Ein Traum wird wahr

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Donnerstag, 11. August 2022

Der Wecker rappelt um 5.20 Uhr – 14.20 Uhr in Deutschland – eine gute Zeit, nach Hause zu telefonieren und unserem Sohn zum Geburtstag zu gratulieren.

Das Wetter hält sich nicht an die Vorhersage, es ist kühl und bedeckt, und nicht wie vorhergesagt sonnig. Um 6 Uhr Ortszeit kommt die Durchsage, dass alle Passagiere, die auf der elektronischen Warteliste stehen, sich ins Office begeben sollen. Hier ruft eine Angestellte nach der Eintragungsreihenfolge alle Namen auf. Jeder Anwesende erhält einen Zettel mit fortlaufender Nummer. Da viele Namensaufrufe unbeantwortet bleiben, erhalte ich einen Zettel mit der Nummer 4. Zurück zum Auto und weiter warten, bis feststeht, wieviel Meter Laderaum noch verfügbar sind, nachdem fest gebuchte Passagiere nicht erschienen sind. Gegen 7 Uhr kommt ein BC-Ferries-Mitabeiter ans Auto: „Sie können auf die Fähre, gehen Sie zum Ticketschalter und schließen die Buchung ab“. Hurra! Wir können unser Glück kaum fassen.

Um 7.30 Uhr, wir sind längst auf dem Schiff, sollte die Abfahrt sein, ist noch reichlich Platz hinter uns. Dann eine neu Durchsage: „Wegen eines unfallbedingten Staus auf dem Hwy fehlen noch Passagiere, die Abfahrt wird sich verzögern“. So ist es dann bald 9 Uhr, als unsere Fähre, die „Northern Expedition“ endlich ablegt. Das Schiff ist neu, schön und sehr sauber mit bequemen Pullman – Sesseln und reichlich Sitzgelegenheiten auf offenen Decks.

Durch große Panoramascheiben bestaunen wird die Fjordlandschaft und die bewaldeten Inseln auf unserer Route. Teilweise verbringen wir die Zeit auch eingehüllt in Decken auf dem offenen Deck. Alle paar Stunden ist der Zugang zum Fahrzeugdeck, dass auch das Hundedeck ist, für 15 Minuten geöffnet und wir können uns Sachen aus dem Auto holen. Für kurze Abschnitte scheint zwischendurch auch mal die Sonne.

Unterwegs sehen wir einige Wale – Orcas und Grauwale – aber so weit entfernt, dass auf dem Foto trotz 600 mm Brennweite nur ein kleiner grauer Punkt von der Fluke zu erkennen ist. Gegen 17.30 Uhr, es ist sonnig, legt die Fähre zu einem Zwischenstopp in „Bella Bella“ an und nimmt noch einige Fahrzeuge an Bord.

Die Fahrt geht weiter und steuerbords hinter uns geht die Sonne zwischen einigen leichten Wölkchen und Inselrücken unter, wobei sich die Landschaft zunehmend in einen Dunstschleier hüllt und Blautöne annimmt, während das Meer sich in Sonnenrichtung von türkis in orange verfärbt und die Fotoapparate unaufhörlich klicken. Auch die Wale schätzen offenbar diese „blaue Stunde“ und zeigen sich besonders häufig. Man spürt, wie sich ein Glücksrausch unter den Deckspassagieren ausbreitet und Paare näher zusammenrücken.

Die Nacht bleibt hell durch den Vollmond, der gegen 1 Uhr in der Früh unser Einlaufen in Port Hardy bescheint.

Das Ausparken von Bord ist sehr ruhig und diszipliniert und I-Overlander weiß einen Übernachtungsplatz 4 Kilometer weiter auf einem Shopping-Mall-Parkplatz für uns.

Was für ein Tag – „Once in a lifetime“, wie man hier sagt.