Einreise in die USA, Acadia Nationalpark

Standard

Sonntag 02.06.24 bis Dienstag, 04.06.24

Sonntagmorgen – himmlische Ruhe – Sonnenschein. Nach dem Frühstück brechen wir auf zur nahe gelegenen Fähre nach Campo Bello Island. Aber: Satz mit X : Da geht noch nix. Erst ab Mitte Juni ist die Überfahrt möglich. Also zurück zum anderen Anleger, der uns wieder auf das Festland bringt. Die erwartete Kilometereinsparung war das jetzt nicht gerade, aber wir bedauern es keinesfalls. Deer Island ist wunderschön, nicht vom Tourismus beleckt und erinnert ganz stark an Skandinavien. Und wäre es etwas wärmer, wäre es dass ideale Kajakrevier.

Um 11 Uhr sind wir an der Grenze zur USA und reisen nach Maine ein. Hier beginnt eine neue Zeitzone und wir verlieren eine Stunde. Während wir in Kanada bei der Einreise auf Menschen mit freundlichen Gesichtern trafen, die uns mit „Welcome, this way, please“ begrüßten, kamen wir uns bei der Einreise nach Maine wie halbe Verbrecher vor. Der Kühlschrank wurde inspiziert, ebenfalls das Bad, wo wir ja eine oder sogar mehrere Personen hätten verstecken können. Dann müssen wir ins Office. Leider ist der Computer noch nicht hochgefahren. Es dauert….. und schließlich werden wir an den nächsten Schalter zur wesentlich freundlicheren Kollegin verwiesen. Alles wie vor 2 Jahren beim Grenzübertritt von Kanada nach USA: Foto, Fingerabdrücke aller 10 Finger ( bei Jürgen haben schon die rechten 4 Finger gereicht – Gynäkologenvorteil?) und dann dürfen wir weiterfahren.

Wir müssen tanken und freuen uns über einen Dieselpreis von 1,05 € pro Liter = 4,29 $ pro Gallon.

Im Acadia Nationalpark ist für heute Nacht keine Campsite mehr frei. Im Visitorcenter kaufen wir – wie schon vor 2 Jahren in Kanada – eine „America – Beautiful“ Card zum Preis von 80 $. Damit dürfen bis zu 4 Personen in einem Auto fast alle Nationalparks in den USA ein Jahr lang besuchen, ohne weiteren Eintritt zu zahlen. In Bar Harbor finden wir einen kommerziellen Campingplatz für 72 $ ohne irgendwas.

Für den Folgetag buchen wir online die Cadillac Summit Road für 6 $ im Zeitfenster von 18 bis 22 Uhr. Mit dem eigenen Fahrzeug können wir dann die Aussicht vom 470 m hohen Gipfel genießen. Er gilt als der Punkt der USA, den die Strahlen der aufgehenden Sonne als erstes treffen . Mal schauen, wie die Sonnenuntergänge sind. Eine Campsite im Seawall Campground für den nächsten Tag haben wir ebenfalls gebucht für 30 $ – auch „ohne alles“.

Bis hierher sind wir inzwischen 1012 km gefahren davon 286 km am Sonntag.

Der Montag beginnt wieder mit strahlendem Sonnenschein, aber die Luft ist kühl. Wir erleben Temperaturschwankungen von 8 Grad in der Nacht bis zu 28 Grad am frühen Nachmittag, dazu weht beständig ein leichter, kühler Wind. Sobald die Sonne untergegangen ist, verziehen wir uns schnell ins warme Wohnmobil.

Wir befahren die NP-Loop, die auf 27 Meilen tolle Aussichtspunkte bietet.

Kurz vor dem Camingplatz müssen wir umdrehen: Road closed ! Offensichtlich hat eine Sturmflut im Frühjahr die dicht an der Küste verlaufende Straße unterspült und teils weggerissen. Stimmt – da war doch was bei der Buchung – ein „alert“ und „road closed“ – aber, dass das auf unserer Route liegt ?

Na ja, vor ein paar hundert Metern sind wir doch an einem Foodtruck vorbeigekommen, der gut besucht war. Wir drehen also um und belohnen uns mit zwei Lobsterrolls, die gut schmecken. Darf man wohl aber auch erwarten für 75 $ – oder ist der Preis dadurch gerechtfertigt, dass Charlotte, die Wirtin, die Hummer mit Marihuanarauch betäubt, bevor sie sie in das siedende Wasser wirft, wie viele Zeitungsartikel an der Wand belegen?

Nach einem Umweg von 20 Kilometern erreichen wir unseren Campground und checken bei einer sehr netten Rangerin problemlos ein, indem wir unseren Pass „America the Beautiful“ und auf dem Handy die Buchungsbestätigung vorzeigen. Online Buchungen in einem Nationalpark Campground für den laufenden Tag kann man über die Website www.recreation.gov nicht durchführen. Der geringste Vorlauf ist eine Buchung für den Folgetag. Für die Buchung muss man sich mit einer Emailadresse und selbst gewähltem Passwort vorher registrieren – dann kann man alle Aktivitäten und Campsites in allen USA Nationalparks buchen – auch lange im voraus.

Nach einer kleinen Pause starten wir um 4 Uhr erneut zur Cadillac Summit Road, deren Zugang wir für 18 Uhr gebucht haben. Als wir 16.30 Uhr am Gate ankommen, lesen wir, dass die Straße für RVs gesperrt sei. Genau genommen für solche, die länger sind als 21 Fuß. Der Ranger lässt sich nicht erweichen, erstens sind wir zu früh – frühestens ab 17.30 Uhr dürfe er uns hochlassen und zweitens nicht mit einem so großen Wohnmobil, da oben sei wenig Platz.

Gut, wenn man noch ein Ass in der Hinterhand hat: Wir fahren ein Stück zurück und packen unseren Roller aus. So dürfen wir dann sogar um 17 Uhr das Gate passieren und hinauffahren. Die Straße ist neu gemacht und wäre auch von Gelenkbussen bequem zu befahren und Parkraum am Gipfel gibt es in Hülle und Fülle – ist ja Vorsaison. Aber dürfen wie uns beschweren? Wer hat’s erfunden? Die Preußen!! Auch wenn es die Amerikaner zur Perfektion weiter entwickelten. Und da ist dann immer noch der Gruppenzwang zu bedenken. Was hätte der Kollege in der anderen Box gemacht, wenn unser Ranger die Vorschriften eigenmächtig sinnvoll abgewandelt hätte?

Von oben hat man eine tolle Aussicht, aber der Wind bläst kalt und wir verzichten auf das Ausschöpfen unseres Zeitfensters, zumal der Sonnenuntergang hinter Wolken stattfinden wird.

Wir fahren zurück zum Campground, ziemlich erschlagen, ohne dass wir uns besonders verausgabt hätten. Der Internetempfang reicht hier nicht fürs Blog schreiben.

Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne und wir starten recht früh gen Westen. Wir wollen nicht, wie die Navis anzeigen, in weitem Süd-Bogen auf den Autobahnen fahren. Unsere gewählte Route folgt dem Hwy #2 durch die Appalachen, durch New Hampshire und die White Mountains mit dem 1917 m hohen Mt. Washington als höchster Erhebung im Nordosten der USA. Weiter geht es durch Mexiko und an Berlin vorbei durch Vermont und seine Hauptstadt Montpelier, die gerade einmal 7500 Einwohner zählt. Die Landschaftseindrücke sind herrlich und mit einem Durchschnitt von etwa 60 km/h kommen wir ganz gut voran.

Ab Montpellier geht es auf der Autobahn 89 wieder hinunter an den Lake Chamberlain, wo i-Overlander einen Übernachtungsplatz für uns bereit hält, den wir uns mit einer furchtlosen, netten jungen Dame aus Quebec teilen.