Auf dem Weg zum Mount Rushmore stoppen wir in Rapid City zum Tanken und finden an der 16 auch einen Safeway. In den USA Walmarts gibt es kein Sprudelwasser (= Club Soda), dafür viele „Flavoured Waters“ mit viel Kunstaroma und Süßstoff, Cherry-Lemon erinnert an Marzipan, eklig!
Hier gibt es endlich wieder Sprudel und auch Wein können wir kaufen. Inzwischen haben wir den Eindruck gewonnen, dass Lebensmittel in den USA teurer sind als in Deutschland, abgesehen von Fleischwaren.
Mount Rushmore ist frei zu besichtigen, lediglich Parkgebühren in Höhe von $10 – für Senioren nur $5 – sind zu entrichten. Hier ist Remidemi. Schnell fotografieren wir die Präsidenten, von links nach rechts: Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln, schreiten die Flaggenparade der einzelnen Bundestaaten in alphabetischer Reihenfolge ab. Jeweils 3 Flaggen befinden sich auf einem Mast. Auf dem Sockel darunter Staatsname und Eintrittsjahr. Erster Bundesstaat war übrigens Delaware, der zweite Pennsylvania.
Beim nahe gelegenen Memorial „Crazy Horse“ sind $30 Eintritt zu entrichten. Zu viel für ein unfertiges Werk,finden wir, machen ein Foto und sind wieder weg.
Crazy HorseCrazy HorseCrazy Horse
Am späten Nachmittag erreichen wir den „Devil’s Tower Monument NP“ . Der Campground arbeitet ausschließlich auf der Basis „ first come, first serve“ und wir finden noch einen großen, freien Platz für $20 ohne Anschlüsse. Da können wir nicht verstehen , warum der KOA Campingplatz vor dem Parkeingang so voll war. Am nächsten Morgen ziehen wir auf ein schattigeres Plätzchen um und wandern anschließend spiralförmig zweimal um den Tower herum (11 km). Man kann auch vom Visitorcenter aus, wo es viel Parkraum gibt, die 2 km lange asphaltierte obere Loop wählen, was die meisten auch machen. Erfreulich, denn auf den übrigen 9 Kilometern, der unteren Runde sind wir weite Strecken alleine. Aus jedem Blickwinkel fasziniert der Tower aufs Neue, hinzu kommen White Tail Deers, Schmetterlinge und Prärie-Hunde, die hier ganz unkompliziert Wohnraum für alle besorgt haben und eine regelrechte Stadt gründeten. Die Kamera ist ständig im Dauereinsatz und wir können uns mal wieder nicht entscheiden – viele Fotos folgen.
Soviel Platz haben wir auf dem NPS CampgroundUnser Campingplatz von obenDer „Belle Fouch “ Fluß hat sich eingegrabenAm AnkunftsabendDer KOA Camping
Morgen haben wir eine lange Strecke vor uns. Bis zum vorgebuchten Camping im Yellowstone sind es mehr als 700 Kilometer.
Wir hatten eine gute Nacht am Ufer des Missouri und wie erwartet scheint am Morgen wieder die Sonne. Badlands eine Frage der Perspektive ? Heute wollen wir mehr die Bilder sprechen lassen:
Schnell sind wir auf der Interstate 90, kommen flott voran durch eintönige Graslandschaft und Farmland und sind frühzeitig in den Badlands. Hier besuchen wir zuerst die „Minuteman Missile National Historic Site“, ein Museum, das über den Kalten Krieg informiert. Hunderte von Nuklearwaffen waren hier unter dem Farmland verborgen, jederzeit bereit, im Ernstfall Richtung Osten zu starten – „in 30 Minuten wird geliefert , oder auch früher“- in der Hoffnung, dass die Abschreckung so groß sei, dass sie nie zum Einsatz kommen müssten. Im Zuge gegenseitiger Abrüstung wurden sie vernichtet.
Auch ein CadillacDas Minuteman ProgrammRV hier nicht als Recreation Vehicle, sondern Reentry Vehicle, der AtomsprengkopfträgerSo war symbolisch der unterirdische Wohnraum des BedienungsoersonalsWenn das rote Telefon geläutet hätteWenn das rote Telefon geläutet hätteAbrüstungsverträgeMit diesen besonders dicken und geschützen Kabeln waren die Raketensilos mit der Einsatzzentrale verbundenGästebuch des MuseumsGästebuch des Museums – TageseintragBedrohungskulissse oder PropagandaIn 30 Minuten…….
In Kleingruppen von 6 Personen kann kann man noch eine echte Abschussrampe besuchen.
Wir bestaunen einen ganz besonders riesigen Auflieger, der neben uns parkt – geschätzt 28 m lang. Den zieht auch kein Pick up mehr, da muss schon ein richtiger LKW davor.
Bis in den NP ist es jetzt nur noch ein Katzensprung. Unsere „American the Beautiful“ Card hat sich heute amortisiert. Für die bisher 3 besuchten NPs hätten wir insgesamt 90$ Eintritt zahlen müssen, 80$ hat die Karte gekostet, mit der wir in weiteren Parks freien Eintritt haben.
Von den Badlands – einer weiten Grasfläche inmitten bizarr geformter Erosionsgebilde, hatten wir eine ganz falsche Vorstellung. Wir hielten sie für ähnlich langweilig wie die in Drumheller, Kanada. (Bericht 2022). Weit gefehlt! Theese Badlands are not bad – really.
Prärie Enzian – Lysianthus
Überall gibt es ausreichend große Haltebuchten und Parkplätze zum Fotografieren und die Möglichkeit, kleinere Spaziergänge über Catwalks zu unternehmen.
Bei der Einfahrt in den Park springt vor uns ein Reh über Straße und Zaun, bei der Ausfahrt treffen wir auf eine große männliche Bisonherde, grasend direkt am Straßenrand und sehr fotogen.
Ein toller Tag mit großartigen Eindrücken, den wir auf dem gepflegten kleinen „Expresscamping“ ca 100 km vor dem Mt. Rushmore beenden.
Es war sehr ruhig und wir schlafen aus. Eine ganze Reihe lokaler Wochenendcamper haben den Platz schon verlassen, bevor wir loskommen. Sonntag ist auch der Tag für ein Videotelefonat über Threema mit den Enkelinnen und Enkeln, über das wir uns immer sehr freuen.
Wir quälen uns gegen einen regelrechten Sturm mit Windböen, die das 5 Tonnen schwere Womo mal eben einen halben Meter seitwärts versetzen, durch monotones Farmland. Da steigt der Dieselverbrauch zusammen mit der Klimaanlage bei Sonnenschein locker um 2 Liter pro 100km. Nach einiger Zeit erscheint eine Warnmeldung „ESP -Werkstatt aufsuchen“, aber an dem Auto ist nichts defekt. Es ist einfach eine Art „Elchtest“ durch die Windböen, mit der das Elektronische Stabilitäts Programm nicht mehr klarkommt. Nach einem kurzen Stopp ist die Warnmeldung wieder verschwunden.
„Sandsturm“„Sandsturm“Über den MissisippiÜber den MissisippiÜber den MissisippiÜber den MissisippiÜber den MissisippiÜber den MissisippiÜber den Missisippi
Teilweise müssen wir durch einen regelrechten Sandsturm hindurch, wenn wir an Feldern ohne deutlichen Bewuchs vorbeikommen. Der Hwy 20, auf dem wir unterwegs sind hat, ist schlicht und ergreifend miserabel und wir hätten wohl besser daran getan, nicht erst über die 35 nach Norden auf die Interstate 90 zu wechseln.
Kurz vor der Kreuzung in Albert Lea beschließen wir erschöpft den Tag mal wieder auf einem Walmart Parkplatz. Hier hoffen wir auf ein WLAN, um endlich unsere Mautanmeldungen aus New York und Illinois bearbeiten zu können. Denn die staatlichen Internetseiten lassen entweder erst gar keine Internetverbindung mit einem Handy mit einer deutschen IP-Adresse im Roaming zu – oder die Formulare sehen es nicht vor, dass man ein Land außer USA, Kanada oder Mexiko eingibt, eine deutsche Handynummer passt schon überhaupt nicht ins vorgegebene Formatschema.
Aber Pustekuchen – ja, Walmart bietet seinen Kunden freies WIFI, aber dazu muss man sich registrieren – und zur Registrierung erhält man zur Verifizierung einen Zahlencode auf das Handy, dessen deutsche Rufnummer….. – richtig – nicht ins vorgegebene Formatschema passt.
Die Nacht verläuft ruhig, ohne Störgeräusche und als wir aufstehen sind die beiden anderen Camper schon wieder weg.
Ich liebe das einfache Leben, deswegen mache ich CampingIch liebe das einfache Leben, deswegen mache ich CampingIch liebe das einfache Leben, deswegen mache ich CampingPäriePäriePäriePärieChamberlain Hall of Fame
Mittags machen wir einen Raststopp auf einem Mac Donalds Parkplatz. Hier gibt es auch regelmäßig „Free WIFI“ (WLAN). Diesmal haben wir Glück und können uns einloggen. Damit ist die Mautfrage in Illinois schon mal gelöst, aber New York State zeigt uns weiter die kalte Schulter bzw. die Kehrseite des Internetzeitalters auf. Was nicht bei der Programmierung mitgedacht wurde, geht einfach nicht und es hat eben keiner daran gedacht, dass Europäer in mitgebrachten Autos durch New York fahren könnten. Wir haben es daraufhin mit „Old- School“ probiert und dem „Tolls by mail Payment Processing Center“ in Albany NY eine Postkarte geschrieben: Für das Kennzeichen LM CM 500 könnt ihr die Rechnung an Christianes Emailadresse schicken. Mal sehen was daraus wird.
Wir nutzen die Gelegenheit und buchen für Freitag und Samstag über das Internet schon mal zwei Übernachtungsplätze im Yellowstone Park. Vorher stehen noch die Badlands NP, Mount Rushmoore, Sitting Bull Memorial und Devils Tower NP auf dem Programm.
Auf der glatt asphaltierten, kurvenlosen I 90 sind 80 mph erlaubt und wir kommen schnell durch die eintönige Landschaft. Am Abend erreichen wir Champlain am Missouri. Hier können wir unsere erste Gasflasche neu füllen lassen. 4,4, Gall für 12 $. In USA und Kanada wird übrigens auch der in Deutschland verwendete Schraubadapter zum Füllen verwendet. Am Ufer des Missouri hält die Gemeinde für uns in einem Wiesengelände Stellplätze bereit, auf denen man bis zu 7 Tagen stehen kann. Aber das lehmig braune, trübe Wasser verführt nicht zu einem Badeaufenthalt.
Am Ufer des Missouri
Abends entlädt sich ein Gewitter mit heftigem Regen und es stellt sich heraus, dass die Fensterdichtungen spröde sind und Wasser durchlassen. Sikaflex wird dringend benötigt. Vorläufig tut es ein Töpfchen. Ein tolles Abendrot lässt auf besseres Wetter für morgen hoffen.
Auf Empfehlung unseres Wirtes machen wir nach etwa 70 km auf unserem regulären Weg einen kurzem Stopp im Indiana Dunes Nationalpark. Auf dem Parkplatz vor dem Visitorcenter fällt uns ein deutsches Wohnmobil mit Landshuter Kennzeichen auf. Wir holen uns Infomaterial und als wir zurückkommen, treffen wir auf Ramona und Andy, ein Landshuter Paar, das schon über ein Jahr durch Amerika reist (Kanada, USA und Mexico). Wir tauschen uns kurz aus und zum zweiten Mal hören wir gute Erfahrungen über das Satelliten -Internet „Starlink“ von Elon Musk. Vielleicht sollten wir uns das auch zulegen.
Wir machen einen kurzen Spaziergang zum Lake Michigan und durch die Sanddünen zurück. Das Wasser ist ausreichend warm zum Schwimmen, aber es sieht nach Regen aus und wir beschließen, statt eines Badetages einen weiteren Fahrtag einzulegen.
Die Ausblicke der weiteren Route zeigen, was unter dem Begriff „Rustbelt“ – Rostgürtel zu verstehen ist. Trostlos, deprimierend, hier wollten wir keinesfalls abgemalt sein.
Der Verkehr wird dichter, als wir uns Chicago nähern und am Cityrand umfahren. 8 Spuren führen in die Stadt und ebenso viele hinaus. Es gibt Stau in beiden Richtungen und konsequentes Spur- und Abstandhalten ist angesagt, um heil durchzukommen.Wieder sind wir in einem neuen Bundesstaat – Illinois – angekommen und einer neuen Zeitzone, jetzt liegen wir 7 Stunden hinter Deutschland.
Es beginnt zu regnen, wir müssen wieder tanken (3,39$ per Gallon) und finden auf der Interstate 90 kurz hinter Rockford im Seward Bluffs Forest Preserve einen wunderschönen Campground „mit alles“ für 23 $ (alles – ohne Stromanschluss). Und am Abend kommt der Camp – Host mit fritierten Putenschnitzeln vorbei – for free.
Hier wohnt der Camphost, bei dem man sich anmeldet
Fahrtage durch Maine, New Hampshire, Vermont, New York, Pennsylvania, Ohio bis Indiana
Mittwoch, 05.06.24 bis Freitag 07.06.24
Der Übernachtungsplatz am Lake Champlain war sehr schön, aber auch sehr laut durch die direkt angrenzende auch in der Nacht viel befahrene Straße. Um 6.15 Uhr stehen wir auf, es regnet leicht, ist aber schwül-warm. Unser USA Endziel ist ja der Yellowstone NP und bis dahin sind es noch etwa 40 Stunden reine Fahrzeit.
Eigentlich dachten wir, bis kurz vor die kanadische Grenze hochfahren zu müssen, da wir weder eine Brücke noch eine Fähre auf unseren Karten entdecken konnten. Doch das Navi kennt eine Fähre über der Lake Champlain, der 180 km lang ist. Drei Schiffe sind rund um die Uhr im Einsatz und in 20 Minuten sind wir für 22 $ – schneller als gedacht in New York State.
Wir fahren auf der 9N und später auf der 86 durch die Adirondack Mountains bis Lake Placid. Hier wurden 1932 und 1980 die Olympischen Winterspiele ausgetragen.
Hier sind noch die Bürgersteige hochgeklappt. Wir finden nichts Mondänes und nichts an klotzigen Sportstätten, aber auch nichts, was uns begeistert. Der Lake Placid liegt hinter dem Ort und wird von Motorbooten befahren, davor der Mirror Lake, aber es gibt keinen Uferweg und nur hin und wieder kann man einen Blick zwischen den Häusern auf den See werfen. Es ist schwül-heiß mit Gewitterwolken am Himmel, während wir entlang der Main Street mit überteuertem Fastfoodangebot durch den Ort schlendern.
Wir fahren weiter auf der 86 bis Lake Saranac und wechseln dann auf die 3, der wir südwestwärts 3 Stunden bis Watertown folgen. Kurz vor dem Ziel öffnet der Himmel seine Schleusen – Blitz und Donner mit Starkregen, der uns kurz zum Anhalten zwingt.
Sogar einen Aldi-Supermarkt haben wir gefunden
Der bei I-Overlander ausgesuchte Übernachtungsplatz liegt neben dem Sportcenter der Stadt und heute ist Jugendturnier – keine Chance auf einen Parkplatz. Scheinbar zog das Unwetter an der Stadt vorbei und alle Kinder der Region, begleitet von ihren familiären Fan-Gemeinschaften (Geschwister, Eltern, Großeltern etc,) sind an vielen diversen Stationen dabei, ihr Können zu zeigen und gegeneinander zu messen.
Es gibt noch einen zweiten angezeigten Übernachtungsplatz näher an der Autobahn und bei einem Restaurant, den wir vorübergehend anfahren. Hier gibt es sogar WLAN, wir vervollständigen unseren Blog und kochen Linsensuppe. Gegen 21 Uhr fahren wir zurück, jetzt sind alle Parkplätze frei. Unter einer Laterne fühlen wir uns gut aufgehoben und sind ziemlich sicher, dass die heutige Nacht ruhig wird.
Und so ist es auch, wir haben wunderbar geschlafen bis gegen 5 Uhr, als es beginnt zu regnen und wir schnell die Dachfenster schließen. Also doch Watertown – nomen est omen.
Wir fahren auf der Interstate 90, einer zumindest in Abschnitten mautpflichtigen Straße mit 65 mph gen Westen. Wir lesen Schilder, die informieren, über die Nummernschilder erfasst zu werden und dann per Mail eine Rechnung zu erhalten. Doch wie soll das gelingen mit deutschen Nummernschildern? Ein Anruf bei der angegebenen Nummer **826 bringt uns nicht weiter – kein Anschluss – keine Reaktion. Die Jungs von einer Tankstelle – hier tanken wir für 4,27$ per Gallon – meinten, wir sollten einfach abwarten, ob wir geortet würden, andernfalls hätten wir Glück und bräuchten nichts zu zahlen. So richtig wohl fühlen wir uns mit dieser Info nicht.
An der Grenze zum nächsten Bundesstaat – Pennsylvania – stoppen wir am Welcome Center und erkundigen uns . Die Damen empfehlen uns, ein Foto von unserem Nummernschild zu machen und an die Internetadresse der Toll-Behörde zu senden. Das wäre dann ok.
Mittlerweile sind wir südlich des Eriesees. Buffalo, noch in New York, haben wir nicht besucht, aber wir empfehlen allen die Ballade von Theodor Fontane, „John Maynard“. 1841 hat sich hier auf dem See tatsächlich ein Schiffsunglück ereignet. Der Steuermann hieß Luther Fuller. https://de.wikipedia.org/wiki/John_Maynard
Pennsylvania erstreckt sich nur wenige Meilen entlang des Eriesees. Schon bald erreichen wir Ohio, – nach Maine, New Hampshire, Vermont, New York (dessen Hauptstadt übrigens Albany und nicht New York City ist), Pennsylvania – den 6. Bundesstadt unserer Reise und einige sollen noch folgen.
Die App Harvest Hosts weist uns den Weg zu einem Weingut, 6 km vom See entfernt, wo wir nach Anmeldung um 17.50 Uhr ankommen. Der Host ist ein sehr freundlicher Winzer, der uns großzügig seine Weine probieren lässt. Wir führen ein nettes Gespräch über Wein und gehen am Ende mit einem Sixpack wieder beschwingt zum Wohnmobil zurück: It’s wine o’ clock, now.
Hier übernachten wir, allerdings mit der recht stark frequentierten Bahnlinie vor der Haustür.
Nee, nee, die Nacht war nicht erholsam. Viele, viele laaaaange Züge fuhren an uns vorbei. Besonders störend war allerdings das laute Gehupe wegen zweier Bahnübergänge.
Weiter geht’s. Wir versuchen einen Blick auf den Eriesee zu erhaschen, was aber schwierig ist, weil fast überall Häuser am Ufer stehen. Obwohl eher ein kleiner der „Großen Seen“, können wir nirgendwo ein gegenüber liegendes Ufer entdecken.
Blick auf den ErieseeBlick auf den ErieseeCleveland OhioCleveland OhioCleveland OhioCleveland OhioKernkraftwerke gibt es hier auch
Bei bedecktem Himmel fahren wir vorbei an Cleveland, Toledeo, auf dem Hwy 20 bis in den Bundesstaat Indiana nach South Bend. Unterwegs begegnen uns in einem Abschnitt zahlreiche Pferdekutschen. Hier leben offenbar Amishpeople.
Mit der Harvest Hosts App finden wir einen Hobbyfarmer, auf dessen gepflegtem Anwesen wir heute ganz bestimmt ruhig übernachten werden. Beim Smaltalk erfahren wir, dass Ed Apotheker und seine Frau Hausärztin ist. Für die Entwicklung der Kinder, die etwa so alt wie Falk und Ennio sind, hielten sie es für angebracht, aufs Land zu ziehen, um sie hier in und mit der Natur groß werden zu lassen.
Unser Womo findet er beeindruckend, so viel Luxus auf so wenig (8m) Platz. Sein eigenes Wohnmobil misst 38 Fuß, also 11,58 m und wiegt rund 30 Tonnen. Dafür braucht man hier keinen besonderen Führerschein. Jürgen hat’s gesehen und ist seinerseits beeindruckt. Aber den Durst dieses Gefährts wollen wir nicht stillen. Mit einer Gallone Diesel lässt es sich gerade mal 5 Meilen bewegen, d.h. auf 100 km schluckt es etwa 47 Liter.
Ed bedauert uns keine Farmprodukte anbieten zu können, es sei noch zu früh im Jahr. Aber Honig bekommen wir, den wir mit Euromünzen bezahlen, die er für die Sammlung der Kinder erbittet.
Sonntagmorgen – himmlische Ruhe – Sonnenschein. Nach dem Frühstück brechen wir auf zur nahe gelegenen Fähre nach Campo Bello Island. Aber: Satz mit X : Da geht noch nix. Erst ab Mitte Juni ist die Überfahrt möglich. Also zurück zum anderen Anleger, der uns wieder auf das Festland bringt. Die erwartete Kilometereinsparung war das jetzt nicht gerade, aber wir bedauern es keinesfalls. Deer Island ist wunderschön, nicht vom Tourismus beleckt und erinnert ganz stark an Skandinavien. Und wäre es etwas wärmer, wäre es dass ideale Kajakrevier.
Der Fährableger nach Campo Bellozurück am Festland
Um 11 Uhr sind wir an der Grenze zur USA und reisen nach Maine ein. Hier beginnt eine neue Zeitzone und wir verlieren eine Stunde. Während wir in Kanada bei der Einreise auf Menschen mit freundlichen Gesichtern trafen, die uns mit „Welcome, this way, please“ begrüßten, kamen wir uns bei der Einreise nach Maine wie halbe Verbrecher vor. Der Kühlschrank wurde inspiziert, ebenfalls das Bad, wo wir ja eine oder sogar mehrere Personen hätten verstecken können. Dann müssen wir ins Office. Leider ist der Computer noch nicht hochgefahren. Es dauert….. und schließlich werden wir an den nächsten Schalter zur wesentlich freundlicheren Kollegin verwiesen. Alles wie vor 2 Jahren beim Grenzübertritt von Kanada nach USA: Foto, Fingerabdrücke aller 10 Finger ( bei Jürgen haben schon die rechten 4 Finger gereicht – Gynäkologenvorteil?) und dann dürfen wir weiterfahren.
An der Grenze
Wir müssen tanken und freuen uns über einen Dieselpreis von 1,05 € pro Liter = 4,29 $ pro Gallon.
Im Acadia Nationalpark ist für heute Nacht keine Campsite mehr frei. Im Visitorcenter kaufen wir – wie schon vor 2 Jahren in Kanada – eine „America – Beautiful“ Card zum Preis von 80 $. Damit dürfen bis zu 4 Personen in einem Auto fast alle Nationalparks in den USA ein Jahr lang besuchen, ohne weiteren Eintritt zu zahlen. In Bar Harbor finden wir einen kommerziellen Campingplatz für 72 $ ohne irgendwas.
Den Pool haben wir nicht getestet
Für den Folgetag buchen wir online die Cadillac Summit Road für 6 $ im Zeitfenster von 18 bis 22 Uhr. Mit dem eigenen Fahrzeug können wir dann die Aussicht vom 470 m hohen Gipfel genießen. Er gilt als der Punkt der USA, den die Strahlen der aufgehenden Sonne als erstes treffen . Mal schauen, wie die Sonnenuntergänge sind. Eine Campsite im Seawall Campground für den nächsten Tag haben wir ebenfalls gebucht für 30 $ – auch „ohne alles“.
Bis hierher sind wir inzwischen 1012 km gefahren davon 286 km am Sonntag.
Der Montag beginnt wieder mit strahlendem Sonnenschein, aber die Luft ist kühl. Wir erleben Temperaturschwankungen von 8 Grad in der Nacht bis zu 28 Grad am frühen Nachmittag, dazu weht beständig ein leichter, kühler Wind. Sobald die Sonne untergegangen ist, verziehen wir uns schnell ins warme Wohnmobil.
Wir befahren die NP-Loop, die auf 27 Meilen tolle Aussichtspunkte bietet.
Kurz vor dem Camingplatz müssen wir umdrehen: Road closed ! Offensichtlich hat eine Sturmflut im Frühjahr die dicht an der Küste verlaufende Straße unterspült und teils weggerissen. Stimmt – da war doch was bei der Buchung – ein „alert“ und „road closed“ – aber, dass das auf unserer Route liegt ?
Na ja, vor ein paar hundert Metern sind wir doch an einem Foodtruck vorbeigekommen, der gut besucht war. Wir drehen also um und belohnen uns mit zwei Lobsterrolls, die gut schmecken. Darf man wohl aber auch erwarten für 75 $ – oder ist der Preis dadurch gerechtfertigt, dass Charlotte, die Wirtin, die Hummer mit Marihuanarauch betäubt, bevor sie sie in das siedende Wasser wirft, wie viele Zeitungsartikel an der Wand belegen?
Charlottes Marihuana Lobster BudeCharlottes Marihuana Lobster BudeCharlottes Marihuana Lobster Bude
Nach einem Umweg von 20 Kilometern erreichen wir unseren Campground und checken bei einer sehr netten Rangerin problemlos ein, indem wir unseren Pass „America the Beautiful“ und auf dem Handy die Buchungsbestätigung vorzeigen. Online Buchungen in einem Nationalpark Campground für den laufenden Tag kann man über die Website www.recreation.gov nicht durchführen. Der geringste Vorlauf ist eine Buchung für den Folgetag. Für die Buchung muss man sich mit einer Emailadresse und selbst gewähltem Passwort vorher registrieren – dann kann man alle Aktivitäten und Campsites in allen USA Nationalparks buchen – auch lange im voraus.
Nach einer kleinen Pause starten wir um 4 Uhr erneut zur Cadillac Summit Road, deren Zugang wir für 18 Uhr gebucht haben. Als wir 16.30 Uhr am Gate ankommen, lesen wir, dass die Straße für RVs gesperrt sei. Genau genommen für solche, die länger sind als 21 Fuß. Der Ranger lässt sich nicht erweichen, erstens sind wir zu früh – frühestens ab 17.30 Uhr dürfe er uns hochlassen und zweitens nicht mit einem so großen Wohnmobil, da oben sei wenig Platz.
Gut, wenn man noch ein Ass in der Hinterhand hat: Wir fahren ein Stück zurück und packen unseren Roller aus. So dürfen wir dann sogar um 17 Uhr das Gate passieren und hinauffahren. Die Straße ist neu gemacht und wäre auch von Gelenkbussen bequem zu befahren und Parkraum am Gipfel gibt es in Hülle und Fülle – ist ja Vorsaison. Aber dürfen wie uns beschweren? Wer hat’s erfunden? Die Preußen!! Auch wenn es die Amerikaner zur Perfektion weiter entwickelten. Und da ist dann immer noch der Gruppenzwang zu bedenken. Was hätte der Kollege in der anderen Box gemacht, wenn unser Ranger die Vorschriften eigenmächtig sinnvoll abgewandelt hätte?
Von oben hat man eine tolle Aussicht, aber der Wind bläst kalt und wir verzichten auf das Ausschöpfen unseres Zeitfensters, zumal der Sonnenuntergang hinter Wolken stattfinden wird.
Zur Geologie der RegionBlick nach SüdwestenBlick nach WestenBlick nach WestenBlick nach (Nord-) OstenBlick nach (Nord-) OstenBlick nach (Nord-) OstenBlick nach (Nord-) Osten
Wir fahren zurück zum Campground, ziemlich erschlagen, ohne dass wir uns besonders verausgabt hätten. Der Internetempfang reicht hier nicht fürs Blog schreiben.
Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne und wir starten recht früh gen Westen. Wir wollen nicht, wie die Navis anzeigen, in weitem Süd-Bogen auf den Autobahnen fahren. Unsere gewählte Route folgt dem Hwy #2 durch die Appalachen, durch New Hampshire und die White Mountains mit dem 1917 m hohen Mt. Washington als höchster Erhebung im Nordosten der USA. Weiter geht es durch Mexiko und an Berlin vorbei durch Vermont und seine Hauptstadt Montpelier, die gerade einmal 7500 Einwohner zählt. Die Landschaftseindrücke sind herrlich und mit einem Durchschnitt von etwa 60 km/h kommen wir ganz gut voran.
Mt. Washington
Ab Montpellier geht es auf der Autobahn 89 wieder hinunter an den Lake Chamberlain, wo i-Overlander einen Übernachtungsplatz für uns bereit hält, den wir uns mit einer furchtlosen, netten jungen Dame aus Quebec teilen.
Wir hatten eine wunderbar ruhige Nacht. Um 7 Uhr zeigt das Außenthermometer 9 Grad, aber im Auto sind es kuschelige 22 Grad und wir stehen auf. Nur keine Eile, erst mal gemütlich frühstücken und dann zur Dumpstation. Kurz vor 10 Uhr rollen wir dann auf der TC 1 weiter nach Westen, über Sussex , Saint John, Saint George bis Ausfahrt 39, wechseln dort auf die 127 nach Saint Andrews. Das Örtchen wurde nach dem amerikanischen Bürgerkrieg 1783 von den Loyalisten errichtet und hypte im 19./20. Jahrhundert als „Sommerfrische“, lässt aber heute deutlich erkennen, dass seine besten Tage hinter ihm liegen.
An der Ortseinfahrt liegt die Touristinfo und die beiden netten Damen dort sind offensichtlich sehr erfreut über die Abwechslung durch unseren Besuch. Sie scheinen sich mit Tipps gegenseitig überbieten zu wollen und überreichen uns eine Tüte voll Karten und Informationsbroschüren.
Zuerst nutzen wir die Gunst der Stunde aus (Ebbe), um über den bei Flut 1,5 Meter unter Wasser stehenden Damm auf „Ministers Island“ zu fahren. Der Eintritt dort beträgt pro Person 16 CAD. Sicher könnte man dort auf den zahlreichen Wanderwegen einen Tag zubringen, aber soviel Zeit wollen wir uns nicht nehmen und fahren wieder zurück in die Stadt.
In der Kingstreet finden wir gegenüber der „All Saints Church“ gute Parkmöglichkeiten. Die kreuzende Waterstreet ist die Flaniermeile mit Geschäftchen und Restauants. Bald sind wir einmal rauf und runter gelaufen, entscheiden uns für das „Herrings“, wo wir „Fischcakes with Salad of your choice“ bestellen. Eigentlich hätten sie „Potatoecakes mit Spuren von Fisch“ heißen müssen, aber nun ja…
Zurück am Wohnmobil werden wir auf deutsch angesprochen. Das Nummernschild wird als aus dem Landkreis Limburg-Weilburg erkannt und der Herr möchte wissen, wo genau wir denn nun wohnhaft seien. Es stellt sich heraus, dass auch er ein Münchner ist, der in Weilburg die Forstwirtschaftsschule besucht hat und die Gegend dort noch genau erinnert. Seit 34 Jahren lebt er hier in St. Andrews. Er gibt uns Tipps, aber als er uns in die gegenüber liegende Kirche führen will, um uns seinem Pfarrer vorzustellen, haben wir genug von dem Münchner im Himmel und verabschieden uns freundlich, aber bestimmt.
Die Damen in der Touristinfo haben uns auf die Möglichkeit hingewiesen, Maine via Inselhüpfen zu erreichen. Das hat uns angefixt und so fahren wir zurück nach St. George, von dort nach Letete, von wo aus 1/2-stündlich eine kostenlose Autofähre nach Deer Island fährt. Wir kommen gerade recht und bald genießen wir das Inselparadies auf der 20-minütigen Überfahrt.
Schnell haben wir ein Übernachtungsplätzchen für die Nacht gefunden und genießen mal wieder einen schönen Sonnenuntergang.
Wir haben wunderbar geschlafen und stellen fest, dass wir tatsächlich die Einzigen waren, die hier übernachtet haben. Wir trödeln ein bisschen herum, denn bis Moncton sind es nur 60 km und wir sind noch Frühaufsteher. Um 6 Uhr morgens werden wir wach – zu Hause ist es dann ja auch schon 11 Uhr. Jürgen macht noch ein paar Dronenfotos, bevor wir starten.
Fort Beausejour von obenFort Beausejour von obenFort Beausejour von oben
Ron und Diane haben sich nicht verändert und wir erkennen uns sofort wieder, als sie neben uns einparken. Sie wollen uns etwas von der Umgebung ihres Wohnortes zeigen und chauffieren uns in ihrem geräumigen Ford F 150 Pick up an die Küste von Shediac, wo sie früher mal gesegelt sind. Es ist sehr kalt und windig und der Spaziergang am Meer fällt sehr kurz aus. Weiter geht es zum Lunch in ein sehr originelles Restaurant, das wir zunächst für einen Krimskamsladen halten. Wir essen sehr leckere Crab Cakes und Hummer-Mango-Salad.
Auf der Toilette mahnen zahlreiche Uhren, sich kurz zu fassen. Auch das finden wir sehr stilvoll.
Mach hinne
Unseren Verdauungsspaziergang machen wir in einem gepflegten Park, gestiftet von der Familie Irving, Inhaber eines der größten Tankstellennetze Kanadas.
Auch den „Magnetic Hill“, den wir vor 2 Jahren ausgelassen haben, zeigen uns die Beiden. Infolge einer optischen Täuschung fahren hier Autos zunächst bergab und anschließend ohne Antrieb rückwärts wieder hinauf. https://faszination-kanada.com/blog/reisen/magnetic-hill-wo-autos-scheinbar-bergauf-rollen/
Danke, Diane und Ron, es war ein schöner Tag mit euch und vielleicht sehen wir uns auf unserer Rückreise wieder!
Morgen werden wir der Empfehlung der Beiden folgen und nach Saint Andrews in Richtung Maine aufbrechen.
Endlich übernachten wir mal wieder auf einem Walmartparkplatz – neben dem Pick-up Camper des 81-jährigen Herrmann, einem Münchner, der vor 49 Jahren beruflich nach Kanada gekommen und hier geblieben ist. Morgen will er mit seiner Freundin nach Neufundland aufbrechen. Na dann mal los!