Freitag, 22. Juli 2022
Wir haben uns bislang immer über zu wenig Tierbegegnungen beschwert. Das ist aber nicht berechtigt, zumindest dann nicht, wenn man sich die Windschutzscheibe und Frontseite des Autos anschaut. Eine Viertelstunde lang bin ich vor demStart damit beschäftigt, alle Insektenleichen zu beseitigen und wieder freie Sicht zu schaffen. Am Dörfchen Peace River finden wir bei der Durch-, Vorbeifahrt nichts Interessantes. Die Brücke wird erneuert. Auf der westlichen Uferseite liegen noch 2 Campingplätze und auf der Uferhochfläche ein Einkaufszentrum und Tankstelle mit Propan, wo wir nochmal unseren Energievorrat auffüllen.
Die Zeiten des großen Abenteuers sind zumindest für unseren heutigen, den südlichen Abschnitt des Hwy 35 vorbei. Der Verkehr ist wenig bis mäßig und Getreide und Maisfelder begleiten den Hwy mindestens ebenso oft wie Espen- und Fichtenwäldchen. Das Dörfchen Mannings unterwegs wirkt sehr gepflegt und hat wohl alles zu bieten, was Wohnmobilisten brauchen.
Wir wollen Fort Vermilion besuchen und fahren ab auf die 697 nach Osten. Am Peace River bringt uns eine Katamaranfähre, bei der das Autodeck quer zur Achse der Katamaranrümpfe verbaut ist, ans andere Ufer. Als wir in der Warteschlange sehen, welch riesige Laster sie auf unsere Seite rüberbringt, fassen wir Vertrauen und lassen uns übersetzen. Beim Runterfahren setzen wir ein wenig mit den Ablaufrollen im Kiesboden auf, aber dabei entsteht kein Schaden.
Weiter geht es auf der anderen Seite durch einen vor Jahren brandgeschädigten Wald, der dabei ist, sich zu erholen und durch Rapsfelder, die schon teilweise verblüht sind und Schoten tragen. Das liegt daran, dass hier am 58 Breitengrad die Tage deutlich länger sind, was die Pflanzen schneller reifen lässt.
Gegen 18 Uhr erreichen wir Fort Vermillon, die zweitälteste Ansiedlung in Alberta, 1788 von Pelzjägern im Dienst der North West Company gegründet.
Ein sehr netter junger Mann im örtlichen Museum freut sich so über unseren Besuch, dass er gerne Überstunden macht und uns eine Führung durch das kleine, aber sehr geschickt präsentierte Museum gibt.
Selbstverständlich sei es uns erlaubt, auf dem Platz vor der Sport-und Museumshalle zu übernachten. Später kommt er noch einmal zum Womo und bringt uns Saskatoon Beeren und lädt uns zum Selberpflücken ein – was uns einige Schnakenstiche beschert. Saskatoonbeeren sehen aus und schmecken wie Heidelbeeren, wachsen aber an 2-3 Meter hohen Büschen, deren Laub an Erlenblätter erinnert, daher der deutsche Name „erlenblättrige Felsenbirne“. Sakatoonbeeren sind neben Trockenfleisch und Tierfett ein Bestandteil des traditionellen Reiseproviantes der Indianer: Pemmican.