15.09. Dienstag
Als wir aufwachen, ist draußen dichter Nebel und es regnet immer mal wieder – ideal für einen Fahrtag. Auf der D28 halten wir uns der Küste entlang, kreuzen mehrere „Abers“ (= Flussmündungen, tief eingeschnitten ins Land, die Ebbe und Flut unterworfen sind)
und steuern den westlichsten Punkt Kontinental – Frankreichs an, die Pointe de Corsen. Leider herrscht noch immer dichter Nebel und die gepriesene Aussicht vom 40 Meter hohen Felsen können wir nicht genießen.
Ein Abstecher auf der D5 bringt uns zum größten Menhir Frankreichs, dem Menhir de Kerolas. Er ist 9,5 Meter hoch und hat schon mehr als 5000 Jahre auf dem Buckel. Hätte ihn nicht irgendwann mal ein Blitz enthauptet, wäre er noch 2,5 Meter höher. Er besitzt zwei Beulen an den Seiten, denen er den Spitznamen „le Bossu“ ( der Bucklige) verdankt. Noch bis ins 19. Jahrhundert sollen Paare sich in der Hochzeitsnacht nackt an den Beulen gerieben haben – er, um Söhne zu zeugen und sie, um zu Hause die Hosen anzuhaben.
Wir folgen der D5 über Saint Renan nach Brest. Hinter Brest führt eine wunderschöne Brücke über den Mündungsarm des Elon, die „Albert Louppe“- Brücke.
Auf der vier-spurigen N 165 erreichen wir zügig Le Faou und biegen ab auf die mit 3 Michelinsternen ausgezeichnete Halbinsel Crozon. Die D791 führt zunächst durch eine wunderschöne Waldlandschaft und dann auf eine weitere tolle Brücke – Le Pont de Térénez – über den Mündungsarm der Aulne.
Von dem Städtchen Crozon ist es nicht mehr weit zum Camping „Plage de Trez Ruoz“ an der D355. Isabelle Trouplin empfängt uns herzlich, spricht sogar Deutsch und kocht auch selbst. Unsere Küche bleibt kalt. Heute Abend gibt es Moules – Frites, lecker!
Zum Desert wählen wir einen fantastischen Sonnenuntergang direkt am Strand vor dem Campingplatz.
16.09. Mittwoch
Als wir gegen 10.30 mit dem Roller nach Norden aufbrechen, ist es noch lausig kalt. An der „Pointe des Capucins“ entdecken wir verfallene französische und deutsche Militäranlagen, die die Einfahrt in den Hafen von Brest kontrollieren sollten.
Im weiteren Küstenverlauf bis zur Brest gegenüber liegenden nördlichsten Spitze, der Pnte de Espaniol, finden sich noch weitere Festungsanlagen, z.Teil geplant und gebaut von Vauban, dem großen Militärarchitekten Ludwigs XVI.
Die Bucht von Brest ist auch heute noch ein wichtiger Marinestützpunkt Frankreichs, besonders für die Atom-U-Boote. Von der Nordspitze geht es wieder durch Crozon zur Südspitze der Halbinsel, der Pnte de la Chèvre (ohne Ziegen). Hier laufen wir wieder ein Stück auf dem GR34 um die Spitze herum.
Inzwischen ist es wieder richtig heiß geworden. In Morgat erfrischen wir uns mit einem Cidre vom Fass und stärken uns mit einer Galette,
um dann an der Westspitze, der Pnte de Penhir
und kurz dahinter an der Alignements de Lagatjar, einer unspektakulären Ansammlung von Menhiren, unseren Ausflug zu beenden.
17.09. Donnerstag
Um 7.30 Uhr wird es langsam hell und der Campingplatzhahn kräht auf bretonisch: „Kikeri – Kikeri.“ Wir warten ständig auf die vierte Silbe „ki“, aber sie kommt nicht. Er bleibt stur. Es ist sehr windig, aber trotzdem sehr diesig, als wir von der D887 (in Richtung Quimper) einen Abstecher auf den 330 Meter hohen Menez-Hom Armorique hinauffahren. In der Ferne kann man die Térénez-Brücke erahnen, die Küste ist kaum zu erkennen.
Heute Abend wollen wir in Concarneau sein, wo Kommissar Dupin ermittelt. Sein Lieblingsgetränk ist der „Fine de Bretagne“.
Natürlich rein zufällig kommen wir an der Cidrerie „Manoir du Kinkiz“ vorbei, wo man Cidre, Apfelsaft, Pommeau (=Jus de Pommes plus eau de vie „Lebenswasser“) sowie Lambig, der bretonische Calvados (der Name Calvados ist regional von der Normandie geschützt) und den von Dupin geschätzten Fin de Bretagne verkosten und kaufen kann.
„Brigitte“ bedient einige Kunden, die weder an einer Führung noch Verkostung interessiert sind und hat dann Zeit, um uns in die Kunst der Apfelveredlung einzuführen. Hier werden auf 40 ha ausschließlich alte Apfelsorten angebaut, die den Produkten einen besonderen Geschmack geben. Sie erklärt uns ausführlich den Herstellungsprozess. Erst wenn die Äpfel so reif sind, dass sie vom Baum fallen, werden sie aufgesammelt, keinesfalls gepflückt. Die einzelnen Apfelsorten werden getrennt etwa 4 Tage im Stahltank durch natürliche Hefe vergoren, danach der sich oben absetzende Trester entfernt und eine Cuvée aus 4 bis 10 Sorten zusammengestellt, die auf Flaschen mit Sektkorkenverschluss abgefüllt wird. Diese werden liegend gelagert und der Inhalt durchläuft eine zweite Gärung, die durch den sich entwickelnden hohen Kohlensäuredruck irgendwann zum Stillstand kommt, bei etwa 5 % Alkohol und noch deutlich schmeckbarem Restzucker. Die alten Apfelsorten stehen dabei für einen anfänglich etwas befremdlichen bitteren Hintergrundsgeschmack.
Für den Lambig wird das Destillat aus Cidre verschieden lang in alten Eichenfässern gelagert, was den Geschmack und den Preis bestimmt. Der 20 Jahre gereifte ‚Fine de Bretagne‘ ist das Spitzenprodukt, der Standardlambig lagert 4 Jahre. Zum Glück haben wir noch etwas Stauraum frei.
Wir rollen auf Nebenstraßen wenige Kilometer weiter bis Camping Les Sables Blancs in Concarneau.
18.09. Freitag
Heute ist Markt in Concarneau. Vom Campinglatz aus gibt es einen schönen Wanderweg, der uns in 20 Minuten direkt ins Zentrum führt. Das alte Zentrum, die „Ville close“ wurde im 14. Jahrhundert auf einer Insel erbaut, die mit Mauern umschlossen ist. Wie könnte es anders sein, war auch hier wieder Vauban beteiligt . Heute verbindet sie ein Damm mit dem Festland dorthin, wo auch der Markt abgehalten wird. Sowohl auf dem Markt als auch in der Altstadt herrscht Maskenpflicht, an die sich alle halten, aber das Abstandsgebot ist halt im Markttreiben schwierig zu befolgen.
Wir haben unseren Käse-, Wurst-, Obst- und Gemüsevorrat wieder aufgefüllt, bevor wir durch die „Ville close“ bummeln und einen Capucchino nehmen. Die Aussicht von der Stadtmauer ist einfach nur hässlich zu nennen. Drinnen beschreibt es vielleicht „Drosselgasse“ am besten.
Einen kleinen Nachmittagsregen benutzen wir mit gutem WLAN für Blog schreiben und Siesta.