Mittwoch, 03. August bis Freitag, 05. August 2022
Es hat die ganze Nacht geregnet und auch am Morgen nieselt es noch. Bevor wir weiterfahren, schauen wir uns die Badestelle an und trotzen dem Wetter, indem wir schwimmen gehen. 17°C! Brrr- aber es geht – das ist Training für den anstehenden Winter ohne russisches Gas.
Da die Provincial Campgrounds oftmals keine Entsorgungsstelle haben, fahren wir noch einmal nach Watson Lake zurück und nutzen dann auch gleich das WLAN des Visitorcenters für unseren Blog. Dabei stellen wir fest, dass wir den „Schilderwald“ noch nicht gebührend gewürdigt haben. Mit einem heimwehkranken Soldaten, der beim Bau des Alaska Hwys eingesetzt wurde, soll 1942 alles angefangen haben. Er nagelte als erster ein Schild seines Heimatortes an einen Baum und fand viele Nachahmer. Inzwischen sind es mehr als hundertausend Nummernschilder, Ortsschilder, Namensschilder. Auch ein Ortsschild von Limburg ist dabei.
Bevor wir weiterfahren in Richtung Whitehorse, halten wir noch mal an der TAGS (gut für alles) und tanken Gas. Dieser Laden ist einfach Chaos pur.
Nach ca. 30 km biegen wir ab auf den Stewart Cassiar Hwy #37. Immer wieder gibt es kräftige Regengüsse. Landschaftlich gibt die einsame Strecke wenig her. Vor Jahren muss hier ein verheerender Waldbrand gewütet haben. Übrig geblieben sind schwarze, kahle Fichtenstämme und von unten wächst Buschwerk nach. 85 Kilometer nach der Kreuzung- wir sind inzwischen wieder in BC – biegen wir links ab zum 2 km entfernten Boya Lake Provincial Campground. Der See soll wunderschön, klar und kanugeeignet sein. Wir finden noch einen hübschen Platz # 8 im Wald, die Plätze am See sind alle belegt. Um 19 Uhr kommt die Rangerin und kassiert 20 CAD Campinggebühr.
Am nächsten Morgen sieht der Himmel freundlich aus, Platz #29 am See wird frei, wir ziehen um und meinen, wir haben hier den schönsten Platz gefunden.
Zwei Stunden später sind wir mit einem Kanu auf dem Wasser. Traumhaft! „Ta Ch‘ Ila“ – „Blanket full of holes“ haben die First Nations diesen See in ihrer bildhaften Sprache genannt. Die Decke ist der See, die unzähligen Inseln darin die Löcher. Seine satte, mal türkise, mal smaragdgrüne Farbe lassen uns aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskommen. In dieser wunderbaren, friedlichen Landschaft hoffen wir inständig, dass sie erhalten bleibt.
Am Nachmittag schwimmen wir, rücken unsere Stühle in die Sonne, genießen lesend und sitzen später wieder am Lagerfeuer.
Am Morgen ist es sonnig, aber frisch, deshalb machen wir einen Spaziergang am Seeufer entlang. Hier ist Beerenzeit: Saskatoonbeeren, wilde Johannisbeeren und Bunchberries reifen heran und müssen ein Festessen für die Bären sein, denen wir aber ein paar wegstibitzen.
Wieder zurück am Platz ist der Himmel bedeckt, aber wir wollen noch einmal Kanu fahren. Ein Platznachbar hat uns von einem Biberdamm erzählt, den man sowohl zu Fuß, als auch mit dem Kanu erreichen kann. Den Wasserweg ziehen wir entschieden vor, hier quälen uns keine Schnaken. Auf dem Weg dorthin begegnen wir zahlreichen Biberburgen, die alle den gleichen Aufbau zeigen: Ein ameisenbauartiger Hügel aus Baumstämmen am Ufer, vielen Holzstämmen, die ins Wasser hineinragen und die Eingänge zur Burg verbergen. Ein aufgetürmter Lehmhügel mit Belüftungsöffnung schützt vor Feinden und hält im Winter warm.
Der Damm ist etwa 30 m lang, besteht seit 15 Jahren und staut einen Teil des Sees, in dem der Wasserspiegel ungefähr 1,50 m höher ist als in dem Teil, den wir befahren.
Wir umfahren viele bewaldete Inselchen und sind nach zweieinhalb Stunden wieder zurück. Inzwischen ist starker Wind aufgekommen und kein Sonnenstrahl findet mehr durch die Wolkendecke. Da sitzen wir dann lieber im Womo.