Alles ist irgendwann das erste Mal

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Sonntag, 11.September und Montag, 12.September

An dem Platz hatten wir guten Handyempfang und konnten den Blog bearbeiten und uns etwas besser über den Algonquin Park informieren. Sogar eine Internet Reservierungsbuchung für einen Platz direkt am See # 52 auf dem Rock Lake Campground ist uns für eine Nacht gelungen. 70,32 CAD für eine Nacht incl. Strom, Reservierungsgebühr von 9,75 CAD und Steuern. Da liegen viele Commercial Campgrounds drunter. Berühmtheit hat halt ihren Preis. So ausgestattet fahren wir dann gegen 10 Uhr los.

Nach 34 km erreichen wir das Gate und das Visitorcenter und fragen dort nach dem Permit zum Anhalten und Wandern im Park. Das sei schon im Campingpreis enthalten, wir müssten nur noch unser Autokennzeichen eintragen lassen – entweder am Camping, aber der liegt fast am anderen Parkende, und vorher dürften wir uns besser nicht beim Anhalten erwischen lassen – oder wir könnten das vielleicht noch über unseren Account bei Ontarioparks im Internet erledigen. Am Visitorcenter gibt es aber keinen ausreichend starken Empfang.

Ferner erfahren wir die Adresse und Telefonnummer eines Kanuverleihers, der uns heute noch ein Kanu an den Campingplatz bringen könnte – 32,40 CAD für einen Tag (24 Stunden) Miete – es wurden 54,22 CAD daraus, denn Schwimmwesten und Anlieferung und Steuer sind in dem Prospektpreis nicht enthalten.

Wir eilen 40 Kilometer durch den Park, halten nirgends an, lassen am Campground unser Auto registrieren und erfahren, dass der Kanuverleiher noch da sei. Direkt vor unserem gebuchten Platz treffen wir ihn und mieten trotz unsicheren Wetteraussichten für den Tag ein Kanu.

Schnell werden Sachen in den wasserdichten Packsack gestopft und dann geht’s los. Der Sandstrand ist flach, wir schieben das Kanu ins Wasser, sie steigt ein, während er es hält, dann er, während sie schon einen Paddelschlag tut. „Uhhhps“, ertönt von hinten, es wackelt und – platsch, liegen zwei im 30 cm tiefen Wasser und das Kanu läuft voll. Ihr Handy badet, überlebt aber, bis zum Bauchnabel ist alles nass – warum geht man auch mit Klamotten aufs Wasser – und die Stimmung ist erst einmal hin. Mensch! – Was ist passiert? Wir sind doch schon soooo oft gepaddelt und nie gekentert! Ja, alles geschieht irgendwann zum ersten Mal. Wir ziehen trockene Sachen an, starten einen zweiten Versuch mit der neu gewonnenen Erkenntnis, dass dieses Kanu sehr wackelig ist und wir ganz schnell unseren Schwerpunkt so tief wie möglich verlagern müssen.

Zwei Stunden paddeln wir über den See. Er erinnert uns sehr stark an den Dalsland-Kanal in Schweden. Auch hier sind Übernachtungsplätze für Kanuten auf kleinen Inseln eingerichtet, aber während es in Schweden Feuerholz gibt und Trockentoiletten, gibt es hier nur eine halbwegs gerade Fläche für Zelte.

Wir kommen trocken zurück, das Gewitter hat sich verzogen.

Eine weitere Nacht auf dem Campground ist nicht zu buchen. Obwohl genügend Platz ist, scheitert es an der Verfügbarkeit von Plätzen für RVs über 18 feet. Die wären noch immer luxuriös groß für 26 feet, aber es darf nicht sein. ☹ Kanadische Nachbarn geben uns den Tipp, unser Auto auf 18 feet schrumpfen zu lassen und eine Neuregistrierung an der Rezeption zu machen.

Es ist abends noch recht warm und wir sitzen draußen und lesen. Eine Rangerin geht ihre Runde, spricht mit den Gästen und wohl auch mit unseren Nachbarn, dann kommt sie zu uns und spricht uns in Deutsch an. Sie ist in Kanada geboren, aber ihre Oma war Deutsche und lebte in Solingen. Damit sie sich besser unterhalten konnten, hat die Rangerin Deutsch gelernt, denn sie hatte ihre Oma sehr lieb. Sie weiß von unserem Problem, keinen Platz für unser Womo zu bekommen und auch, dass die „kleinen“ Plätze groß genug sind. Eigentlich dürfe sie das nicht raten, aber wir sollten demnächst sagen, dass unser Womo 18 Füße lang sei, dann würde das schon klappen.

Heute Morgen hängen Nebelschwaden über dem See, die sich aber bis 10 Uhr verzogen haben.

Wir nutzen die verbleibenden 2 Stunden, die wir noch über das Kanu verfügen können und gehen noch einmal aufs Wasser, diesmal ohne Kentern – so wie sich das gehört!

Der Himmel verheißt weiterhin zweifelhaftes Wetter und wir beschließen, Zeit einzusparen und direkt weiter zu fahren nach Ottawa, der Hauptstadt von Kanada.

Wir passieren das Eastgate

und haben wieder eine Premiere: Die Schule hat inzwischen auch hier begonnen und die Schulbusse fahren wieder. Zum ersten Mal treffen wir auf einen haltenden Bus mit eingeschaltetem Blinklicht auf der Gegenfahrspur. Das bedeutet für alle Verkehrsteilnehmer, egal in welcher Richtung sie unterwegs sind, dass sie stoppen müssen, bis der Bus wieder fährt.

Kurz vor Ottawa finden wir einen stadtnahen Campingplatz, von dem aus wir uns die Hauptstadt morgen mit dem Roller erschließen können. Und zum letzten Mal nutzen wir hier den Waschmaschinenservice. So günstig werden wir zu Hause wohl nicht mehr waschen können: 2 CAD für eine Trommel Wäsche und ebenfalls 2 CAD für 60 Minuten Trocknen.