Sonntag, 5.Juni 2022, Pfingsten
Heute Morgen begrüßt uns keine Sonne, sondern Nebel. Wenn wir morgens aufwachen, sind es immer zwischen 7°C und 8°C draußen, im Verlauf des Tages erreichte das Thermometer bislang höchstens 18 ° C.
Draußen ziehen wir immer Fleecejacken und Windbreaker an, denn die gefühlte Temperatur liegt bei 12 °C. Ganz anders die „Locals: kurze Hosen und Tank Top bzw. T-shirt sind hier keine Seltenheit. Trotz des trüben Wetters wollen wir die Südspitze umrunden, denn der Reiseführer preist sie als wunderschön an. Der Nebel hat allerdings nochmals zugelegt und viele Schönheiten bleiben uns im Dunst verborgen.
Der Leuchtturm am „Cape Sable“ soll der größte sein in Nova Scotia. Während wir die Infotafel studieren, spricht uns ein „Local“ an.
Wir fragen ihn, wo denn nun der Leuchtturm sei und er deutet aufs Meer hinaus. Heute sei kein Wetter für Sightseeing und Fotos und der Leuchtturm sei auch nicht zu sehen. Mister Smith, so stellt er sich uns vor, wurde hier vor 81 Jahren geboren, lebt nun auf Vancouver Island nahe Victoria und ist auf Erinnerungsreise. Mit ein bisschen Wehmut vergleicht er Früher mit Heute: Fortschritt ist nicht immer gut! Seinen Bruder in Halifax will er noch besuchen, ein paar Tage bei ihm verbringen und dann zurück nach Victoria fliegen. Es waren einst elf Geschwister, Bildung war nicht bezahlbar und so musste er hart mit seinen Händen arbeiten, um gut durchs Leben zu kommen. Ein zweiter Kanadier, Patrick, gesellt sich hinzu. Er hat 30 Jahre in den USA gearbeitet, ist jetzt retired und hat hier vor kurzem ein Haus gekauft. Wenn man anstehende Renovierungen selbst übernimmt, kann man hier für 50- 60.000,00 CAD ein Haus erstehen. Natürlich müssen wir ausführlich erzählen, wie es kommt, dass wir mit dem eigenen WOMO reisen, welche Ziele wir haben und ob die Einheimischen freundlich zu uns seien. Patrick bietet uns auch B&B an, das sei billiger als so mancher Campingplatz. Zwei kostenlose Stellplätze in der Nähe nennt er auch, aber so früh am Tag wollen wir natürlich weiterziehen.
Yarmouth ist unser nächstes Ziel. Gleich bei der Touristeninformation befindet sich ein großer Parkplatz, von dem aus wir zu Fuß das Städtchen gut erkunden können.
Jürgen verlässt als erster das Auto und wird sofort von zwei Damen aus dem neben uns parkenden PKW angesprochen: Wo er herkäme, wie es ihm gefalle, ob die Menschen freundlich zu ihm seien. Und dann sprudeln die Ideen, was man alles in und um Yarmouth machen könne und gerne würden sie auch mitkommen und alles zeigen. Signal für mich, unser WOMO zu verlassen und klarzustellen, dass dieser Mann nicht zu haben ist. Das wird dann auch sehr langsam verstanden.
Liegt es am Pfingstsonntag, dass nichts los ist im Städtchen ? Die Museen sind heute geschlossen, die Geschäfte ebenfalls, viel zu sehen gibt es nicht, aber wir haben schon wieder einen knurrenden Magen. Steht da nicht im Reiseführer, es sei ein Muss, in Yarmouth Fish & Chips zu essen? Doch, tatsächlich, steht da!
Rudder’s Brew Pub & Seafood Restaurant , 96 Waterstreet – ganz in der Nähe unseres Parkplatzes. Wir bestellen Raspberry Beer, eine ungeahnt tolle Entdeckung, Jürgen Salat mit Himbeerdressing und Fischküchlein und ich entscheide mich für panfried Scallops (Jacobsmuscheln in der Pfanne gebraten). Kein Vergleich, gestern o8/15 Tourifutter, heute etwas für die Einheimischen, äußerst nette Bedienung, super Geschmack, kein Plastikwegwerfgeschirr.
Dann geht’s weiter an der Küste entlang, später auf dem Highway 101 bis Digby und weiter auf eine schmale Landzung, die die St. Mary’s Bay nach Norden begrenzt, genannt Digby Neck. Die Suche nach einem Stellplatz wird schwierig. Lust, bis ans Ende zu fahren, haben wir nicht mehr, aber in der „Sandy Cove“ finden wir schließlich am Hafen einen Platz, wo wir die Nacht verbringen werden.
Heutige Strecke: 281 km
Durchschnitt: 58 km/h
Fahrzeit: 4,49 Std