Samstag, 6. August bis Montag 08. August 2022
Wieder einmal erleichtert uns das Wetter den Abschied. Es ist immer noch sehr windig und bedeckt, also kein gutes Kanuwetter.
Den ersten Stopp machen wir nach knapp 40 Kilometern in „Jade City“. Ein hochtrabender Name für einen Familienbetrieb von etwa 20 Personen, der hier seit den 1980 er Jahren Jadesteine fördert und bearbeitet. Der Laden ist recht clever aufgezogen mit „Free coffee, Wifi und overnight RV-parking“. Wir erinnern uns noch gut an „Punamu“ – wie Jade bei den Maoris genannt wird -und die Preise dort. Hier ist alles 3 mal so teuer und auch nicht schön gearbeitet – Massenware eben, so dass wir ohne die Angebote zu nutzen schnell weiterfahren.
Wir kommen nur langsam voran und haben auch wieder eine lange Baustelle dabei. In Dease legen wir nach 160 km einen kleinen Tankstopp ein und bewundern wieder einmal den zur Tankstelle gehörenden Laden, in dem von Lebensmitteln über Kleidung, Werkzeugen und Freizeitartikeln alles erhältlich ist.
Nach weiteren 110 Kilometern haben wir die Fahrerei für heute satt und übernachten im Kinaskan Lake Provincial Campground. Die Park-Campgrounds kosten in BC alle 20 CAD und bieten keinen Strom, meist keine Dumpstation, sondern viel Platz zum Nachbarn, Pit-Toilets – mit Toilettenpapier und Desinfektionsmittel und wenige Wasserzapfstellen. Sie sind sehr gepflegt durch Ranger, die täglich die frei werdenden Parzellen und Einrichtungen reinigen.
Wie gut, dass wir hier nicht gezeltet haben, denn just auf das für Zelte auf unserer Parzelle vorgesehene Areal stürzte in der Nacht ein vom Wind abgebrochener schwerer Ast mit vielen Tannenzapfen.
Am nächsten Tag scheint wieder etwas Sonne, die einen wunderschönen Straßenrandsaum aus gelbem Klee zum Leuchten bringt. Die Landschaft wird immer schöner, die Berge um uns herum höher, die Schneereste immer häufiger, die Straße immer besser.
Wir machen Strecke! Gegen 13 Uhr haben wir 210 Kilometer geschafft und sind in Meziadin Junction. Die Tankstelle ist recht teuer und die angezeigte Dumpstation nicht zu sehen – also durchstarten, wir wollen in Stewart eh auf einen Campingplatz „mit alles“. Doch 50 Meter hinter der Kreuzung auf der 37 A –Stopp! Bär! Unser erster Grizzly hat am linken Straßenrand gewartet und überquert hinter uns seelenruhig die Straße und lässt noch ein schönes Foto von sich aufnehmen, bevor er im Gebüsch des Hanges verschwindet.
Nach einer weiteren halben Stunde führt uns die Straße am Bear Glacier vorbei oder dem, was noch von ihm übrig ist. Vor hundert Jahren soll er noch bis an die Straße gereicht haben.
Nun ist es nicht mehr weit bis Stewart und unsere Handys beginnen aufgeregt zu piepen, weil sie nach 3 Tagen erstmals wieder Netzempfang haben. Es geht hinab bis auf Meereshöhe. Stewart liegt an einem ewig langen Pazifikfjord und ist der nördlichste eisfreie Hafen Kanadas. Doch ansonsten ist das Nest eine Enttäuschung. Die Anlage rund um das Visitorcenter ist hübsch und in Schuss – aber die 5th Av, die Hauptstraße, an der es liegt, ist ausgestorben und ein Haus mit Schild „For Sale“ reiht sich ans nächste. Sonntagabend essen gehen – ja wo denn? Wir wählen den zentralen kommunalen Campground und checken für 2 Tage ein. Ein Abendspaziergang, nachdem der Internetzugang ausgibig genutzt war, bestätigt den ersten Eindruck.
Hurra, die Sonne scheint! Dumpen, während wir 1/2 Stunde in der Warteschleife von BC-Ferries hängen, um eine Inside Passage zu buchen vergeblich! Dann auf nach Alaska. Das ist hier ein Kinderspiel und ohne Einreisekontrolle möglich, denn Hyder, 5 km weiter am westlichen Ende der gleichen Bucht, gehört zu Alaska und damit zur USA. Allerdings gibt es keine Straßenverbindung von Hyder in den Rest von Alaska.
Hier gibt es zwei Sehenswürdigkeiten: Den Fish Creek und den schon wieder in Kanada, BC; liegenden Salmon Glacier.
Für die Aussichtsplattform des Nationalparks Fish Creek muss man eine Genehmigung kaufen, die es nur im Internet gibt oder gegen US Dollar im Andenkenladen. Hier wandern jedes Jahr im August tausende Lachse herauf zum Laichen und das wissen nicht nur die Touristen, sondern auch die Bären. Neben Beeren mögen Bären auch Lachse. Aber als wir um 11 Uhr ankommen, war noch keiner zum Frühstück da und auch bis zum Mittag tut sich an Bären nichts.
Da versuchen wir doch erst mal zum Salmon Gletscher zu fahren – versuchen, weil es eine schlechte gravelroad ist. Von „geht so“ über „Waschbrett“ bis „Schlaglöcherpiste“ ist auf 35 Kilometern alles dabei. Unser Kleiner schafft das – mit einigem Ächzen und Schaukeln und ganz, ganz langsam, teilweise im Schritttempo kommen wir in 1100 M Höhe an und haben einen tollen Ausblick auf den Salmon Gletscher.
Leider sind wir etwas zu spät zurück. Entgegenkommende Leute berichten mit glänzenden Augen von zwei Grizzlys, die eine tolle Vorstellung geliefert hätten, Lachse gefangen und miteinander gerauft hätten. Wir warten noch einmal 1,5 Stunden vergebens auf Bären, bevor wir nach Stewart zurückfahren. Diesmal mit Grenzkontrolle. Wir müssen bei der Wiedereinreise nach Kanada unsere Pässe und unsere Impfzeugnisse vorlegen.
Zum krönenden negativen Abschluss des Tages ist um 20.30 Uhr unser schon bezahlter Platz besetzt von Teilnehmern einer Reisegruppe. In der Rezeption ist auch per Telefon niemand mehr zu erreichen und wir müssen uns notgedrungen einen anderen Platz suchen – zwei sind noch frei, die wollte keiner haben.