Wer zu spät kommt, hat auch manchmal Glück

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Dienstag, 09. August 2022

Wieder stehen wir zeitig auf in der Hoffnung, heute am Fish Creek auf Bären zu treffen. Doch wieder kommen wir zu spät. Ein Grizzly hat wohl gerade sein Frühstück beendet.

Es ist um 9 Uhr noch lausig kalt, die Sonne hat es noch nicht über den Berg geschafft. Mit Winterjacke und Wolldecke sitzen wir in unseren Campingstühlen auf dem Catwalk, waiting for a bear (oder auf Godot?) Aber auch nach 2 ½ Stunden – inzwischen schwitzen wir in der Sonne – lässt sich keiner blicken.

Aber während gestern die Lachse noch lebhaft um den besten Ablaichplatz gerangelt haben, sind heute schon viele tot oder dabei zu sterben.

Oft fressen die Bären ihre Beute nicht vollständig auf. Angefressene Leichen liegen sowohl am Ufer als auch im seichten Gewässer. Eine Möwe genießt gerade eine Portion Sushi – ganz frisch!

Nach knapp 3 Stunden fahren wir erst mal nach Kanada zurück, jedes Mal mit Grenzkontrolle und Arrive Can, die bei jedem Grenzübergang erneut auszufüllen ist und mit der nachgewiesen werden soll, dass man gesund und geimpft ist. Gestern hatten wir keine, wurden aber nach Vorzeigen unserer Impfpässe durchgelassen. Nun haben wir eine, die wollte aber keiner sehen.

In Stewart tanken wir, entsorgen und holen uns in der hiesigen Bakery eine leckere Blätterteig-Apfeltasche – die erste Süßigkeit seit unserer Abreise!

Um 16.30 Uhr sind wir erneut am Fishcreek und erfahren, dass um 13 Uhr, als wir gerade weg waren, ein Grizzly da war. Jetzt wollen wir es wissen. Mit Büchern, Jacken und Fotoausrüstung harren wir der Bären, die da kommen sollen. Und tatsächlich -diesmal haben wir Glück: Der erste Grizzly erscheint nach einer Stunde. Er hat es nicht eilig und jagt die Lachse im Bach rauf und runter.

Nach einer halben Stunde erscheint ein zweiter Grizzly. Es ist so andächtig wie in einer Kirche. Nur das Klicken der Fotoapparate und leises Flüstern ist vernehmbar. Gut 1 Stunde lassen sich die Beiden beobachten, dann scheinen sie verschwunden zu sein.

Wir wollen gerade gehen, da weist uns die Rangerin auf einen dritten Grizzly hin. Also verbringen wir eine weitere halbe Stunde damit, ihn begeistert bei seiner Menuefolge zu beobachten: Erst einmal Lachs als Vorspeise, dann Füße vertreten, die Zwischenmahlzeit bilden die Beeren, die am Ufer wachsen, anschließend noch einmal Lachs und zum Dessert noch einmal Beeren.

Mit diesem tollen, beeindruckenden Erlebnis – Bären fast auf Augenhöhe – haben wir nicht mehr gerechnet und sind überglücklich.

Grenze USA / Kanada

Weiterfahren ist jetzt keine Option mehr, dafür ist es jetzt um 19.30 Uhr zu spät und wir bleiben einfach vor dem Museum in einer Seitenstraße des Örtchens stehen.