Donnerstag, 08.08.2024 – Sonntag 11.08.2024
Heute wollen wir noch einmal zum Emerald Lake, den wir vor 30 Jahren ebenfalls mit unseren Jungs besucht haben. Liegt es an der Sperrung des nördlichen Teil des Icefield Parkways? Hier wimmelt es nur so von Menschen und Autos. Einen Parkplatz kann man sich abschminken. Bis weit in Gegenrichtung stehen Fahrzeuge am Straßenrand und Fußgänger pilgern entlang der Emerald Road zum See. Wir drehen eine Runde, machen ein Foto aus dem Fenster und sind nicht mehr motiviert, die 5 km um den See herum zu wandern, was sicher bei weniger Betrieb sehr schön gewesen wäre.
Statt dessen machen wir einen Fotostopp am Beginn der Straße und bewundern die „Natural Bridge“. Hier hält sich der Rummel in Grenzen.
Anschließend fahren wir zurück zu dem Campingplatz, auf dem wir übernachtet haben. Hier zweigt die Yoho Valley Road ab und führt 14 km in zum Teil sehr engen Kehren hinauf zum Takakkaw Wasserfall, mit 380 m einem der höchsten Kanadas.
Ähnliches Szenario wie am Emerald Lake, doch hier finden wir am Straßenrand eine Parkmöglichkeit, laufen 800 m bis zu den wirklich beeindruckenden Fällen. Die Gischt wird weit getragen und sorgt für angenehme Kühlung.
Weitere Wanderwege starten hier, für alle Ansprüche ist etwas dabei. Auch einen „Walk in Campground“ findet man hier. Am Parkplatz stehen Schubkarren bereit, mit denen die Camper ihre Zelte und Ausrüstung vom Auto zum Zeltplatz transportieren können.
Wir entscheiden uns für eine Wanderung zu den Point Lace Falls, 6 km hin und zurück. Der Weg ist wunderschön, gut zu laufen und erfreulicherweise nur wenig frequentiert.
Auf der Rückfahrt stoppen wir am Zusammenfluss von Kicking Horse River und Yoho River . Der erste hat seine Gletschersedimente zwischenzeitlich in mehreren Seen abgelagert und sein Wasser ist hell und klar, während der Yoho River vom Gletscherschmelzwasser milchig trüb ist.
Ein weiterer Stopp erfolgt am Aussichtspunkt auf den 1 km langen Spiraltunnel der Eisenbahn. In einer 280 ° Kurve überwinden die Züge zwischen Einfahrt in und Ausfahrt aus dem Tunnel einen Höhenunterschied von 48 Fuß, ca. 16 m.
Wir verlassen den Yoho NP, fahren noch ein kurzes Stück bis kurz vor Lake Louise auf dem Trans Canada Hwy 1, biegen dann auf den Icefield Parkway im Banf/Jasper NP ein. Bis Saskatchewan Crossing ist die Strecke offen. So weit wollen wir aber gar nicht mehr fahren. Wir haben inzwischen BC verlassen und in Alberta ist es 1 Stunde später – nur noch 8 Stunden Differenz zur Heimat. Um 19 Uhr aktuelle Zeit sind wir wieder auf dem Mosquito Creek Campground wie vor ein paar Wochen, sogar der gleiche Platz 23 ist frei. Hier übernachten wir.
Um 8 Uhr!!! am nächsten Morgen (Freitag) sind es 5 ° C!!! Wie schön, dass wir eine gut funktionierende Heizung haben. Gegenüber steht ein VW Bus mit Aufstelldach. Huuuhhhh!
Und ganz hart Gesottene sind mit Iglu-Zelten unterwegs.
Gegen 10 Uhr starten wir und sind ca. 30 Min. später am Saskatchewan Crossing. Der Wanderführer beschreibt einen kurzen Spaziergang 17 km nach dem Abzweig, auf dem man sich ein Bild machen könne, wie schnell sich die Vegetation nach einem Brand erholt. 2009 hat man hier den artenarmen Kiefernwald niedergebrannt. Wir nehmen uns die Zeit und laufen eine kleine Runde vorbei an verkohlten Baumstämmen, vielen nachgewachsenen Espen und wenig Kiefern. Die angekündigten interpretativen Tafeln fehlen und auch die Bedeutung der um manche Bäume geschlungenen Tücher können wir nicht deuten. Wahrscheinlich ein Ritual der Natives.
Nach 27 km erreichen wir den Wanderparkplatz zu den Siffleur Falls. Ein Franzose hat sie nach den pfeifenden Murmeltieren so benannt (warum nicht Chute statt Falls?). Wir überqueren den Saskatchewan River auf einer Hängebrücke
und folgen dann dem Canyon des Siffleur Rivers mit malerischen Ausblicken in die Bergwelt und die Schlucht mit türkisfarbenem Wasser. Nach 3,7 km sind wir am Ziel angekommen, machen eine kurze Rast und treten den Rückweg an. Für alle, die es nachmachen wollen: sehr empfehlenswert und wirklich wunderschön zu laufen.
Um 4 PM sind wir am Auto zurück. Morgen wollen wir zu den Crescent Falls wandern, ca. 70 km hinter dem Abzweig auf die 11. Wir schauen uns einige der vielen Campgrounds entlang der Strecke an. Für eine ganze Reihe braucht man einen „Public Lands Campingpass“, der 30$/Person/Jahr kosten soll. Doch wo bekommt man den her? Ohne Internet?
Am Abraham Lake finden wir nach langem Suchen eine Platz mit Internet, aber auch hier braucht man den Pass. Internet haben wir ja jetzt, aber die Anmeldeprozedur ist sehr kompliziert und so beschließen wir, dass wir zu doof sind und nichts verstanden haben, falls uns jemand nach dem Pass fragen sollte.
Hat aber keiner. Hier jenseits der Rockies ist es wärmer, heute Morgen um 8 immerhin 12° C.
Wir fahren noch ein kurzes Stück auf der 11 ostwärts, dann kommt der Abzweig nach links zu den Crescent Falls. Die 6 km lange Schotterstraße ist in relativ gutem Zustand. Auf der Crescent PRA (Provincial Recreation Aerea) braucht man keinen Campingpass und wir haben große Platzauswahl. Für die 17 entscheiden wir uns, weil wir vermuten, dass wir nachmittags dort Sonne haben werden.
Der Rucksack ist schnell gepackt und dann geht’s los zu den Falls. Bis dahin ist es nur ein kurzes Stück zu laufen. In 2 Stufen rauscht der Wasserfall in die Tiefe. Unser 5 Jahre alter Wanderführer berichtet von Trampelpfaden, die zum Becken der oberen Cascade führen. Ohne Höhenangst und schwindelfrei könne man es vorsichtig auf eigene Verantwortung versuchen. Gott Lob muss ich mich da nicht überwinden. Inzwischen ist alles wunderbar mit 127! Treppenstufen und Plattformen versehen und man hat einen tollen Blick auf die Wassermassen des Bighorn River. Nur zum Badebecken kommt man nicht mehr hin.
Wir setzen unseren Spaziergang entlang des Bighorn Canyon fort
und sind um 14.30 Uhr nach diesmal nur 5 km wieder zurück. In der Nähe geht ein Weg zum „Strand“ des Bighorn River. Den schauen wir uns an, entscheiden uns aber für die Campingstühle vor dem Womo. Bis zum vorhergesagten Gewitter um 17 Uhr genießen wir die Sonne.
Am Sonntagmorgen ist der Himmel blau, die Sonne scheint und das Thermometer zeigt um 8 Uhr stolze 5° C. Als wir um 9.30 den Platz verlassen, sind es immerhin schon 8° C. 2 Stunden später schwitzen wir dann bei 30°. Die Outdooraktivitäten sind hier auf ein recht kleines Zeitfenster beschränkt.
Am Hwy 11 haben wir wieder Internet und gratulieren einem uns sehr wichtigen, lieben Menschen zum 40. Geburtstag! Happy Birthday!
Bis Nordegg, einer ehemaligen Kohleabbaustadt, ist es nicht mehr weit. Es liegt an der Strecke (HWY 11) und wir statten dem dortigen Museum einen kurzen Besuch ab.
Außerdem gibt es 2 Tankstellen, 3 Imbissbuden/Restaurants, vielleicht 30 Häuser und einen 9 – Loch – Golfplatz.
Nach etwa weiteren 50 km erreichen wir das historische Rocky Mountain House, das als Handelsstation sowohl von der HBC (Hudson Bay Company) und der NWC (North West Company) doppelt gegründet wurde. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang auf den Spuren der alten Pelzhändler in einer Art Freilichtmuseum. Zwischendurch treffen wir auf Studenten im historischen Look, die uns Szenen aus dem Leben der damaligen Zeit erklären.
Nach 10 km erreichen wir den modernen Ort Rocky Mountain House, ein hübsches kleines Städtchen mit ca. 6000 Einwohnern. Die Landschaft ist inzwischen langweilig, hügeliges Gelände im Übergang zur flachen Prärie und immer mehr geprägt durch großflächige landwirtschaftliche Nutzung. Zwischendurch tauchen immer wieder Ölförderpumpen in den Feldern auf.
Red Deer, die drittgrößte Stadt Albertas nach Calgary und Edmonton, ist unser heutiges Etappenziel. Hier übernachten wir auf dem Lions Campground am Little Read Deer River.
Hier sitzen wir um 21 Uhr noch draußen, schreiben Blog und haben endlich mal wieder ein Lagerfeuer.
Morgen geht’s in die unendlichen Weiten der Prärie und wir hoffen, ein großes Stück weiter in den Osten vorzudringen. Durch Saskatchewan bis Winnipeg in Manitoba sind es 1320 km. Bis Sydney in Nova Scotia, wo die Fähre nach New Foundland ablegt, sind noch 5050 km – vom Nordkap bis Gibraltar sind es nur 150 km mehr.