Ostermontag, den 21.04.25 bis Mittwoch, den 23.04.25
Der Wind hat viel Sand auf die Straße geweht und wir haben richtiges Sahara – Feeling. Unsere „Wüstenschiffe“ schaffen die kurze Piste bis zur Asphaltstraße aber mühelos – sehen aber inzwischen auch fast wie neu aus.



Safi ist eine uralte Töpferstadt, die wir schon vor 8 Jahren besucht haben und die damals schon eine ziemlich verlassene Handwerksstadt war. Selbst Polizisten, die wir nach dem Weg fragen, kennen sie nicht und erst mit Foto aus dem Reiseführer dämmert es wenigstens einem.
Dejavue – wir parken an der Stadtmauer, von hier ist man flugs in der Medina und auf der anderen Seite auf dem Töpferhügel. Feste Parkgebühren gibt es nicht – man gibt, was man geben möchte und so bekommt der nette Parkwächter erst einmal die Hälfte von dem, was wir geben wollen und wenn er gut auf die Womos aufgepasst hat, noch einmal so viel. Das kommt gut an. Und wieder schleppt uns ein selbst ernannter Fremdenführer ab in die Werkstätten, wo “ his friends“ uns gerne den Produktionsprozess zeigen, ohne dass wir uns wehren können.





Selbstverständlich endet die „Führung“ in mehreren Verkaufsläden, in denen wir aber gar nichts entdecken, was uns gefällt. Gestern in Essaouira haben wir wirklich schöne Stehrümmchen gesehen, aber leider war nur meine Schwester schlau genug, dort schon einmal zuzuschlagen. Mit dem Trinkgeld ist der Guide nicht ganz einverstanden, aber wir können ihm klarmachen, dass wir ihm ja keinen Auftrag erteilt haben.
Diesmal haben wir schönes Wetter und so schlendern wir noch kurz durch die reizlose Medina


und entlohnen dann unseren Parkwächter, der gut aufgepasst hat. Ob wir ein T – Shirt für ihn hätten? Die Frage ist uns 2017 öfter gestellt worden und so haben wir diesmal ältere Poloshirts von Jürgen mitgenommen und der Parkwächter freut sich über das Geschenk.


Von Safi geht’s weiter nach Oualidia, bekannt für seine Austern. Ein gutes Tagesetappenziel. Wir steuern den Womo-Stellplatz am Wasser an, freuen uns darüber, dass uns viele Menschen Fisch oder Austern verkaufen wollen, können uns aber erfolgreich zur Wehr setzen, landen in einem einfachen, netten Restaurant mit Dachterasse, speisen wirklich guten, frischen Fisch mit leckerem Brot und einem Salat mit Ölsardinen.




Diese Nacht sind es gefühlt 1000 kläffende Hunde und kein Muezzin.
Auf der Autobahn geht’s am Dienstag vorbei an Casablanca, das wir auch dieses Mal auslassen, weiter nach Rabat, Hauptstadt und Königssitz. Oh, wie schön hat’s doch ein König im Vergleich zu seinen einfachen Untertanen. Es blitzt und blinkt nur so vor Sauberkeit. Unzählige Männer UND Frauen picken auch das kleinste Fitzelchen vom Boden auf, fegen und saugen und dann wird die Straße auch noch nass gereingt. Müll wird man hier nicht finden. Aber ohne Jux – die Stadt sieht wirklich toll aus! Ordentlich, sauber, grün und blühend.





Nicht ganz so königlich ist unsere heutige Unterkunft. Es gibt keinen Campingplatz weit und breit, aber einen Stellplatz auf einem eingezäunten Parkplatz mit Nachtwächter für 5 Diram/h am Rande der Altstadt. Wir fahren ihn von der falschen Straßenseite an. Der freundliche Parkwächter gestikuliert, wir verstehen nicht, was er meint, dann winkt er uns in die Einfahrt und weist uns in der hintersten „ruhigen“ Ecke 2 Plätze zu. Und kaum stehen wir, steht auch schon ein Polizist neben uns und erwähnt eine durchgezogene Linie, über die wir gefahren seien und dafür will er pro Partei 200 Diram! Hähhhhh? Wir haben keine durchgezogene Linie gesehen, außerdem hat der Parkplatzwächter uns herbeigewunken – schlagartig wird uns klar, dass die ausladenden Handbewegungen heißen sollten: da vorne ist ein Kreisel, fahrt da durch und kommt dann auf der richtigen Seite wieder zurück. Der Polizist ist hartnäckig und will Geld sehen. Ich versuche es auf die Schleim -Tour, ob ich mich denn getäuscht hätte, wenn ich den Eindruck gewonnen hätte, die Marokkaner und insbesondere die marokkanischen Polizisten seien sehr zuvorkommend, höflich und hilfsbereit. Wir seien doch fremd hier, die große Stadt, so viel Verkehr und nicht wissend, wie wir denn nun auf den Parkplatz kommen könnten, schienen ihn kurzfristig zu beeindrucken. Seine Frage nach den Papieren (Führerschein etc.) verstehen wir vorsorglich nicht und auch der Parkwächter kann plözlich ganz schlecht übersetzen und das sei doch eine unverhältnismäßig hohe Strafe. Jürgen erwähnt die „Brigade Touristique“, die er als Streitschlichter rufen will. Da zeigt der Ordnungshüter sich generös und geht. Doch kurz darauf kommt er wieder und der Parkwächter übersetzt, er wolle wenigstens „seinen Kaffee haben“, also ein Bakschich bzw. eine offizielle Aufforderung, ein Bestechungsgeld zu entrichten. Jürgen fragt, wieviel das denn sei und erhält vom Polizisten die Antwort, so viel wie er wolle. Darauf hält ihm Jürgen einen 20 Diram-Schein hin und meint, 4 – 5 Kaffee könne man davon ja wohl allemal bezahlen. Der Meinung ist der Polizist aber gar nicht, empört weist er das Geld zurück und Jürgen steckt es wieder ein. Wir bezahlen nichts und ernten später begeisterte Kommentare der Parkplatzwächter, die wohl ganz offensichtlich auch keine Freunde des Polizisten sind.


Dann ziehen wir los und statten der gepflegten Medina einen Besuch ab. Wunderschön, keiner spricht uns an, etwas zu kaufen, aber wenn wir etwas erwerben wollen, hat Handeln keinen Erfolg. Nicht in der Stadt des Königs.









In der Kabah des Oudaia bestaunen wir das „Bab (Tor) des Oudaia und werfen einen Blick über den Fluss Bou Regreg in die neue Schwesterstadt Sale.





Die Nacht ist göttlich im wahrsten Sinne des Wortes. Der Muezzin des Königs übertrifft alles, was wir bisher hören durften. Er fängt ganz leise an, steigert sich dann immer weiter mit kurzen Unterbrechungen, in denen das Herz der Ungläubigen Hoffnung schöpft, das könnte es möglicherweise jetzt gewesen sein, um dann noch voluminöser und fulminanter die Suren zu Allahs Ehren nicht nur in die Hauptstadt, sondern in die ganze Welt zu tragen. Solltet ihr zu Hause vielleicht in dieser Nacht vom 22.04. auf den 23.04. aufgewacht sein, dann war’s vielleicht eben dieser wunderbare Muezzin mit seiner gewaltigen Stimme.
Am Morgen bringen wir dem Geburtstagskind Jürgen kein Ständchen, wir knacken noch am nächtlichen Gesang und fahren durch wunderschöne Grünanlagen vorbei am höchsten Gebäude ganz Afrikas (?), dem Mohammed IV Tower mit 250 Metern Höhe und 55 Stockwerken. Es beherbergt Büroräume und Hotels und ähnelt einer Rakete auf der Startrampe.








In der Mittagszeit erreichen wir Moulay Bousselham. Einen Zahnarzt scheint es zu geben,


aber „unseren“ Camping International gibt es nicht mehr – braches Gelände mit zerfallenen Gebäuden. Quartier finden wir in einem Garten eines pfiffigen Marrokaners, der sich so etwas dazuverdient und plant, in den nächsten Jahren zu modernisieren und ein kleines Restaurant zu eröffnen. Jetzt kann man jedenfalls schon eine Tajine für den Abend in Auftrag geben, was wir natürlich tun.







Dann machen wir einen Spaziergang zur Lagune,








finden unseren verlassenen Campingplatz

und laufen durch ein Neubaugebiet zurück zu den Womos. Leider immer wieder große Ansammlungen von Müll. Dieses Problem hier in den Griff zu bekommen wäre noch einmal eine Lebensaufgabe – wenn das Leben noch lange währet.



Nickerchen im Schatten, angeblich begleitet von melodiösen Schnarchtönen – der Muezzin hat viel Schlaf geraubt.

Und am Abend dann die Tajine – gut, aber sie kann diejenige nicht toppen, die wir bei Tafraoute im Antiatlas gegessen haben. Christian, du hast Recht – es hätten mehr Röststoffe sein dürfen.

