Wandertag

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Dienstag, 12.Juli 2022

Für heute ist noch einmal tolles Wetter angesagt, da wäre es ja eine Sünde, wenn wir weiterfahren würden. Und tatsächlich – beim Aufwachen werden wir von wolkenlosem blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein begrüßt. Wir füllen noch einmal einen „selfregistration“ Zettel aus und fahren 4 Kilometer in Richtung Icefield-Center zu den Sunwapta-Falls. Hier kann man gleich am Parkplatz auf einer Aussichtsplattform und einer Brücke die oberen Fälle bewundern – das tun die meisten und fahren wieder weiter.

Wir laufen 2 Kilometer auf einem wunderschönen Waldweg zu den Lower-Falls und werden mit immer wieder neuen tollen Ausblicken belohnt. Auf einer Bank mit einer Gedenktafel bleiben wir eine Weile sitzen. Hier ist 1993 ein noch nicht mal 20 jähriger junger Mann ums Leben gekommen. Vermutlich ist er ausgerutscht und von den Wassermassen mitgerissen worden. Wir sind dankbar, dass es das Schicksal bislang immer so gut mit uns gemeint hat.

Von den Sunwapta-Falls fahren wir weitere 20 Kilometer in Richtung Icefield-Center, parken linker Hand an einer alten Poststation und wandern den Pobuktan-Trail am gleichnamigen Creek 5 Kilometer hinauf. Es ist ein Wanderweg, der Zeltler, die zu Fuß unterwegs sind, auf verschiedene Backcountry Campgrounds bringt. Zwei Backpacker – Vater und Sohn – begegnen uns, ansonsten ist der Wald menschenleer. Auch Bären oder andere Wildtiere sind nicht zu finden. Himmlische Ruhe umgibt uns und wunderschöne Wildblumen wachsen entlang des Weges: Immer wieder die Paintbrushes in orange und knallrot, wilde Akelei, Glockenblumen, Walderdbeeren und vieles mehr.

Leider hat auch hier in den Wäldern der Rockies der Borkenkäfer für trauriges Baumsterben gesorgt. In den Nationalparks darf nur eingegriffen werden, wenn die Sicherheit von Besuchern bedroht ist, ansonsten muss die Natur sich selbst helfen. Der Weg ist an vielen Stellen sehr, sehr matschig. Man muss ins Gebüsch ausweichen oder riskieren, dass der Schmodder in die Stiefel läuft.

Als wir nach heute insgesamt über 14 Kilometer Wanderstrecke zurück zu unserem Platz kommen, treffen wir auf ein Paar aus Frankfurt, das seinen Campingbus ebenfalls verschifft hat und das seinerseits vor 2 Tagen ein Paar aus Hadamar getroffen hat, das mit dem Motorrad unterwegs ist. Die Hessen sind hier also gut vertreten! Die beiden Frankfurter sind seit 1. Mai unterwegs und haben open end. Ihre Jobs haben sie gekündigt, die Wohnung aufgelöst und für 2 Jahre eine weltweite Krankenversicherung abgeschlossen. Dann wollen sie weitersehen.

Wir sind ziemlich groggy, machen uns noch ein Feuerchen und liegen um 21.30 Uhr in der Mupfel.

Übrigens: Auf dem Icefiled-Parkway gibt es bis auf einen Kilometer um das Icefield-Center keinen Handy-Empfang und damit auch kein Internet.