Wir müssen dann immer
wieder von vorne starten. Schließlich schalten wir das Campingplatz WLAN ab und
nutzen nur noch Tethering von unseren Handys. Dann endlich funktioniert es und
wir erhalten einen QR-Code zurück , den wir für die Einreise in Italien
brauchen. Das PLF Formular kennt immer noch keine Gleichstellung zwischen „vollständig
Geimpften“ und negativem PCR-Test, der für eine Einreise in Italien verlangt wird. Für die Durchreise in 36 Stunden
ist kein Test vorgeschrieben – die sind schon schlau, diese Viren und vor allem
halten sie die Unterschiede ein und Durchreisende infizieren nicht. Der Nachbar
auf dem Campingplatz Drepano hat für einen PCR-Test in Igoumentsa pro Person 70
Euro bezahlt, weil er länger in Italien bleiben will, um noch Venedig zu
besuchen.
Um 19.30 Uhr erreichen wir das
Hafengelände. Wir werden kontrolliert, ob sich im oder unter dem Womo illegale
Migranten verstecken und angehalten, wachsam zu sein und das Auto nicht
unbewacht stehen zu lassen. Unser Ticket müssen wir im Hafengebäude bei
ANEK-Lines abholen, ebenfalls die „Erklärungsbögen zum Gesundheitsstatus“ für das
Betreten der Fähre. Dort erfahren wir auch vom Hafenstreik in Patras, der bis
24 Uhr dauern soll. Erst dann könne unser Schiff von dort auslaufen. So kommt
es auch. Statt um Mitternacht laufen wir um 5 Uhr morgens aus – nach ein paar
Stunden unruhigen Schlafs, denn nebenan wird ein anderes Schiff beladen und
auch die PKW-Fahrgäste, die kein Bett dabei haben, laufen draußen herum und unterhalten sich.
Unser Platz auf dem offenen Deck
ist ziemlich in der Mitte und weit im Bug. Nach dem Anschließen der
Stromversorgung schlafen wir nochmal gut ein und hören kaum etwas von den Maschinen.
Bei unserem
Deckspaziergang in der Mittagszeit sehen wir nur wenige Menschen. Außer
zahlreichen LKWs scheinen also wohl nur wenige PWKs an Board zu sein. Das „Open
Deck“ ist entsprechend auch mehr mit LKW als mit WOMO Fahrzeugen gefüllt. Die
See ist ruhig, die Sonne scheint, aber der Fahrtwind reißt Christiane die
Sonnenbrille von der Nase. Kein Wunder: Unsere Osmand-App verrät uns, dass wir
mit Tempo 50 km/h gen Ancona eilen. Der Kapitän hat wohl noch eine Schaufel
extra auflegen lassen, um die Verspätung durch den Streik wieder einzuholen –
aber vor 19 Uhr werden wir wohl nicht einlaufen, denn es liegen noch rund 300
km vor uns. Tatsächlich ist es 19.45 Uhr als die Fähre festmacht und es dauert
noch eine Weile bis wir von Bord kommen.
Italien macht
einen riesen Hype im Internet von wegen europäisches PLF, Einreise nur mit
PCR-Test, etc. – in Wirklichkeit machen die gar nichts !!! Weder bei der
Einreise in Reschen auf der Hinfahrt, noch jetzt im Hafen ist jemand zu sehen,
der kontrolliert oder auch nur eine leere Kontrollstation auszumachen. Alle Fahrzeuge
fahren ohne angehalten zu werden durchs Hafengelände auf die Autobahn. Da waren
die Griechen wesentlich sorgfältiger und konsequenter im Umgang mit Corona.
In Höhe von
Cattolica, fahren wir von der Autobahn ab und finden etwas landeinwärts im Örtchen
San Giovanni In Marignano 43°46’13,6‘‘ N
und 12°42’44,9‘‘ den kostenfreien Stellplatz der Promobil-App unter Pinien
mitten im Ort. Nach ruhiger Nacht geht es um 8.30 Uhr weiter.
Nächstes Ziel
ist die Firma „Veronesi“ in Lazise am Gardasee, in 280 km. Bis 13 Uhr müssen
wir dort sein, um vor der Siesta noch einkaufen zu können. Es läuft gut und um
12.30 versorgen wir uns mit Olivenöl Extra Virgine unserer Marke „Rondine“ –
natürlich auch als Mitbringsel – sowie Pesto verde. (Für Dickschiffe wie
unseres nimmt man besser die Einfahrt von oben herab, über Via Balladoro)
Es ist heiß
und schwül und unsere Pizzeria „Sorriso“ macht erst abends auf – also weiter
heimwärts – bis Deutschland sollten wir es noch schaffen. Unterwegs müssen wir
nochmal 25 Liter teuren italienischen Diesel nachtanken – dann schaffen wir es
über die Brennerautobahn bis auf die Fernpass-Höhe zur Tankstelle Dolle.
An den Grenzen
Italien-Österreich und Österreich-Deutschland werden wir durchgewunken fast wie
ohne Corona.
Wir kommen bis
Kempten – um genau zu sein bis Bad Grönenbach, 4 km von der A7 – nie davon
gehört, ist aber ganz hübsch und klein, heimelig. Der Stellplatz ist wegen
Bauarbeiten aktuell nicht nutzbar, aber auf der großen Parkwiese vor dem
Naturfreibad „Klevers“ stehen wir dafür um so besser.
Als wir
gegen 10 Uhr starten, ist der Parkplatz
schon gut besucht von Familien, die eine Abkühlung suchen. Ohne größere Staus,
die gibt es nur in der Gegenrichtung, kommen wir um 16 Uhr zu Hause an. Rechtzeitig
genug, um das spannende EM-Spiel Deutschland / Portugal (4:2) sehen zu können.
Wir verabschieden uns von unseren netten Wirten und fahren
schon einmal zur Grenze – probehalber, um in Erfahrung zu bringen, ob sie
wirklich für Touristen geöffnet ist, so wie das Auswärtige Amt es auf seiner
Homepage seit 3 Tagen ausweist.
Noch einmal volltanken, dann haben wir immer noch cirka
6.000,00 LEK übrig, die wir wohl nicht mehr sinnvoll ausgeben können. An der
albanischen Grenzstation werden wir darüber informiert, dass das PLF-Dokument
ab 23 Uhr zugestellt wird und wir dann morgen damit einreisen dürfen.
Wir fahren wieder ein Stück zurück, biegen auf die SH 98 ab und finden nach wenigen Kilometern einen kleinen See bei „Mursise“ mit einem ausgewiesenen Campingplatz, der aber nicht geöffnet ist. Auf der Wiese zwischen See und Camping verbringen wir mit Lesen und Sonnenbaden einen angenehmen Nachmittag.
Gelegentlich zieht eine gemischte Schaf- Ziegenherde vorbei. Am Morgen hören wir aus dem auf der anderen Seeseite gelegenen „Mursise“ den Gottesdienst gleich zweimal.
Um 10.30 Uhr sind wir an der Grenze. Die Albaner wollen wieder nur „Autodokumenti“ und „Passporti“ sehen und der Zoll will mal ins WOMO schauen und auch in den Kofferraum. Ein Schnüffelhund ist auch dabei. In Albanien soll nämlich in einigen Regionen der Drogenhandel blühen.
Auf Nachfrage erklärt der albanische Zöllner, dass es auf griechischer Seite keine Wechselstube gebe. Aber zurück vor der ersten Grenzinstanz, dort in dem roten Container könne ich LEK gegen Euro tauschen. Während Christiane und das Auto im Niemandsland warten, laufe ich zurück und bekomme 50 Euro für meine LEK, ein akzeptabler Kurs – ohne Quittung, von Hosentasche zu Portemonaie.
Nach 500 Metern kommt dann der griechische Grenzposten. Nicht uniformierte Männer sondern 2 nette Damen mit Masken, Face-Shield und blauen Kitteln sowie Handschuhen sind die ersten, die uns empfangen. Sie kontrollieren das PLF, die Impfausweise und bitten uns dann zum kostenlosen Schnelltest aus dem Auto auszusteigen. In der Wartezeit legen wir der Polizei nochmals die Papiere vor und werden vom Zollbeamten weiter gewunken. Nach 10 Minuten wissen wir, dass wir beide negativ sind und dürfen einreisen.
Kurz hinter der Grenze kommen wir an einer hübschen
Badebucht vorbei, in der wir im Juli 2006 schon frei gestanden haben. Heute
steht dort ein Schild „no camping“. Mittlerweile ist seit 2017 überall in Griechenland
freies Stehen untersagt. Schade. Zu viele Camper haben sich wohl daneben
benommen und so für ein generelles Verbot
gesorgt.
Wir fahren die inzwischen asphaltierte Abfahrt hinunter an
den Kiesstrand. Noch ist niemand da, doch es ist Sonntag und so bleiben wir
nicht lange allein. Zwei griechische Familien nutzen das Wetter ebenfalls zum
Baden.
Für das PLF mussten wir zumindest für die erste Nacht in
Griechenland eine Adresse angeben. Wir haben den Campingplatz Drepano auf einer
Landzunge nördlich von Igoumenitsa ausgewählt und stehen nun unter Eukalyptusbäumen
wunderschön direkt am Strand.
Die Nachtruhe wird durch eine griechische Männerparty im
Nachbar-Dauercamperwohnwagen gestört,
die sich bis 4.30 Uhr viel zu erzählen haben.
Das Meer ist spiegelglatt und lädt ein zum „Frühschwimmen“. Zum anschließenden Frühstück vor dem Auto können wir auf klassische Musik – der Stimmung halber – nicht verzichten.
Gegen 10 Uhr kommt plötzlich starker Wind von Korfu herüber auf, der den ganzen Tag anhält. Er treibt warmes Oberflächenwasser in die Bucht, aber die begleitenden Wellen machen keine Lust auf Schwimmen und so machen wir stattdessen einen langen Strandspaziergang.
Die Mail an ADAC- Fähren aus Bad Kreuznach ist raus, aber
die Buchung noch nicht bestätigt.
Die Duschen sind nicht nur sauber, sie funktionieren auch, wir haben es ausprobiert.
Das Wetter bessert sich, die Gewitterfront zieht ostwärts. Wir packen den Roller aus und erkunden die Küste südwärts bis „Butrint“ kurz vor der griechischen Grenze. Im nächsten Ort, Ksamil, gibt es auch einen Campingplatz, den wir inspizieren, aber für nicht schöner befinden als den, auf dem wir gerade stehen. Aber – dort steht ein Expeditionsfahrzeug auf Unimogbasis – und das hält uns etwas auf. Die Besitzer waren 10 Tage auf geführter Gruppenreise in Albanien unterwegs und schließen eine weitere geführte Reise durch Montenegro an. ??? Mit ´nem Unimog??? Gut, jedem das Seine, aber das kriegen wir schon noch alleine hin, obwohl wir sicher deutlich älter sind. War trotzdem ein nettes informatives Treffen.
Die Küste bis zum antiken Butrint – das wir in sengender
Mittagshitze nicht besichtigen – ist sehr enttäuschend. Die Ortschaften sind
sehr touristisch mit Rummelplatzcharakter, auch wenn noch nicht viele Touris
hier sind. So ziemlich jede Baulücke ist schon oder wird gerade mit weiteren
Hotelanlagen gefüllt und wir finden nichts, was unserer Meinung nach den Namen „Riviera“
verdient. Auch der Ort Sarande, dem wir auf dem Rückweg noch einen Besuch
abstatten, lässt für uns die Frage offen: Wo sollen all die Menschen aus Hotels
und Apartments im Sommer einen Platz an der Küste finden?
Zurück am Campingplatz verabreden wir uns mit dem „Chef“ zum Fischabendessen in seinem angeschlossenen kleinen Lokal.
Sehr einfach, aber lecker und wie immer in diesem Land: sehr, sehr herzlich! 6 Fische, 6 Gemüserösti, Mangoldgemüse, 1 große Schüssel Salat aus dem Garten am Campingplatz, Brot, Weißwein für 2100 Lek = 17,21 Euro und zum Probieren eine Krabbe gratis und einen großen Verdauungsschnaps. ( „War ja fettig!“ – für Insider)
Und die Chefin zieht noch eine ganze Reihe kleiner Rettiche aus ihrem Gemüsegarten und überreicht sie uns zusammen mit einem dicken Petersilienstrauß.
Morgen reisen wir weiter. Die Grenze zu Griechenland bei
Mavromati ist seit kurzem für täglich 250 Personen geöffnet. Wir haben das PFL
(Personal Locator Form) mit
Einreisedatum 13.06.21 ausgefüllt. Schauen wir mal…..
Der Platz „Farma Sortira“ kostet 15 Euro alles inclusive: 2 Personen, Womo, Strom, Wasser und Frühstück.
Was gibt es in Albanien zum Frühstück ? Wir wollen es wissen und testen es: Weißbrot reichlich, gesalzene Butter, scheinbar aus dem eigenen Butterfass, Schafskäse, sehr süße Kirschenmarmelade und dazu zwei Spiegeleier – beidseits gebacken und Milch, auf Bestellung auch Kaffee.
Um 11.30 Uhr fahren wir bei bedecktem Himmel weiter bis zum Grenzübergang „Tre Urat“, was so viel heißt wie „Drei Brücken“. Wir haben unsere Idee, dort die Grenze nach Griechenland zu passieren, begraben, denn wir haben noch zu viele albanische LEK und die Handykarten sind auch noch bis Freitag gültig. Die Abkürzung von „Leskovic“ nach „Carcove“ haben wir versucht zu fahren, aber recht schnell gewendet. Wolkenbrüche und kein Asphalt, das wollten wir dem Auto und uns nicht antun. Die Straße bis zur Grenze war von „Leskovic“ an wunderbar ausgebaut, danach aber wieder albanisch normal miserabel.
In „Petran“ nehmen wir den Abzweig zum 6 km entfernten „Banjat e Benjes“, 32 Grad warme Schwefelquellen, in denen eine ganze Reihe Einheimischer trotz Regen und Gewitter badet. Wir machen einen Mittagsschlaf, dann einen kleinen Spaziergang zur Brücke aus osmanischer Zeit (18. Jhdt), über die man zum Badebecken gelangt (– Titelbild des Reiseführers „Albanien“ von Michael Müller).
Wir könnten dort übernachten, fahren aber weiter. Das erweist sich als Fehler, denn der Himmel öffnet fortan alle Schleusen und vor Girokaster ergibt sich keine geeignete Übernachtungsmöglichkeit mehr.
Nun ist es geschafft. Wir stehen vor dem Ort an einem kleinen See, recht ruhig, im Regen.
An nächsten Morgen haben sich die Wolken zunächst verzogen,
die Sonne scheint, aber es ist schon wieder schwül. Gjirokaster hat als
Stadtensemble mit krönendem Kastell, das mal christlich, mal muslimisch beherrscht
wurde, zuletzt von dem legendären „Ali Pascha“, die Aufnahme in die UNESCO-Reihe der Weltkulturerben geschafft. Da
kann man nicht nur einfach so durchfahren.
Mit Hilfe der „park4night“- App finden wir unterhalb der Burg einen wohnmobilgeeigneten Parkplatz. Die Straßen in der Altstadt sind kunstvoll gepflastert. Schiefersteine wurden mit Mustern senkrecht in den Boden gesetzt. Die alten Häuser sind ebenfalls mit Schiefersteinplatten gedeckt und aus behauenem Kalkstein gemauert. Bei Nässe soll das im Sonnenlicht silbrig glänzen, deswegen nannten die Griechen es auch Agyrokaster – Silberstadt.
Der Aufstieg zur Burg ist steil. Wer schlecht zu Fuß ist, kann den Stadtbus nehmen, der die Strecke auf seinem Weg zu einem Stadtteil hinter der Burg befährt. Die Anlage ist riesig und beherbergt mehrere Museen, für die neben den 400 LEK p.P. nochmal extra Eintritt zu zahlen ist. Im ersten Durchgang ist eine Sammlung von Kanonen , Haubitzen und anderem Kriegsgerät ausgestellt.
Insgesamt könnte das alles sehr schön und informativ sein –
gäbe es wenigstens hin und wieder eine Infotafel oder mit dem Ticket einen Flyer zur
Orientierung innerhalb der Anlage – so ist jeder sein eigener Entdecker.
Dann wird der Himmel wieder rabenschwarz und es donnert in
der Ferne. Deshalb verkneifen wir uns den Cafe in einem der urtümlichen Lokale
am Straßenrand und auch der hübsche Bazar kann uns nicht zum Verweilen verlocken.
Trocken erreichen wir das Womo und schmieden Pläne, während
das Gewitter dann doch noch recht lange auf sich warten lässt. Wir können vorher
sogar noch Einkäufe erledigen.
Anschließend fahren wir weiter an die Küste. Bei Sarande
übernachten wir auf einem „Campnig – Riverside“ – sehr nette Leute, der
anwesende Neffe, der sonst in Berlin eine Putzfirma und eine Kaffemaschinenreparatur
betreibt, lockt uns mit perfektem Deutsch auf den Platz. Gutes WLAN und
einfache aber saubere Sanitäranlagen sowie Strom und frisch geerntete Aprikosen
zur Begrüßung sind im Pauschalpreis von 12 Euro inbegriffen.
Bis hierher reicht der Sat-Empfang meiner kleinen flachen Sat-Anlage und so haben wir eben erlebt, wie Anna-Lena Baerbock „Farbe bekennt“.
Wir frühstücken vor dem Womo in der Sonne. Jürgen
experimentiert mit der Drohne.
Als wir gegen 10 Uhr starten, ist es schon recht schwül. Gewitter liegt in der Luft. Die SH 31 ist sehr kurvenreich und teilweise auch in schlechtem Zustand. Unser Tagesziel ist der Ohridsee, der zum größten Teil in Nordmazedonien liegt. Ohne mazedonische Währung und Telefonkarte wollen wir eigentlich Albanien nicht verlassen. Das kleine albanische Stück von Lin bis Tushemisht soll uns als Etappe am Ohridsee reichen. Die Straßenkarte weist die Route innerhalb Albaniens von Maqellare als Schotterweg aus, geeignet für Geländefahrzeuge. An einer Tankstelle erhalten wir die Bestätigung, dass dies keine Straße für unser WOMO sei.
Also reisen wir in Billata nach Nordmazedonien ein, fahren am „Schwarzen Drin“ entlang, der hier auch zum See gestaut ist und der Stromgewinnung dient, bis Struga. In Kafasan kehren wir wieder nach Albanien zurück. An beiden Grenzübergängen das gleiche Procedere: Dokumenti Identiti und Dokumenti Auto. Auch die grüne Versicherungskarte wird in Nordmazedonien verlangt. Da kein Fahrzeug durchgewunken wird, dauert es ein bisschen. Aber es lohnt sich: Landschaftlich eine wunderbare Strecke und eine Straßenbeschaffenheit, die in Albanien nur selten anzutreffen ist.
Um 18 Uhr erreichen wir bei Lin am Ohridsee den wunderschönen Campingplatz „Erlin“ mit einer sehr gepflegten Gartenanlage.
Der Ohridsee ist übrigens einer der ältesten Seen der Erde. Er besteht seit mehr als 1,3 Millionen Jahren – ohne zu versanden oder auszutrocknen. Unter deutscher Beteiligung wurden 2013 am Grund des Sees in 280 m Tiefe nochmals eine Bohrung von über 550 m Tiefe durchgeführt und der Bohrkern unter anderem unter klimatischen Gesichtspunkten ausgewertet.
Das Gewitter ist ausgeblieben, aber in der Nacht beginnt es
kräftig zu regnen. Auto lavazh gratis.
Am Montagmorgen ist es bedeckt, hin und wieder ein kleines Sonnenloch und leichtes Getröpfel. Wir entscheiden uns weiter zu fahren, wollen aber am Südende des Sees bei Drilon und Tushemisht die Karstquellen, die den See teilweise speisen und die Auenwälder, die im Reiseführer beschrieben sind, besichtigen. Doch das erweist sich als Flop. Ein paar kleine Kanälchen sind zu sehen. Unsere Erwartung, mit einem Boot eine Ausflugsfahrt zu unternehmen, wird nicht erfüllt. Es gibt kein Boot.
Also weiter auf der guten SH 3 bis Korce. Von da an dann
wieder auf weniger guter Straße, SH 75, über den „Qafe e Qarrit“ (Qarrit-Pass).
Hier erwischt uns dann ein heftiger Gewitterschutt und zur Fahrertür schießt in
jeder Linkskurve ein kleiner Wasserfall am oberen Ende herein. (Trotz Werkstattbesuch
wegen dieses Problems bei Moser in Mainz noch immer nicht dicht.)
In Erseke beenden wir die Tagesetappe um 18.30 Uhr einfach
am Straßenrand am Ortsausgang (Sch…. voll) und schlafen gut und ruhig.
Am Dienstagmorgen scheint die Sonne wieder. Von der Landschaft zwischen Kukes und Maqellare sowie Struga bis Erseke eigentlich eher enttäuscht – wie schön war’s im Valbonatal – wächst der Wunsch, weiter zu fahren nach Nordgriechenland. Heute entdecken wir auf der Seite des Auswärtigen Amtes den ersten wieder eröffneten Grenzübergang Griechenlands aus Albanien, Mavromati. Bisher konnte man nur über Bulgarien und Nordmazedonien nach Griechenland einreisen. Leider geben unsere uralten Landkarten keine Auskunft darüber, wo Mavromati zu finden ist. Auch das Navi streikt. Wir beschließen, die SH 75 einfach weiterzufahren bis zur Grenze „Tre Uros. Das Stück über den „Qafa Barmash“ – Barmash-Pass ist bisher einsame Spitze. Die Karte zeigt eine rote gut ausgebaute Straße – wir wissen es jetzt besser. Die Landschaft ist allerdings wieder traumhaft schön.
Dann kommen wir an einem Hof, „Farma Sortira“, vorbei, Restaurant und Campingplatz. Von der Lage und dem Ambiente sind wir sofort angefixt. Hier wollen wir einen Kaffee trinken, daraus wird ein Mittagessen, zuerst nur mit Wasser, nachdem wir beschlossen haben, hier zu bleiben, auch mit Wein (zus. 10,20 Euro). Und so stehen wir hier in Gesellschaft von Gänsen, Enten, Hühnern , Hunden, Katzen, Forellen und drei weiteren Campern an einem idyllischen Fleckchen Erde mit Strom und gutem WLAN, entspannen und aktualisieren unseren Bericht.
Samstag, 05.06 – Fahrtag 148 km in 5,03 Stunden Motorlaufzeit plus Einkaufspausen.
Während des Frühstücks kommt eine Jugendgruppe in sehr hübschen Trachtenkostümen vorbei, die offensichtlich Werbefotos für den Tourismus machen wollen.
Wir starten um 9.45 Uhr talabwärts bis Bajram Curri, wo wir an gleicher Stelle wie bei der Hinfahrt parken und einkaufen. Dann noch tanken, Gas und Diesel und Wasser = uje – nix uje, aus irgendeinem Grund, den er uns nicht vermitteln konnte, gäbe es Wasser erst ab 13 Uhr. So lange wollen wir nicht warten, aber auf der Strecke nach Kukes würden wir Wasser finden.
Der erste Anlauf endete kurz hinter dem Ort an einer Brücke. Schilder hatten uns gewarnt, gesperrt für mehr als 2,30 m Breite: Ohne Spiegel hätte es gerade so gepasst, aber die wollte ich hier nicht abrasieren.
Also zurück, drehen und 10 km weiter talabwärts über eine größere Brücke, die Straße in den Kosovo nach Gjakova nehmend und dann rechts abbiegen auf die SH 23 über Kruma nach Kukes. Die Straße ist eng, aber dafür kaum befahren und hat tatsächlich in einer Kurve einen Brunnen, an dem wir Wasser bunkern. Uns kommt ein LKW entgegen mit einem Pkw auf der Ladefläche, aus dessen offenem Kofferraum Heu herauslugt für ein Pferd, das an der Stoßstange angebunden hinterhertrottet. Nach deutscher StVO hätten Fahrer/Halter da so ihre Probleme mit diesem Gefährt.
Viele Kurven und ein ständiges auf und nieder lassen uns nur sehr langsam vorankommen. Oft erzwingen auch tolle Blumen oder Sträucher einen Fotostopp.
In Kruma machen wir noch einmal eine Pause und kaufen noch Sprudel in großen Flaschen und nehmen ein Sonderangebot „Tirana Pils“war – die 0,5l Dose zu umgerechnet 50 Eurocent. Es ist schwül und wir haben das Fahren langsam satt, da hilft auch die schöne Aussicht beim Hinabfahren nach Kukes wenig. Die App „Parkin4Night“ nennt uns einen Stellplatz in der Stadt, der uns aber nicht zusagt , alles etwas schmuddelig und gemessen in deutschen Maßstäben wäre das ein eher unsicheres Viertel, was hier in Albanien aber wahrscheinlich nicht zutrifft. Trotzdem fahren wir durch die Stadt hindurch Richtung Peshkopie und kurz hinter dem Flughafen vor einer Kastrati-Tankstelle auf einem geteerten Sträßchen Richtung Stausee. Kurz vor dem See entdecken wir auf einer Anhöhe unseren Stellplatz für die Nacht. Eine abgeerntete, ebene Wiese mit guter Aussicht nach allen Seiten. Vorbeikommende Bauern winken uns freundlich zu. Ein Mütterchen trägt einen riesigen Heuballen auf der Gabel über die Schulter gelegt nach Hause – Bilder, die man in Deutschland seit 50 Jahren nicht mehr zu sehen bekommt.
Donnerstag, 3. und Freitag, 4. Juni –
Zwei schöne Wanderungen
Die Nacht
war unruhig. Ein Bagger zog einen Graben und das bis 23 Uhr sowie nochmal von 2 bis 4 Uhr. Hier
erschließt sich uns der Begriff „Nacht- und Nebelaktion“, denn wir vermuten,
dass es sich um die Verlegung der Abwasserleitung ins Bachbett für das im Bau befindliche Hotel auf der
anderen Straßenseite handelt.
Also schlafen wir ein bisschen länger und starten etwas später zum Wasserfall. Für die Bachdurchquerung nehmen wir die Badeschuhe mit. Die Füße schmerzen vor Kälte, als wir drüben sind. Ab und zu finden wir weiß-rote Markierungen. Den Wasserfall bereits vor Augen
verlässt der Weg das Bachbett und steigt auf zu einigen Hütten, auf denen auch kalte Getränke angeboten werden.
Weiter führt ein Trampelpfad, auf dem auch Wasserleitungen liegen, durch ein Wäldchen zu einem Bachlauf mit Steg. Erst glauben wir, es gehe dem Bachlauf entlang nach oben zum Wasserfall, dann entdecken wir jedoch, dass es zunächst weiter geradeaus und dann steil durch einen Buchenwald aufwärts auf einem wenig ausgetrampelten Pfad zum Wasserfall geht.
Ein Schneefeld reicht hier bis an den Bach. Wir treffen Harald und Julia mit ihren Töchtern Livia, (4) und Alina (1), die in Elternzeit mit dem gemieteten Womo unterwegs sind und neben uns übernachtet haben. Auf dem Abstieg tun wir noch etwas zur Ankurbelung des Tourismus und der Wirtschaft – wir genießen ein Tirana Pils an der ersten Hütte.
Wir erzählen
von unserem guten Essen am Vortag und spontan landen wir zusammen mit einem
weiteren Pärchen aus Coburg wieder zum Abendessen im Rilindja.
Die Sonne
strahlt am nächsten Morgen wieder – zu schade für einen Fahrtag finden wir,
während die anderen weiterfahren. Quer durchs Bachbett, auf dem anderen Ufer
beginnt ein Fahrweg hoch zu einem Hotel Margieka , schön gelegen, neu gebaut
mit Albanischer, Amerikanischer und deutscher Flagge am Eingang.
Der Parkplatz
aber leer, keine Gäste – wir sind wohl noch vor der Saison? – oder liegt es an Corona,
wovon man sonst hier keine Spuren findet?
Weiter geht es etwa 3,5 km auf einem zugewachsenen Weg, der in einen extrem steilen Anstieg durch ein trockenes Bachbett mündet,
zu einer Hochalm. Wir werden von fantastischen Ausblicken und Düften von Bärlauch, Pfefferminz und Wiesenblumen sowie Vogelgezwitscher verzaubert.
So genießen wir unsere Brotzeit, bevor es an den Abstieg geht, für den wir Wegzeichen für einen leichter zu begehenden Pfad finden. Wieder zu Hause gehen wir hinüber zum Hotel und – richtig: „zwei Tirana bitte“.
Gestern kamen wir nicht weit mit unserer Wanderung , da wollen wir heute eine neue Tour versuchen, wie es uns die nette junge Dame aus der Tourist- Information empfohlen hat. Nach Kukaj soll es gehen. Dort gibt es auch eine bewirtschaftete Almsiedlung. Wir verlassen den Übernachtungsplatz und fahren 4 km zurück zur Information, dort geht es rechts ab, wie das Schild ausweist.
Nach 800 Metern stehen wir wieder vor dem Bachlauf der Valbona. Christiane meint, die Furt sei doch ganz flach, da brauche man keine bessere Überquerungsstelle zu suchen, sondern könne einfach der Autospur folgen – und schreitet tapfer voran. Leichter Knick in der Optik, oder normale Lichtbrechung Luft-Wasser, jedenfalls ist es tiefer als der Stiefelschaft hoch ist und sie hat nasse Strümpfe, als sie drüben ankommt. Auf Zehenspitzen gehe ich hinterher und komme trocken an. Was nun ? Während Christiane Strümpfe und Schuhe in der Sonne trocknet, gehe ich zurück zum Auto und hole frische Strümpfe.
Danach geht es weiter in Kehren bergauf durch einen schönen Wald mit tollen Ausblicken auf steile Berggipfel.
In Kukaj abgekommen finden wir eine „Brücke“ und die Wirtschaft und belohnen uns mit 2 Tirana Pils.
Die Sennerin bestätigt uns, dass es einen markierten anderen Pfad nach Valbona gäbe, vor der Brücke links dem Bach abwärts folgend. Trotz Markierung ist aber kein Pfad zu finden und der Bach schmiegt sich so eng an die Friedhofsmauer, dass kein Durchkommen möglich ist. Zurück zu Brücke und auf der anderen Bachseite talwärts. Nach 100 Metern endet der Pfad an einer neuen Furt, zurück auf die Seite, die uns beschrieben wurde und auf der wir es zuerst versucht haben. Der Bach ist hier 3 Meter breit und mittendrin liegen einige teils trockene , teils geringfügig überspülte Steine als Tritte. Mit dem Wanderstock versuche ich, Steine aus den Zwischenräumen zu entfernen, um die Wasserhöhe zu senken. Drei große Schritte, abgestützt auf den Stöcken und ich bin drüben. Ich will dort noch einige Steine entfernen. Dann kommt Christiane, ich will ihr helfen und komme zurück, sie rutscht aus , ich kann sie nicht mehr halten, und sie setzt sich rückwärts ins Wasser. Ende von Stimmung! Bilder unmöglich! Pitschnass rennt sie den Weg, den wir kamen zurück und mitten durch den letzten Bach, 800 m vorm Auto. „Ist jetzt auch egal!“
Nach einer Stärkung und Erholungspause im Auto fahren wir
talabwärts weitere 6 km zu Hotel und Restaurant „Rilindja“. Catherine ist hier
die Institution für alle Infos rund um Valbona: www.journeytovalbona.com
Wir treffen den Sohn und erhalten tolle Detailinformationen und Einblick in eine Super Wanderkarte. Er empfiehlt die Valbona Wasserfälle für morgen als Ziel.
Nach 2 Bier, einem super Vorspeisenteller sowie frischen Forellenfilets und Gemüse in Tempurateig -extrem lecker – ist auch Christiane wieder mit dem Tag versöhnt, zumal wir auch noch unsere Campingtoilette dort leeren durften. Wir fahren zu unserem Stellplatz zurück. Dort soll morgen die nächste Wanderung starten.