Mittwoch, 31. August 2022
Sonnenschein, 18°C, einen See vor der Womotüre – heute ist alles anders. Unmittelbar nach dem Aufstehen springen wir in den See und schwimmen eine Runde. Hui, das erfrischt, macht wach und hungrig. Zum ersten Mal auf dieser Reise frühstücken wir draußen. Zur großen Freude ist hier „Checkout“ erst um 14 Uhr. So können wir den Platz noch eine Weile genießen und auch unseren Blog weiterschreiben. Hier ließe es sich sicher gut noch eine Weile aushalten; nochmal danke an den lieben Müllmann, dessen Namen wir noch nicht einmal kennen.
Bis zur Grenze der USA ist es nicht mehr weit und um 15 Uhr passieren wir das kanadische Grenzgebäude 😊kana da😊– „stopping not requested“ stand auf dem Schild.
Wenige Meter weiter die amerikanischen Grenzer: Eigentlich, laut Schild, sollten wir als größeres Wohnmobil die LKW Spur benutzen, doch eine Officer*in, die gerade einen LKW abfertigt, weist uns mit ausgestrecktem Zeigefinger ohne sich umzudrehen in die PKW Spur.
„Have you been in the US in the last 90 days?“ Diese Frage ist wichtig, denn falls nein, braucht man entweder ein Visum oder eine kostenpflichtige Einreisegenehmigung ( 6 US $ p. P.), die wiederum eine Online – ESTA Genehmigung zur Voraussetzung hat, die aber an der Grenze niemand sehen will, weil bei der Eingabe der Passdaten ohnehin für den Zöllner aufpoppt, ob eine ESTA vorliegt oder nicht. Dann noch Fragen zu Firewood und Früchten und Paprika oder Tomaten. Ich beantworte wahrheitsgemäß, noch Feuerholzreste zu haben und verneine den Rest. Das muss er in Augenschein nehmen, was Reste bedeutet. „No, that’s too much, bring it back to Canada and than come back again“. Also eine Ehrenrunde zurück auf die kanadische Seite. Dort steht ein großer Container mit der Aufschrift „Bring no Firewood to Alberta“, denn auch die Kanadier wollen kein amerikanisches Feuerholz ins Land gebracht haben. Wir dürfen trotzdem dort hinein entsorgen. Zwischendurch kommen schon Erinnerungen an Tom Hanks auf, der in dem Film „Terminal“ im Niemandsland festsitzt. Es wäre interessant zu erfahren, wie dieser Sondermüll entsorgt wird, bzw. wer damit im Winter seine Hütte heizt. Zurück um das Gebäude herum auf der Ausreiseseite und wieder zur US Einreise. Erneut die Frage, welche Spur, der LKW ist abgefertigt? Da winkt aus dem Fenster am Ende der PKW-Spur eine lockende Hand.
Jetzt sitzt da ein anderer Officer, dem erzähle ich, dass ich wegen Firewood zurückgeschickt worden sei und jetzt erneut die Einreise begehre. Er behält die Pässe und heißt uns, um die Ecke zu parken und dann durch die Haupttüre in das Gebäude zu kommen. Dort ist außer uns und einer telefonierenden Officerin niemand. Wir werden der Reihe nach fotografiert, die Fingerabdrücke der 4 Finger rechts, Daumen extra, dann links, werden genommen. Christiane muss die dunkle Sonnenbrille abnehmen und ist genervt, was der Lady nicht entgeht und sie fragt, warum? „I like formalities“, ist Christianes Antwort. Ich ergänze noch, dass dies alles schon einmal bei der Einreise nach Alaska vor 6 Jahren als Akte erfasst wurde und ich nicht verstehen könne, warum das alles nun wiederholt werden müsse und scheinbar eine neue Akte angelegt würde.
Da könnte ja jemand mit einem falschen Pass und Gesichts-OP versuchen, in die USA einzureisen, deswegen sei die Überprüfung der Fingerabdrücke wichtig, denn falls der Computer hier eine Abweichung registriere, käme sofort die geballte Staatsgewalt von hinten angeschossen. Es gäbe so viele Leute, die unbedingt in den USA leben wollten, fügt sie erklärend hinzu. Die Mehrdeutigkeit unserer Antwort, dass wir unser Heimatland Germany lieben und ganz bestimmt nicht in den USA bleiben wollen, entgeht ihr zum Glück.
Wir bezahlen 12 $ und dürfen ohne weitere Kontrollen des Autos einreisen. Ungläubig frage ich nach, was wir jetzt noch machen müssten. „Nothing, safe travel“.
2o Kilometer hinter der Grenze, in dem Ort St. Mary, beginnt der Weg in den Glacier NP – die „Going to the Sun Road“ – 50 mi quer (Ost-West) durch den Park.
Wir informieren uns im Visitor-Center. Die Straße ist für Autos über 21 Fuß Länge – wir haben 26 Fuß – gesperrt, dafür gibt es kostenlose Shuttlebusse auf dieser 50 Meilen Strecke, die bei allen interessanten Stellen und Wanderparkplätzen anhalten.
Das Parkgrenzhäuschen ist nicht mehr besetzt und wir finden gleich dahinter auf dem St. Mary-Campground mit Self Registration für 20 US$ unser Quartier für die nächsten 2 Nächte.