Johnston Canyon

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Montag, 4. Juli 2022

Den Johnston Canyon mit den Lower-Falls und Upper-Falls, haben wir von unserem ersten Kanadaurlaub vor 28 Jahren in bester Erinnerung. In der Nacht hat es immer wieder geregnet, aber heute Morgen ist es trocken und der Himmel etwas heller. Also nichts wie auf, cirka 20 Kilometer bis zum Parkplatz. Die elektronische Infotafel zeigt 530 freie Parkplätze an. Denkste! P1 ist voll, jede Menge Autos stehen Schlange und warten, dass jemand ausparkt. Auf P2, der ebenfalls belegt ist, finden  wir vor einem Womo, das in einer langen Durchfahrparkbucht steht, noch genau 8 Meter Platz für unseres. Ja, diese Wanderung lockt nicht nur uns. Eine regelrechte Prozession wälzt sich Richtung Lower-Falls und zurück.

Immer wieder stockt es und bei mir werden Hitzewallungen ausgelöst durch immer wieder das gleiche Phänomen: „Der Canyon und Ich“, „Ich und der Wasserfall“. An den Lower-Falls lassen wir die ewig lange Schlange, die durch einen Felstunnel auf die Wassermassen schauen will, rechts liegen und steigen weiter auf zu den Upper-Falls. Da der Weg jetzt anstrengender wird, sind etwas weniger Touris unterwegs. Der Eindruck ist grandios und die Gischt duscht ganz gehörig.

Die 3,5 Kilometer zu den Ink Pots hängen wir noch dran. Der Weg wird sehr steil, anstrengend, ist aber gut zu laufen, nur etwas matschig nach dem Regen. Nur noch wenige Wanderer sind jetzt unterwegs. Die Ink Pots sind türkisfarbene Quelltümpel, in denen sich die teils noch schneebedeckten Berge im Hintergrund spiegeln. Die Anstrengung hat sich gelohnt.

Auf dem Rückweg wird es wieder nass von oben. Nach 5 Stunden, 350 Metern An-, Abstieg und 14 Kilometern Strecke sind wir wieder zurück am Womo. Der Parkplatz ist jetzt leer. Da der Regen kein Ende nimmt, wird unser Lagerfeuer weiter verschoben.

Banff

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Sonntag, 03. Juli 2022

Als wir um 7.30 Uhr aufwachen, ist es draußen 9,5 °C „warm“, der Himmel bedeckt, die Wolken hängen tief und es sieht nach Regen aus. Unser Übernachtungsplatz auf dem Tunnel Mountain Village I Campground bei Banff ist gebucht und so haben wir keine Eile.

Um 11.30 Uhr trudeln wir hier ein, der Platz ist schön, groß und wir dürfen uns kostenlos Feuerholz holen, soviel wir wollen. Das war vor 28 Jahren hier überall Usus. Dieses Jahr mussten wir bislang immer bezahlen. Des unbeständigen Wetters wegen lassen wir den Roller in der Garage und fahren mit dem Womo in die Stadt, die mit Parkplätzen für RVs gut ausgestattet ist.

RV Parkplätze am Bahnhof

Wir sind erschrocken angesichts der Menschenmassen, die uns hier begegnen. Vor 28 Jahren war Banff auch schon ein Touristenmagnet, aber kein Vergleich zu heute. Halb Asien scheint hier unterwegs zu sein, die Geschäfte verkaufen völlig überteuert nutzlosen und geschmacklosen Schnickschnack.

Wir bummeln die Hauptstraße, die Banff-Avenue, entlang, überqueren den Bow-River und schlendern durch den schönen „Cascades of Time Garden“, in dem das Hauptquartier der Parkverwaltung liegt. Gerade blüht hier der Flieder – im Juli! Die Beete sind sehr schön und vielfältig bepflanzt mit Islandmohn, Löwenmäulchen, Begonien und …….

Entlang des Bow-Rivers laufen wir noch bis zum Bow-River-Waterfall-Viewpoint, auch hier sind viele Menschen trotz des inzwischen einsetzenden Nieselregens unterwegs. Im „Pacini“ nehmen wir unser Dinner ein und lassen die Womoküche heute kalt.

Auf dem Rückweg holen wir uns Holz für ein Lagerfeuer ab, aber inzwischen regnet es heftiger, so dass wir auf morgen hoffen.

Holzlager des Campgrounds

Fully booked

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Samstag, 02. Juli 2022

Auf der alten Trasse des TCH1, jetzt TC1A, rollen wir den Bergen entgegen, die sich majestätisch vor uns auftun.

Eine Unfallbergung bremst uns kurz aus. Zum Glück keine schlimmen Verletzungen.

Straßensperrung wegen eines Unfalls

In Canmore, wir sind jetzt auf der 4 spurigen Autobahn TC1 etwa 35 km vor Banff, fahren wir ab zum Visitor Center. Einen Campground im Nationalpark buchen für heute? – Nein, unmöglich, ab morgen, ja da sind noch ganz wenige Plätze für eine Nacht frei. Da nehmen wir doch den Spatz in der Hand, den Wapiti Campground gleich neben der Tourist-Info, anstatt auf das Wunder zu hoffen, um 12 Uhr noch einen Platz im Nationalpark aus dem Kontingent der Kategorie „first come , first served“ zu hoffen.

Wieder treffen wir nette Reisende, Barbara und Robert aus der Schweiz, die mit einem gemieteten Womo von Vancouver nach Halifax unterwegs sind und schon den Norden bis Dawson City im Yukon abgefahren haben. Da gab es viel auszutauschen, was die einen hinter sich haben und die anderen erwartet.

Royal Tyrell Museum

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Freitag, 01. Juli 2022 = Canada Day

Vom Camping sind es nur 6 km bis zum außerhalb der Stadt gelegenen Royal Tyrell Museum, so sind wir eine halbe Stunde nach Öffnung um 9.30 da.

Her Majesty verlieh die Ehre des „Royal“ Museum

Noch ist der Parkplatz leer

Parkplatz für RV

und wir kommen ohne Warteschlange durch die Kasse. Die angebotenen „activities“ schlagen wir aus und schlendern durch die Ausstellung, die in der Eingangshalle uns ein wenig zu viel im Hollywoodstyle erscheint.

Diesen Eindruck müssen wir aber dann beim weiteren Rundgang durch das Gebäude revidieren. Es gibt sehr gute Beschreibungen bei den Objekten und auch die Gesamtkonzeption der Darbietung folgt einem sehr klaren roten Faden, der die Betrachter in die Entwicklungsgeschichte des Lebens auf unserer Erde einführt. Für mich imponierend ist, dass die Natur z.B. das Prinzip der am knöchernen Beckengürtel relativ fest verankerten unteren /hinteren Extremität und der dagegen relativ lockeren Befestigung der vorderen / oberen Extremität am Schulterblatt schon vor 100 bis 70 Millionen Jahren bei den Dinos erfunden hat und bis heute beibehält.

Unsere Enkelkinder wären sicher genauso begeistert gewesen wie die vielen kanadischen Kinder im Museum, das sich inzwischen gut gefüllt hat. Denn heute ist Nationalfeiertag, „Canada Day“, und erinnert an die Bildung Kanadas (als Bundesstaat des britischen Commonwealth) durch den British North America Act am 1. Juli 1867.; langes Wochenende, Zeit für einen Familienausflug oder ein Camping in der Nähe von Freitag bis Sonntag.

Gegen 14 Uhr sind wir durch und beratschlagen im Auto, wie es weiter gehen soll. Bis Banff wären es noch 3-4 Std. Fahrt, aber dort ist an diesem Superwochenende sicher alles überfüllt und kein Platz mehr zu bekommen. Auch das Mega-Spektakel „Calgary Stampede“, das in einer Woche startet, zieht schon jetzt Menschen an. https://de.wikipedia.org/wiki/Calgary_Stampede

Unser Entschluss: weiter Richtung Banff, dabei Calgary nördlich umfahren, und weit vor Banff versuchen, einen Campground zu ergattern. Es wird dann aber nach Fähre über den Red Deer River, Einkaufen und Tanken ( alle Geschäfte sind geöffnet, aber ziemlich leer) um 20 Uhr doch nur ein Übernachten auf dem Walmart-Parkplatz in Cochrane, wo wir das lokale Feuerwerk um 22.30 Uhr bestaunen.

Dinosaur Provincial Park

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Donnerstag, 30. Juni 2022

Eigentlich wollten wir heute Morgen eine geführte Tour durch den Park mit-machen. Als wir um 9 Uhr am Startpunkt stehen, erfahren wir, dass wegen des Gewitterschutts in der Nacht alle Vormittagstouren abgesagt sind. Ob am Nachmittag Touren stattfinden, sei noch nicht entschieden. Also machen wir zunächst eine Runde durch das Museum im Visitor – Center …

und anschließend begeben wir uns auf den Coulee Viewpoint Trail, auf dem die Geologie dieser Region sehr anschaulich wird. Vor 70 Mio Jahren waren hier Wald und ein breit mäandernder Fluss mit Sandbänken, Sümpfen Muscheln und eben Dinos. Darauf lagerten sich wohl auch anfangs schnell Vulkanasche, Sand und Kalkschlamm in mehreren Schichten ab, insgesamt 30 bis 50 Meter dick, die alles bedeckten und über Millionen Jahre konservierten. Am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 14.000 Jahren wurden im Bereich des heutigen Red Deer River durch Schmelzwasser diese Schichten abgetragen und ausgewaschen. Den Rest besorgte die Erosion und so entstanden die landwirtschaftlich nicht nutzbaren Areale = Badlands, in denen die Dinoreste wieder auftauchten. 300 vollständige Dinoskelette hat man hier ausgegraben. Aber davon sieht der Besucher nichts, abgesehen von zwei rekonstruierten „Show-Ausgrabungen“. Alle sonstigen Funde sind 180 km nördlich in Drumheller im Royal Tyrell Museum zu besichtigen – nur einen „Katzensprung“ entfernt.

Die Schichtungen der Erde sind sehr schön erkennbar und speziell der weiße Kalk-Kreideschlamm sticht ins Auge. Die rötlichen Anteile sind eisenhaltig und widerstandsfähiger gegen die Erosion, „Iron-Stone“genannt und entstammen Vulkanasche.

Anschließend laufen wir noch den Badlands Trail, wobei am Anfang ein Schild warnt vor: Klapperschlangen, Skorpionen, Schwarzen Witwen und den Stacheln der Kakteen.

Danach machen wir uns weiter auf nach Drumheller (8500 Einwohner), wo wir auf dem River Grove Campground in der Stadt unterkommen.

Tageskilometer: 182 km

Fahrzeit: 3h2′

Durchschnitt: 60 km/h (Gegenwind und miserable Straße!)

Gegenwind

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Mittwoch, 29. Juni 2022

Heute bläst es ganz gewaltig, dummerweise von vorne. Da schrauben wir unser Tempo zurück auf 80 km/h und trotzdem zeigt die Verbrauchanzeige 2L/100km mehr an als gestern und es schaukelt bei Böen ganz beachtlich. Alle anderen Verkehrsteilnehmer interessiert das nicht. Wir werden von allen, auch den größten LKWs, überholt, aber das werden wir auch bei Tempo 100 km/h. Die kanadischen Autofahrer sind – das sei hier einmal angemerkt – sehr diszipliniert, entspannt, rücksichtsvoll und geduldig. Keiner drängelt, hupt oder fährt dicht auf. Liegt es an der hier sehr niedrigen Verkehrsdichte, bei der es kein Problem ist zu überholen und man nicht befürchten muss, ausgebremst zu werden? Auch an den zahlreichen Einmündungen und Kreuzungen, die es am Highway gibt, warten alle, bis eine wirklich sichere Lücke zum Einbiegen kommt und niemand abbremsen muss.

Entlang des TCH wieder mehr oder weniger das gleiche Bild wie gestern: Prärie, eintönig und langweilig. Parallel verläuft die Canadian Pacific Railway. Wir sehen unendlich lange Güterzüge mit mehreren Loks und erfreuen uns an schrillen Pfeiftönen, die immer dann ertönen, wenn Bahnübergänge kommen; besonders toll in der Nacht, wenn man den Schlafplatz unweit der Bahnlinie gewählt hat, was auch in einen Provincial-Park der Fall sein kann.

Um 11.30 Uhr erreichen wir die Provinz Alberta, die 7. Provinz auf unserer Kanada-Durchquerung und freuen uns über deutlich niedrigere Dieselpreise von unter 2 CAD/Liter.

Im Visitor Center in Medicine Hat erhalten wir umfangreiches Infomaterial über weitere Ziele, so auch, dass im Glacier Nationalpark (USA) vereint mit Waterton NP (Kanda) noch die Hauptstraße wegen Schneemassen gesperrt ist (Ende Juni!)

Ferner, dass wir unbedingt die Dino-Ausgrabungsstellen im Dinosaur PP und das zentrale Dinosauriermuseum in Drumheller besuchen sollten, was eh auf unserer Agenda steht.

In Brooks verlassen wir den TCH und fahren noch rund 40 km zum UNESCO -Weltkulturerbe, dem „Dinosaur Provincial Park“ auf den dortigen Campground und installieren uns noch vor dem Ausbruch eines Gewitters.

Tageskilometer: 378km

Faahrzeit: 5h 44′

Durchschnitt: 66 km/h

Unser Platz Nr. 73

Im Galopp durch die Prärie

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Dienstag, 28. Juni 2022

Nach 738 km heutiger Strecke haben für uns die Begriffe Eintönigkeit und Langeweile einen Gesellen bekommen: Prärie.

In der Nähe unseres Übernachtungsplatzes

Übernachtungsplatz

finden wir dank „iOverlander-App“ tatsächlich eine Dumping-Station, die wir natürlich nutzen. Befreit geht es dann auf den TCH #1. 8 Stunden, 47 Minuten sitzen wir abwechselnd am Steuer und schaffen bei Tempomat 100 km/h, soweit möglich, einen Schnitt von 84 km/h.

Während wir anfangs noch durch Überschwemmungsgebiete fahren, werden am Ende des Tagesetappe bei Swift Current, immerhin der 5. größten Stadt in Saskatchewan, schon wieder die Bewässerungsanlagen der Felder eingesetzt. Saskatchewan ist angeblich die Provinz mit den meisten Sonnenstunden im Jahr. Übrigens haben wir schon wieder eine Stunde gut gemacht, denn Saskatchewan macht die Umstellung auf Sommerzeit nicht mit.

Auf dem „Trail Campground“ werden wir als Deutsche sehr herzlich empfangen und der Mann im Office kramt seine letzten Brocken an Deutsch hervor, die er noch aus der Kindheit gerettet hat. Seine Großmutter kam aus Alzey und ist nach dem Krieg ausgewandert nach Kanada. Bis zum 4. Lebensjahr konnte er kein Wort Englisch, erst die Nonnen im Krankenhaus, wo er sich einer Blinddarm-Operation unterziehen musste, haben ihn Englisch gelehrt.

Wir lassen den Motor ausgehen und entspannen. Vorher noch ein Telefonat mit der Telekom in Deutschland, denn wir sind sehr zufrieden mit unserer Lösung zur Telekommunikation und verlängern sie: Für rund 50 Euro im Monat hat Jürgen eine Roaming-Option für die Ländergruppe II abgeschlossen, die USA und Kanada enthält. Damit sind wir für die Daheimgebliebenen zum deutschen Inlandstarif erreichbar und wir haben 108 GB im Monat Internet frei, plus 500 Freiminuten pro Tag für Telefonie innnerhalb der Ländergruppe und nach Deutschland. Da ist es uns egal, wer in dieser Region die beste Netzabdeckung bietet, wir sind alternativ bei Bell, Telus oder Rogers eingebucht. Das ist viel besser als eine Prepaid-Simkarte eines Anbieters, der im Zweifel dort, wo er gebraucht wird, kein Netz liefert.

Tageskilometer: 738 km in 8h 47‘

Durchschnitt: 84 km/h

Entlang des Lake of Woods, Winnipeg bis Portage la Prairie

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Montag, 27.Juni 2022

Da wir inzwischen wieder in einer neuen Zeitzone sind, werden wir „früher wach“ und kommen auch früher los. Wir bereuen es nicht, den Empfehlungen des Reise Knowhow – Führers gefolgt zu sein, auch wenn es über den HWY #71 einen Umweg von 50 Kilometern bedeutet. Die Strecke ist malerisch schön, insbesondere das Stück entlang des Lake of Woods. Es ist das Gebiet der Sioux, aber im Vorbeifahren an der Siedlung sehen wir, dass es sich um Vermarktung eines Namens und Tourirummel handelt.

Kurz vor Kenora erreichen wir wieder den HWY #17, dem wir 224 km bis Winnipeg folgen. Dabei überfahren wir bei Longitude 96° 48′ 35“ – unser Kilometerstand 5559 km – die geographische Mitte Kanadas und kommen in ein Gewitter.

Am Stadtrand von Winnipeg finden wir eine Essotankstelle, bei der wir Diesel bekommen und unsere Propan-Tankgasflasche füllen lassen können. 22kg Gas haben wir bislang verbraucht. Das ist für uns ungewöhnlich viel, zeigt aber, dass es hier nachts noch immer sehr kalt ist und die Heizung morgens einiges zu tun hat, damit wir unser Bett ohne zu erfrieren verlassen können. Wir folgen dem TCH #1 mitten durch Winnipeg, Hauptstadt von Manitoba, inzwischen die fünfte Provinz, die wir bereisen. Das Stadtbild beeindruckt uns nicht. Wir finden es hässlich und fahren 80 km weiter bis Portage La Prairie, ebenfalls eine ehemalige Handelssiedlung der North West Company am Assiniboine – River. Dort finden wir mit der „iOverlander App“ einen Stellplatz in einem Park am Fluss.

Wir befinden uns jetzt im Präriegebiet der riesigen Felder, von denen viele teilweise unter Wasser stehen, auch die Seen haben Hochwasser und die Straßengräben sind voll Wasser. Es muss hier wohl Unwetter gegeben haben, die sich sicher auf den Ernteertrag auswirken werden.

Insgesamt sind wir bislang 5677 km gefahren, davon heute

Tageskilometer:     511 km

Fahrzeit:                   7h43‘

Durchschnitt:          65 km/h

Fort William Historical Park – und weiter auf der # 11 bis Fort Frances

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Sonntag, 26. Juni 2022

Wer den „Hessenpark“ in Neu Anspach kennt, der kann sich gut vorstellen, was unter Fort William Historical Park zu verstehen ist: Der originalgetreue Wiederaufbau des Inlandshauptquartiers der „North West Company“, das von 1803 bis 1821 in Betrieb war und in dem jetzt Komparsen in historischer Kleidung die damalige Zeit wieder aufleben lassen. Es liegt am „Kaministiquiva River“ am Nordwestende des Lake Superior.

Vor dem das Handelsfort umgebenden Palisadenzaun empfängt uns „Pierre“, so stellt er sich als unser Führer vor. Er gibt sich als so etwas wie ein „Trainee“, würde man heute sagen, aus und gehört damit zur Bourgeoisie des Forts. Er darf in der prächtigen „Great Hall“ mit, aber abseits von den „Partnern“, essen und sich aufhalten, er hat einen eigenen Schlafraum im North West House.

Wir beginnen vor den Palisaden, wo die indigene Bevölkerung, die Anishinaabe, in einem Tipi-Lager in friedlichem Austausch mit dem Fort lebte. Eine Frau erzählt uns, wie ihr Stammesleben abläuft. Auch die Trapper und Pelzjäger und „Voyageure“ mussten in Zelten oder unter ihren Kanus vor den Palisaden am Fluss nächtigen.

Hier fand jährlich in den Sommermonaten das Rendezvous statt. Während im Winter nur eine Stammbesatzung von etwa 40 Personen im Fort lebte, kamen in den Sommermonaten während des „Rendezvous“ hier über 1000 Menschen zusammen. Pelzjäger und „Voyageure“, die die Pelze aus den tiefen der Wildnis des Nordwestens per Kanu hier anlieferten, sich einige Tage ausruhten, auch medizinische Behandlung war möglich und natürlich Versorgung, z.B. mit Schießpulver oder Tierfallen etc. Dann fuhren sie zurück in teils mehr als einen Monat dauernden Kanutouren flussaufwärts in die Wildnis ihrer Jagdreviere.

Die Pelze wurden hier bewertet und vergütet, dabei bildete das ideale Biberfell die Rechnungs-Einheit. Hier wurde nicht gehandelt, sondern vielmehr wurden die Angestellten der North West Company nach vorher vereinbarten Konditionen entlohnt. Dann wurden die Felle sortiert und in 45 Pounds schweren viereckigen Paketen verschnürt für den Weitertransport per Kanu nach Montreal. Die von dort kommenden Kanufahrer hatten die aus London stammenden Handelsgüter und Waren für die indigenen Handelspartner und Pelzjäger heraufgebracht und fuhren die Pelzpakete zurück nach Montreal, von wo aus sie bevorzugt in den Hutfabriken Englands zu Filzhüten verarbeitet wurden.

Pierre führt uns durch die einzelnen Stationen und am Ende können wir noch weitere Stationen selbst erkunden und z.B. den Waffenschmied oder die Bäuerin befragen über ihre Lebensabläufe.

Sehr gut gemacht und unbedingt empfehlenswert.

Danach bleiben uns noch :

Tageskilometer: 346 km in 5h 8‘

durch Regenschauer und strahlenden Sonnenschein, bergauf, bergab, zwischen Seen entlang, dem Sturm entgegen in eine neue Zeitzone, bis wir in Fort Frances an einer Bootsrampe einen schönen Übernachtungsplatz ansteuern, der in „Parking 4 Night“ gelistet ist. In diesem Städtchen mit 8000 Einwohnern kann man auch in einem Safeway gut einkaufen und tanken.

Übernachtungsplatz

Von Pukaskwa bis Thunder Bay – Fort Williams Historical Park

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Samstag, 25. Juni 2022

Wir starten bei 23 °C und Sonne. 74 Kilometer weiter zeigt das Thermometer nur noch 14 °C, es ist nebelig und regnet, die Straße dampft förmlich.

Die Siedlung en am HWY 17 sind hier 60 bis 80 Kilometer voneinander entfernt und beherbergen kaum mehr als 2000 Einwohner. Bei „Terrace Bay“ zeigt der Tacho noch eine Reichweite von 140 km an, also höchste Zeit zum Tanken. Nur eine der beiden Tankstellen im Ort hat Diesel, aber zu welchem Preis: 2.549 CAD kostet der Liter, da fülle ich nur 30 Liter nach.

In der nächsten Siedlung , 106 km weiter, in Nipigon haben sich viele der großen LKW an einer Tankstelle versammelt. Kein Wunder, hier gibt’s den Diesel für 2,199 CAD – also volltanken!

Ein sehr eindrucksvoller Abstecher, etwa auf halber Strecke bis Thunder Bay, führt uns zum Quimet Canyon Provincial Park. Ein 1 km langer Rundweg führt zu zwei Aussichtsplattformen über steilen Felswänden aus schmalen Diabas-Basaltsäulen. Auf den Grund dieser 60 Meter im Norden bis 200 Meter im Süden breiten und 100 Meter tiefen Schlucht fällt kaum Sonne. Deshalb herrscht dort ein besonders kühles und feuchtes Klima, in dem sich eine teils arktische Flora entwickeln konnte.

Kurz darauf halten wir am Denkmal des Terry Fox. Er wurde zum Nationalhelden und Symbol für Lebensmut und Willenskraft. Mit 18 Jahren verlor er durch ein Krebsleiden ein Bein und trug seitdem eine Prothese. Doch anstatt sich unterkriegen zu lassen, startete er am 12.04.1980 einen „Marathon of Hope“ entlang des Transcanada Highway (TCH) der von Neufundland bis Vancouver Island gehen sollte und Tagesetappen von 42 km eingeplant hatte. Nach 143 Tagen und 5373 km musste er kurz vor Thunder Bay abbrechen. Er wurde nur 22 Jahre alt. Mit seiner Aktion machte er vielen anderen Mut und schuf ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Kanadiern, die 24 Millionen Dollar für die Krebshilfe spendeten.

In Thunder Bay nutzen wir die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten nochmal aus, um die Durststrecke bis Winnipeg gut zu überstehen.

Zur Übernachtung fahren wir noch 13 km auf der #61 weiter zum Fort Williams Historical Park, den wir morgen besuchen wollen.

Tageskilometer : 353 Km

Fahrzeit : 5 h 43 ‚

Fahrstrecke