Ausklang, die Heimat ruft

Standard

Dienstag, der 15.6. bis Samstag, 19.06.

Über Nacht hat sich der Wind gelegt, das Wasser ist wieder spiegelglatt, aber sehr kalt und nach 15 Minuten schwimmen sind wir gut ausgekühlt. Von dem Fähren-Büro des ADAC in Bad Kreuznach haben wir noch keine Antwort erhalten, ob ein späterer Termin als der 16.06. möglich ist. Also wiederholen wir den Emailversand, aber wir wollen auch vor Ort in einer ANEK Agentur die Frage der Rückreise prüfen lassen.

Camping Drepano
Camping Drepano
Camping Drepano
Camping Drepano

Am Nachmittag fahren wir mit dem Roller nach Igoumenitsa hinein. So richtig viel hat sich seit unserem letzten Besuch nicht verändert. Es sind kaum Touristen unterwegs und die Kafenia sind überwiegend leer oder von einigen Griechen besucht. Auch die üblichen Touriläden für zweifelhafte Souvenirs fehlen im Stadtbild und viele der Läden in der zweiten und dritten Straße parallel zur Uferpromenade sind leergeräumt und offenbar als Pleite aufgegeben.

Die Agentur recherchiert für uns nach freien Plätzen mit Camping an Board auf der Fähre nach Ancona in den nächsten Tagen. Aber außer der Mittwochabendfähre mit Abfahrt 23.59 Uhr sind alle weiteren Möglichkeiten für den restlichen Monat ausgebucht. Minoan -Lines hat nur alte Schiffe, die 5 Stunden länger fahren und kein Camping-Deck mehr haben – sie vergeben ersatzweise bei Verfügbarkeit billige Kabinen als Camping an Board zum Preis der Deckspassage. Das Angebot des ADAC beläuft sich auf 288,30 Euro incl. Senioren- und ADAC-Rabatt – die Agentur bietet uns das Gleiche für rund 70 Euro mehr an. Bis 23 Uhr können wir uns entscheiden und buchen.

Abwarten und Kaffeetrinken auf der Uferpromenade  ist da angesagt. Mit Ausprobieren verschiedener Endziffern der Telefonnummer von ADAC-Fähren Bad Kreuznach kommen wir schließlich am Anrufbeantworter vorbei und erreichen Frau Hohman, die unsere Anfrage betreut.

Sie bestätigt uns, was wir schon in der Agentur erfahren hatten bezüglich der Verfügbarkeit von Plätzen und erhält darauf den Auftrag, definitiv den 16. für uns einzubuchen. Kurz darauf klingelt das Telefon wieder. Frau Hohmann entschuldigt sich, sie müsse wohl versehentlich einen falschen Preis genannt habe. 350,80 Euro sei der korrekte Preis, zu dem sie uns nun einbucht.

Zum Abendessen suchen wir eine Taverne auf, die wir auf dem Weg zwischen dem Strand und der Stadt entdeckt haben. Viele Griechen besuchen das Lokal, eigentlich für uns ein Qualitätszeichen, wenn „Einheimische“ das Lokal frequentieren. Aber die  Aufmachung und der Blick aufs Meer waren besser als das nur durchschnittliche Essen – bei genauerem Hinsehen waren die anwesenden griechischen Gäste auch eher gekommen, um einen Drink zu nehmen, als um zu essen.

Also,  heute ist unser letzter Tag in Griechenland. Der Campingplatz Drepano ist sehr großzügig und gewährt uns einen „Gratis Late Checkout“ bis 18 Uhr – für 3 Nächte und 4 Tage zahlen wir 60,00 Euro all inclusive. Ausschlafen, Frühschwimmen, Duschen, Frühstücken, Lesen und noch etwas Sonne tanken. Der Platz wird von vielen Dauercampern belegt und ist eigentlich schön angelegt, aber an der Pflege und Unterhaltung des Terrains bestehen noch erhebliche Verbesserungsmöglichkeiten. Die Waschhäuser werden regelmäßig gereinigt und sind sauber, aber die Duscharmaturen in der ersten, am häufigsten genutzten Dusche sind verkalkt und das Wasser spritzt in alle Richtungen – die letzte Dusche in der Reihe sieht dagegen fast wie neu aus. Das WLAN auf dem Platz ist wechselhaft gut und bricht auch mal zusammen.

Dann wollen wir das PLF für Italien im Internet ausfüllen und verzweifeln dabei. Wir brauchen unzählige Versuche und jedesmal werden wir auf der letzten Seite, wenn es gilt den Button „Einreichen“ zu drücken,  wieder rausgeschmissen, das System hat sich aufgehängt, die Internetverbindung ist zusammengebrochen. Wir müssen dann immer wieder von vorne starten. Schließlich schalten wir das Campingplatz WLAN ab und nutzen nur noch Tethering von unseren Handys. Dann endlich funktioniert es und wir erhalten einen QR-Code zurück , den wir für die Einreise in Italien brauchen. Das PLF Formular kennt immer noch keine Gleichstellung zwischen „vollständig Geimpften“ und negativem PCR-Test, der für eine Einreise in Italien verlangt wird. Für die Durchreise in 36 Stunden ist kein Test vorgeschrieben – die sind schon schlau, diese Viren und vor allem halten sie die Unterschiede ein und Durchreisende infizieren nicht. Der Nachbar auf dem Campingplatz Drepano hat für einen PCR-Test in Igoumentsa pro Person 70 Euro bezahlt, weil er länger in Italien bleiben will, um noch Venedig zu besuchen.

PLF
PLF

Um 19.30 Uhr erreichen wir das Hafengelände. Wir werden kontrolliert, ob sich im oder unter dem Womo illegale Migranten verstecken und angehalten, wachsam zu sein und das Auto nicht unbewacht stehen zu lassen. Unser Ticket müssen wir im Hafengebäude bei ANEK-Lines abholen, ebenfalls die „Erklärungsbögen zum Gesundheitsstatus“ für das Betreten der Fähre. Dort erfahren wir auch vom Hafenstreik in Patras, der bis 24 Uhr dauern soll. Erst dann könne unser Schiff von dort auslaufen. So kommt es auch. Statt um Mitternacht laufen wir um 5 Uhr morgens aus – nach ein paar Stunden unruhigen Schlafs, denn nebenan wird ein anderes Schiff beladen und auch die PKW-Fahrgäste, die kein Bett dabei haben,  laufen draußen herum und unterhalten sich.

Im Hafen Igoumenitsa
Im Hafen Igoumenitsa
Im Hafen Igoumenitsa
Im Hafen Igoumenitsa

Unser Platz auf dem offenen Deck ist ziemlich in der Mitte und weit im Bug. Nach dem Anschließen der Stromversorgung schlafen wir nochmal gut ein und  hören kaum etwas von den Maschinen.

Bei unserem Deckspaziergang in der Mittagszeit sehen wir nur wenige Menschen. Außer zahlreichen LKWs scheinen also wohl nur wenige PWKs an Board zu sein. Das „Open Deck“ ist entsprechend auch mehr mit LKW als mit WOMO Fahrzeugen gefüllt. Die See ist ruhig, die Sonne scheint, aber der Fahrtwind reißt Christiane die Sonnenbrille von der Nase. Kein Wunder: Unsere Osmand-App verrät uns, dass wir mit Tempo 50 km/h gen Ancona eilen. Der Kapitän hat wohl noch eine Schaufel extra auflegen lassen, um die Verspätung durch den Streik wieder einzuholen – aber vor 19 Uhr werden wir wohl nicht einlaufen, denn es liegen noch rund 300 km vor uns. Tatsächlich ist es 19.45 Uhr als die Fähre festmacht und es dauert noch eine Weile bis wir von Bord kommen.

Ancona
Ancona

Italien macht einen riesen Hype im Internet von wegen europäisches PLF, Einreise nur mit PCR-Test, etc. – in Wirklichkeit machen die gar nichts !!! Weder bei der Einreise in Reschen auf der Hinfahrt, noch jetzt im Hafen ist jemand zu sehen, der kontrolliert oder auch nur eine leere Kontrollstation auszumachen. Alle Fahrzeuge fahren ohne angehalten zu werden durchs Hafengelände auf die Autobahn. Da waren die Griechen wesentlich sorgfältiger und konsequenter im Umgang mit Corona.

In Höhe von Cattolica, fahren wir von der Autobahn ab und finden etwas landeinwärts im Örtchen San Giovanni In Marignano  43°46’13,6‘‘ N und 12°42’44,9‘‘ den kostenfreien Stellplatz der Promobil-App unter Pinien mitten im Ort. Nach ruhiger Nacht geht es um 8.30 Uhr weiter.

Nächstes Ziel ist die Firma „Veronesi“ in Lazise am Gardasee, in 280 km. Bis 13 Uhr müssen wir dort sein, um vor der Siesta noch einkaufen zu können. Es läuft gut und um 12.30 versorgen wir uns mit Olivenöl Extra Virgine unserer Marke „Rondine“ – natürlich auch als Mitbringsel – sowie Pesto verde. (Für Dickschiffe wie unseres nimmt man besser die Einfahrt von oben herab, über Via Balladoro)

Es ist heiß und schwül und unsere Pizzeria „Sorriso“ macht erst abends auf – also weiter heimwärts – bis Deutschland sollten wir es noch schaffen. Unterwegs müssen wir nochmal 25 Liter teuren italienischen Diesel nachtanken – dann schaffen wir es über die Brennerautobahn bis auf die Fernpass-Höhe zur Tankstelle Dolle.

An den Grenzen Italien-Österreich und Österreich-Deutschland werden wir durchgewunken fast wie ohne Corona.

Wir kommen bis Kempten – um genau zu sein bis Bad Grönenbach, 4 km von der A7 – nie davon gehört, ist aber ganz hübsch und klein, heimelig. Der Stellplatz ist wegen Bauarbeiten aktuell nicht nutzbar, aber auf der großen Parkwiese vor dem Naturfreibad „Klevers“ stehen wir dafür um so besser.

fast daheim

Als wir gegen  10 Uhr starten, ist der Parkplatz schon gut besucht von Familien, die eine Abkühlung suchen. Ohne größere Staus, die gibt es nur in der Gegenrichtung, kommen wir um 16 Uhr zu Hause an. Rechtzeitig genug, um das spannende EM-Spiel Deutschland / Portugal (4:2) sehen zu können.