Mittwoch, 17.07. bis Donnerstag 18.07.2024
Über dem Pazifik hängt ein Tief mit einer großen Wolkenspirale, das Barometer ist auf 970 mbar gefallen. Regen beim Aufstehen, tief hängende Wolken – kein Wetter, um die angeblich schönste Panoramastraße Alaskas zu fahren. Der abrufbare Wetterbericht sagt aber für morgen viel Sonne mit einigen Wolken voraus. Was tun?
Wir fahren erst einmal die rund 7 km bis Haines Junction. Dort dumpen wir für 10 CAD (ab einer Tankfüllung von 60 l wäre es umsonst) bei der „Petro Express“ Tankstelle, bunkern Frischwasser und fragen nach, wie weit der Handyempfang in Richtung Haines reiche. „Bis zum Kathleen Lake Campground“. Das wären noch einmal 26 km weiter südlich und noch vor den Bergen – dort wollen wir dann hinfahren und auf besseres Wetter warten. Angekommen stellen wir fest, dass Internet nur ansatzweise zu empfangen ist und keineswegs ausreicht zur Blogbearbeitung, Recherche oder Fernsehen. Am Abend klart es auf für einen kurzen Spaziergang zum recht hübschen See.
Um 7 Uhr strahlt am Donnerstagmorgen bei 4 °C ( jawoll, das ist Yukonsommer) die Sonne vom wolkenlosen Himmel und wir beeilen uns auf die Straße zu kommen. Nach cirka 30 Kilometern machen wir am „Rock Glacier Trail“ einen kurzen 30 – minütigen Aufstieg zu einer ehemaligen Gletscherzunge, die wir vor 8 Jahren schon mal mit Margit und Wolfgang besuchten. Hier hat sich nichts verändert, man hat einen schönen Blick auf den „Dezadeash Lake“, an dem auch ein staatlicher, territorialer Campground gelegen ist.
Wenig später erreichen wir die Eingeborenen-Siedlung „Kluksuh“, auf der 2016 er Alaskatour der Wendepunkt, um wieder nach Haines Junction und weiter auf dem Alaska Hwy nach Tok zu fahren. Auch heute sind noch keine Lachse im Bach und das Dorf, das deutliche Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten in den letzten Jahren erkennen lässt, wirkt noch immer ausgestorben und verlassen.
89 km südlich von Haines Junction machen wir noch einen kurzen Fotostopp auf dem „One Million Dollar“ Campground, um den dortigen schönen Wasserfall im Flüsschen zu bestaunen.
Dann geht es weiter durch verschiedene Vegetationsgebiete über einen Pass, umgeben von schneebedeckten Bergen. Bei etwa 900 bis 950 Höhenmetern ist die Baumgrenze erreicht und wir fahren durch eine schön gefärbte Tundra mit herrlichen Blüten am Wegesrand. Viele Fotostopps sind unvermeidlich und die Ausblicke ein schönes Geburtstaggeschenk.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Haines und buchen uns auf dem „Haines Hitch Up-RV Park“ ein.
Der Reiseführer empfiehlt die „Mud Bay Road“ als Highlight, die sich im Süden 18 km auf einer Halbinsel an Haines anschließt. Auch das wollen wir keinesfalls auslassen. Doch nach 11 km hört der Spaß auf. Schon die Asphaltstraße war mit Schlaglöchern übersäet, doch die Gravelroad spottet jeder Beschreibung. Wir kehren enttäuscht um, sortieren uns auf dem Camping ein und machen uns zu Fuß auf ins „Städtchen“ zum Abendessen.
Vier Restaurants hat Haines zu bieten: Zwei davon schließen wir schon im Vorbeigehen aus. Nummer 3, das „Lighthouse“ hat leider keinen freien Tisch mehr. Bleibt nur noch das laut Tripadvisor empfehlenswerte „Chillkot Restaurant and Bakery“ serving Thai Food. Wir werden freundlich empfangen und suchen uns einen Tisch aus, obwohl auch hier das Ambiente sehr „amerikanisch“ ist, zweckmäßig, Take-away food Kunden einschließt, kurz, es erinnert uns eher an einen alten deutschen Bahnhofsimbiss als an ein gehobenes Restaurant. Das Essen schmeckt erstaunlich gut, was man nicht unbedingt so erwartet hätte, als die in Tempurateig frittierten Shrimps zusammen mit Coleslaw-Salat, als „Garden-Salad“ auf der Speisekarte angeboten, in einem Plastik-Lochbrotkörbchen auf Papier angerichtet serviert werden. Auch das typische Thaigemüse mit Hühnchen und Cashewkernen ist geschmacklich gut abgestimmt. Leider hat das Restaurant keine Alkohollizenz und so bleibt als Getränk nur Eiswasser – kein Bier, kein Wein. Schade, dass die Menschen hier scheinbar kein Gefühl für ein heimeliges Ambiente nach unseren Vorstellungen haben.
Dafür lassen wir den Tag im gemütlichen Wohnmobil angenehm ausklingen.