Freitag 10.09. und Samstag – „Nine eleven“
Halb toter Mann und halb tote Frau beschließen, heute den Sessellift zu nehmen, um zum ganz „Toten Mann“ – 1391 Meter hoch – zu gelangen. Wir fahren mit dem Roller nach Ramsau und lassen uns für 9,50 Euro in 10 Minuten bequem zum Hirscheck hinauf bringen. Hier oben gibt es natürlich wieder ein Bergrestaurant, umweht von Appetit anregendem Ketchup-Duft, aber einer tollen Aussicht auf Watzmann und Wimbachtal. Von hier aus ist es nur noch ein kurzer steiler Anstieg zum „Toten Mann“, von dem man den Blick nochmal weiter schweifen lassen kann.
Inmitten einer saftig grünen Wiese finden wir eine freie Bank, machen Brotzeit und genießen die wunderbare Aussicht. Tot sieht gar nichts aus. Warum heißt der Berg dann „Toter Mann“? Der Sage nach wollte vor vielen Jahren ein fremder Wanderer den 1391 Meter hohen Bergrücken zwischen Berchtesgarden und Ramsau überqueren. Es war erst Anfang März. Die Einheimischen warnten ihn, es liege noch viel zu viel Schnee, er solle lieber den längeren Weg durch das Tal laufen. Doch er hörte nicht. Nach einer Weile wollte er völlig erschöpft eine Pause machen, wissend, dass er auf gar keinen Fall einschlafen dürfe. Er kämpfte gegen den Schlaf an, aber schließlich übermannte der ihn doch und er erfror. Im Sommer, als der Schnee geschmolzen war, fanden ihn zwei Jäger hoch oben in einer Fichte. So hoch lag der Schnee damals, als er nur eine Pause machen wollte.
Zurück zur Talstation gehen wir zu Fuß. Wir sind froh, für den Aufstieg dieses Mal den Lift gewählt zu haben, denn auch hier geht es richtig steil zur Sache. Wir sind frühzeitig zurück und genießen noch eine Stunde Sonnenschein vor dem Womo. In der Nacht kommt dann das schon für den frühen Abend angekündigte Gewitter mit heftigem Regen. Doch am Morgen kämpft sich die Sonne immer wieder erfolgreich durch die Wolken. Es ist aber schwül. Wir wollen weiter, auch wenn wir hier im Berchtesgardener Nationalpark gerne noch länger Zeit verbringen könnten.
Als Übergang des Alpenhauptkamms wählen wir den Radstädter Tauernpass. Zwischendurch kommen wir in einen ordentlichen Regenschauer und beauern die zahlreichen Motorradfahrer.
Obertauern in 1670 Meter Höhe gelegen spricht uns nicht an: „Tote Hose“ und Baustelle an Baustelle – bis zum Beginn der Wintersaison sieht das sicher wieder ganz anders und ansprechend aus.
Wesentlich besser gefallen hat uns auf dem weiteren Weg das mehr als 100 Meter höher gelegene „Turracher Höhe“ mit dem gleichnamigen See dahinter. Wir fühlten uns stark erinnert an den Misurina See in den Dolomiten.
Selbst im ersten Gang bremst der Motor unser Womo nicht stark genug ab. Kein Wunder bei 23% Gefälle. Als der Drehzahlmesser über 4000 Upm zu steigen droht, muss ich dann doch noch die Bremse betätigen. Nur Bremsen bedeutet sicher glühende Bremsbeläge, die dann nicht mehr greifen und den sicheren Unfall.
Am Ossiacher See suchen wir uns einen Campingplatz und landen auf dem Acsi-Platz Hoffmann direkt am See. Das Einfädeln auf den Platz wird mit unserem Dickschiff zu einem Schauspiel, an dem alle anwesenden Camper sichtlich Interesse zeigen und Hilfe anbieten bzw. kritisch selbst schauen , dass ihr „heiligs Blechle“ nicht touchiert wird. Ein Radler im Sonnenuntergang vor dem Womo ist die Belohnung — und wir stellen fest, dass es abends hier noch deutlich wärmer ist als in Berchtesgarden. Unser erstes Frühstück im Freien genießen wir am nächsten Morgen.