Sonntag, 21. Mai bis Mittwoch 24. Mai 2023
Am späten Vormittag verlassen wir Cartagena in Richtung Granada. Es trübt sich immer mehr ein und hin- und wieder erwischt uns ein Regenschauer. Auf halber Strecke machen wir einen 8 km langen Abstecher zum Castillo de Los Frarjados, bei Velez Blanco.
Anfang des 16. Jahrhunderts von Don Pedro Farjado in Auftrag gegeben wurde es bis Ende des 19. Jhdts. von dieser Dynastie bewohnt. Danach gingen Festung und Schloss an einen neuen Besitzer über. Dieser verkaufte den gesamten Innenhof aus weißem Marmor an einen Antiquitätenhändler namens Goldberg. Der wiederum brachte den Marmor nach Paris, wo ihn der Nordamerikaner Blumenthal kaufte und in seinen Stadtpalast in New York einbauen ließ. Als sein Erbe kann man ihn nun seit 1960 im Metropolitan Museum of Art besichtigen. Die Anlage soll nun originalgetreu wieder mit Marmorpatio restauriert werden, es wurde aber noch nicht damit begonnen. Soviel Aufheben verdient eine Stipvisite. Wir fahren zu früh rechts ab und müssen uns mühsam durch den engen Ort quälen. 500 Meter weiter, hinter einer Kurve war der bequeme Abzweig zum Parkplatz. Mit der spanischen Siesta sind wir ständig im Zwiespalt. Von 14 bis 17 Uhr läuft hier nichts und so können wir Burg und Schloss zwar von außen anschauen, aber zwei Stunden warten wollen wir nicht. Also weiter nach Granada.
Auf dem stadtnahen Campingplatz „Alto de Viñuelas“ finden wir Platz und stellen fest, wie klein die Welt doch ist : Ein VW-Bus mit Wohnwagen und „LM“ Kennzeichen sind schon da. Ein Paar aus Hünfelden-Ohren ist damit auf Tour. Am Abend und in der Nacht regnet es heftig und am nächsten Morgen verheißen dunkle Wolken und der Wetterbericht für die nächsten 3 Tage weiteren Regen. Da wollen wir weder mit dem Roller noch mit dem Bus, der unweit des Campingplatzes abfährt, in die City von Granada oder zur Alhambra, die wir vor vielen Jahren schon besichtigten. Tschüß Granada – und weiter geht es zu den „weißen Dörfern“.
Erst wieder die mautfreie Autovia A92 bis zur Ausfahrt 146 und dann weiter auf der 384 bis „Olvera“, das von einer Kirche aus dem 18. Jhdt. und einer alten maurischen Festung überragt wird. Im Nieselregen laufen wir über enge Gässchen und Treppen zum Kirchplatz hinauf: Kirche zu, Festungsbesuch erst nach der Siesta ab 17 Uhr wieder möglich. Zurück durch das hübsche Dorf am Auto suchen wir noch an der Peripherie nach einer Gesamtshow als ideales Fotomotiv und weiter gehts nach „Ronda“.
Unterwegs machen wir einen Fotostop in Setenil de las Bodegas. Hier gibt es eine vor Jahrtausenden ausgewaschene Schlucht, die sich durch den Ort zieht und an deren Rändern Häuser eingebaut und angebaut wurden.
In Ronda gibt es auf der Altstadt- Seite einen Camping „El sur“ für 24 € ohne Strom, für den wir uns entscheiden – und einen städtischen Stellpaltz für 18 €/24 Std ohne Strom nahe der Neustadt und nahe zum Lidl auf der anderen Seite. Einmal mit dem WoMo mittendurch über die antike Brücke mit Kopfsteinpflaster im Regen, das hat was.
Unsere Platznachbarn, die mit einem Marco Polo Mercedes- Bus unterwegs sind, kommen klatschnass von der Stadtbesichtigung zurück und berichten, dass sich der Stadtbesuch doch gelohnt habe.
Am nächsten Morgen ist es bewölkt, aber relativ hell, so dass wir mit Schirmen gut gerüstet zur Stadtbesichtigung per pedes aufbrechen – es werden 10,8 km, bis wir um 14.30 Uhr wieder zurück sind.
Das Besondere ist, dass auch hier ein Wasserlauf, der Tajo, mit einem über 100 Meter tiefen Graben ein Stück eines Sandsteinrückens abgeschnitten hat. Damit blieb für die Altstadt eine schon auf 3 Seiten uneinnehmbar abgeschlossene Fläche stehen, die leicht geschlossen werden konnte. Das wussten auch schon die Mauren zu schätzen, die es sich hier mit Bädern bequem einrichteten und eine erste alte Brücke auf den Altstadtfelsen bauten. Später wurde eine „Neue Brücke“ gebaut, die nach einem Einsturz auf den Grundmauern wieder errichtet wurde.
In der Altstadt besichtigen wir die Iglesia Espiritu Santo aus dem 15. Jhdt und erklimmen mit 64 Stufen den Glockenturm. Entlang der Stadtmauer kommen wir zu den Bädern und dann über die alte Brücke zu den Gartenanlagen, entlang der Schlucht hinauf zur Vorstadt oder Neustadt, wo wir die Stierkampfarena besichtigen, die schon Hemmingway beeindruckte. Seit 2011 sind Stierkämpfe in Spanien verboten.
Der Camping zeigt sich sehr großzügig und verlangt für unser spätes Auschecken keinen Zuschlag. In einem heftigen Regenschauer geht es weiter nach „Zahara de la Sierra“, einem weiteren „Pueblo Blanco“.
Dieser denkmalgeschütze Ort steht vor einer atemberaubenden Kulisse der Bergkette Sierra de Margarita und ein Wolkenloch lässt es für uns im Nachmittagssonnenschein erstrahlen. Doch über dem wenig gefüllten Stausee des Rio da Guadalete am Fuß des Dörfchens zeigen sich schon wieder blauschwarze Wolken.
Wo übernachten ? 8 Kilometer weiter bietet das Dörfchen „Algodonales“ einen tollen , kostenfreien Stellplatz mit Ver- und Entsorgung sowie Blick auf Zahara. Wir haben und gerade eingerichtet, da öffnet der Himmel seine Schleußen und der Stausee dürfte um einige Zentimenter angestiegen sein.
Der nächste Morgen versucht das alles vergessen zu machen und die Sonne scheint – allerdings bei 14° Außentemperatur. Weiterfahren oder den Roller auspacken und eine Runde durch den „Parque Natural de Grazalema“ mit Passfahrt und Schluchten? Obwohl sich nach dem Frühstück doch schon wieder verdächtige Wolkentürme zeigen, fahren wir mit dem Roller die CA 9104 bis Benamahoma und auf dem Rückweg einem Abstecher nach Grazalema rund 75 km durch eine grandiose Landschaft. Am Himmel entdecken wir die hier lebenden Gänsegeier mit einem Gewicht von 6-8 kg und einer Flügelspannweite von 2,30 bis 2,70 Metern. Immer wieder macht uns der Blick zum Himmel Angst vor einem kräftigen Regenschauer, aber wir kommen trocken wieder zurück zum Womo und heute Abend klart es sogar weiter auf.