Yellowknife

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Dienstag, 26. und Mittwoch 27. Juli 2022

Nach all der vielen Fahrerei ist jetzt mal eine Verschnaufpause angezeigt. Wir verlängern die Buchung auf insgesamt 3 Nächte und müssen dazu leider auf dem Platz umziehen – von #60 auf #63 – noch näher an den Strand. Mittags versuchen wir dann auch mal das Baden – ich komme an dem ganz flachen Sandstrand, an dem viele Kinder planschen und spritzen gerade mal bis zu den Knien ins Wasser, während Christiane es bis zum Schwimmen schafft.

Direkt vom Platz aus geht ein geologischer Lehrpfad „Prospector‘s Trail“ über eiszeitlich glattgeschliffene Felsen als Rundweg 4 km durch lichten Kiefernwald und ein Moor. Es gibt an der Rezeption zwar eine Broschüre zu dem Trail, aber unterwegs stehen nur Wegweiser und keine Erklärungstafeln. Trotzdem kann man interessante Entdeckungen machen, wie etwa den Hinweis auf ein Erdbeben durch den etwa 30 cm breiten Versatz in einer eingeschlossenen Quarzader. Überhaupt gilt der Grundsatz: Wenn eine Gesteinsschicht eine andere durchdringt, dann ist sie jünger als die durchdrungene. Ziemlich abrupt wechselt dann der Fels von schwarzem Diabas zu hellem Granit. Ein Sprung in der Geschichte von 100 Millionen Jahren, die der Granit jünger ist – sagt die Broschüre. Auch diejenigen, die sich mehr für Landschaft und Ausblicke interessieren, kommen auf dem Pfad auf ihre Kosten – einschließlich einer tollen Skyline von Yellowknife.

Anschließend fahren wir mit dem Roller noch einmal zum Farmer’s Market in die City.

Am Abend sitzen wir mit Bernard und Sophie vor unserem Womo am Lagerfeuer und philosophieren.

Das Wetter ist nicht mehr so toll und wir lassen es gemütlich angehen. Tanken, Einkaufen, Ver-, Entsorgen, Roller wieder einladen, und eine kleine Reparatur an der Eingangsstufe stehen auf der to-do-Liste.

Am Abend sitzen wir wieder mit Bernhard und Sophie an deren Stellplatz zusammen und beratschlagen ob wir gemeinsam den Liard Hwy versuchen wollen. Vom Nachbarplatz, den man nicht einsehen kann ertönen, laute Stimmen. Erst halten wir es für Kindergeschrei, dann klingt es mehr nach Streit unter Erwachsenen. Unter lauten Worten wird eine Autotür zugeknallt, das Auto gestartet und dann rast es mit maximaler Beschleunigung an der Einfahrt zu Bernhards Parkbucht vorbei .50 Meter weiter, der Weg macht eine Linkskurve fährt es geradeaus weiter und kracht durch Gebüsch einen Abhang hinunter.

Wir stürmen hin. In der Furcht, das Auto könnte Feuer fangen, zerren Bernhard und ich eine junge Frau der indigenen Bevölkerung aus dem Fahrzeug. Sie war nicht angeschnallt, aber zum Glück haben Airbags, die jetzt die Bergung erschweren, wohl das Schlimmste verhindert. Sophie ruft die Polizei und Rettung herbei – 911 – ist hier in Kanada die Notrufnummer.

Die Frau macht einen verwirrten Eindruck – Alkohol ? – Drogen? Sie steht auf , taumelt, beschimpft uns und will uns fortjagen. Derweil sieht Bernard nach der zurückgebliebenen Frau auf dem Zeltplatz, die wohl in einem ähnlichen Geistes-Zustand ist.

Das Notfallmanagement ist grandios und es dauert kein 10 Minuten bis 3 Polizeiautos mit 6 Polizisten und kurz darauf auch ein Krankenwagen eintreffen. Wenig später kommt auch ein Abschleppauto und ein Angestellter des Parks räumt die Campingstelle ab.

Wir werden die Folgestrecke wohl doch nicht gemeinsam angehen, denn Bernrad und Sophie sind RV Neulinge und ihr Auto verfügt nicht über einen Ersatzreifen oder Wagenheber und da wollen sie lieber den 1800 km langen Weg zurück und den Alaska Hwy hinauf nach Fort Nelson nehmen, als die 1000 km kürzere Strecke einschließlich Gravel Road.