Samstag, 06.07.2024 – Donnerstag, 11.07.2024
Wir verbringen weitere wunderbare Tage am See. Täglich sind wir unterwegs. Am Ufer entdecken wir eine Pacific Loon – Pazifictaucher oder Weißnackentaucher – brütend auf einem Nest ganz nah am Seeufer. Ein wunderschöner Wasservogel mit prächtig leuchtend schwarz-weißem Gefieder.
Hier waren Biber fleißig! Erstaunlich, was die mit ihren Zähnen schaffen.
Im glasklaren Wasser schwimmen Tausende winzige Fischlein, gerade erst geschlüpft.
Am nächsten Tag wundern wir uns auf unserer Bootstour über aggressives Möwengeschrei und stellen fest, dass wir uns dem Möwennachwuchs zu sehr genähert haben und die Möwenmutter wütend über uns kreist und zum Abdrehen auffordert.
Am Dienstag wollen wir nochmal schauen, was die Loon auf dem Nest macht. (Ürigens ist sie auf der kanadischen 1$ Münze, dem Loonie, auf der Rückseite abgebildet.) Vorsichtig fahren wir in die Bucht und finden sie schwimmend und tauchend im See. Das Nest ist nicht mehr zu entdecken. Scheinbar sind die Küken geschlüpft und haben sich im hohen Gras versteckt. Als die Mutter auf uns aufmerksam wird, beginnt sie mit einem mords Spektakel, reckt sich, spreizt ihr Gefieder, stößt laute Rufe aus, wie um uns wegzulocken.
Wir lassen uns ein Stück treiben und beobachten, wie das Männchen über das Wasser herbeieilt. Scheinbar sind wir nun weit genug entfernt, denn die Beiden schwimmen ganz entspannt und unaufgeregt – froh, die langweiligen Bruttage hinter sich zu haben? Von den Kleinen sehen wir keine Spur.
Am Mittwoch, unserem letzten Bootstag, wollen wir noch ein Stück weiter bis an das entgegengesetzte Ende des Sees paddeln. Dann wären wir tatsächlich einmal rund herum gekommen. Inzwischen fühlen wir uns auch schon recht sicher im Kajak und ziehen die Schwimmwesten gar nicht mehr an, denn es paddelt sich angenehmer ohne. Der See ist so spiegelglatt wie wir ihn noch nie erlebt haben. Wir schauen noch einmal nach den kleinen Möwenbabys, die bereits im Wasser schwimmen, was vor 2 Tagen noch nicht der Fall war.
Wir nähern uns allmählich dem Seeende. Hinter uns verfinstert sich der Himmel.
Dann fallen die ersten Regentropfen und kurz vor dem Ziel kehren wir um. Zu spät! Ein ordentlicher Thunderstorm erwischt uns kalt. Es schüttet ordentlich und der Wind macht es sehr schwer Kurs zu halten, zumal wir die Finne wieder eingebaut haben, um den Geradeauslauf zu verbessern. Aber damit lässt sich der Kahn kaum noch rumlenken und als der Wind unverhofft von der Seite kommt, sehen wir für einen Moment alt aus. Aber wir schaffen es ans Ufer und suchen unter einem Gebüsch Schutz.
Hier warten wir eine Weile ab, aber es ist uns bitter kalt. Zu Hause wartet ein gemütliches Womo mit einer heißen Dusche und einer Kaffeemaschine, also paddeln wir mit vereinten Kräften und angelegten Schwimmwesten nah am Ufer durch strömenden Regen der Heimat entgegen. Kaum haben wir das Kajak aus dem Wasser gezogen, lässt der Regen nach und die Sonne kommt sogar noch einmal durch. Ein Lagerfeuer tut ebenfalls gut und die Story von den Guys, die bei dem Wetter auf dem See waren, macht die Runde auf dem Campingplatz. 🙂
Es regnet während der Nacht immer wieder, aber nach dem Frühstück können wir unser Kajak zusammenfalten und einladen. Innerhalb einer Stunde ist es sauber und wieder im Auto verstaut. Wir verabschieden uns von der Rangerin und stellen ein Wiedersehen in vage Aussicht. Und wenn wir selbst nicht kommen, dann können wir dieses kleine Paradies vielleicht jemandem schmackhaft machen?
Wir müssen nach Watson Lake – mal wieder. Jürgen hat beim Nachfüllen des Motoröls festgestellt, dass der Bremsflüssigkeitsbehälter leer ist. Komisch, keine Kontrollleuchte meldet etwas Derartiges. Unterwegs possieren 2 Grizzlybabys und ihre Mama am Straßenrand,
wenig später läuft ein jämmerlich aussehender Fuchs im Zeitlupentempo über die Straße und erweckt den Anschein, als wolle er mit uns reisen oder zumindest etwas zu fressen bekommen,
dann zu guter Letzt noch ein prächtiger Schwarzbär – eine gute Fotoausbeute auf 106 km.
An der Tankstelle im Ort kann man eine Dose Bremsflüssigkeit für 7$ erstehen, doch die hätten wir gar nicht gebraucht, denn der Behälter ist randvoll mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt. Früher war sie wohl mal gefärbt, so dass man den Füllstand erkennen konnte. Besser so – als anders!
Auf dem Campingplatz des Watson Lake Provincial Park gibt es auf einigen Plätzen mäßiges Internet, aber in der „Stadt“ ist es schneller und so stehen wir mal wieder vor der Touristinfo gegenüber des „Signforest“, laden Fotos hoch, schreiben Blog und warten auf morgen, um mal wieder Telefonkontakt nach Hause aufzunehmen. Bei 9 Stunden Zeitunterschied gar nicht so einfach.
Aber manchmal kommt es anders als man denkt. Gegen 17 Uhr – wir haben noch nichts veröffentlicht – fällt in ganz Watson Lake die komplette Telekommunikation aus. Warum? Vielleicht hänge es mit dem gestrigen Sturm zusammen, dass jetzt ein Baum auf eine Leitung gefallen sei… Man suche den Schaden, wisse aber nicht, wann es wieder funktioniere.
Gut, dann kochen wir schon mal – Spaghetti mit Tomatensauce. Der Schraubdeckel des Glases „Mutti Passata“ verweigert die Öffnung hartnäckig. Jürgen schlägt kräftig mit der flachen Hand darauf – jetzt ist es auf, nur anders. Nicht oben, sondern unten. Der Glasboden ist herausgesprungen und mit ihm jede Menge Tomatenpüree. Eigentlich war das Womo sauber. Nun putzen wir es noch einmal und weil hier gleich der Waschsalon um die Ecke ist, füllen wir mal wieder 2 Maschinen.
Auch um 21.30 Uhr gibt es noch kein Netz. Aber irgendwann in der Nacht ist es wieder da.