11.09. Freitag
Es ist wieder sehr kühl, der Himmel bedeckt. Wenn wir uns morgens – nicht vor 8.30 Uhr – aus dem Bett schälen, sind es draußen 12°C. Vor einer Woche waren es noch 14°C. Obwohl der Platz hier herrlich ist, geht’s weiter. Unsere Route führt uns auf der D786 vorbei an Lannion (da waren wir vorgestern) und ab St. Michel en Grève (Grève bedeutet Sand-, Kiesstrand) immer an der Küste entlang. Zwischen Lieue de Grève und Locquirec müssen wir in einem früheren Urlaub schon einmal gewesen sein, denn unsere alte Karte weist dort ein Kreuz auf, das seine absolute Berechtigung hat.
Daran an schließt sich die Corniche Armorique (Armorica = keltisch: Land am Meer) bis Loquirec ebenfalls wunderschön. Dort wollten wir eigentlich Cidre kaufen. Ein Eric Baron ist als ausgezeichneter Produzent dieser Tropfen im Reiseführer hervorgehoben. Sogar den Elysee-Plalast soll er beliefern und Gerard Depardieu liebe die herbe Variante. Wir fahren dann aber doch daran vorbei, denn wir haben die Preise im Internet recherchiert – indiskutabel!
Ein schöner Kirchturm in Plouezoc’h verführt zu einem Fotostop:
In Morlaix wollten wir eine Fotopause machen, um die schöne Altstadt zu würdigen. In der Rushhour wird allerdings nur eine anstrengende Stadtrundfahrt durch blumengeschmückte Straßen daraus, auf der wir keinen Parkplatz für unser Dickschiff finden. Kurzer Stop am Jachthafen – klick, die Eisenbahnbrücke ist im Kasten
– und weiter nach St.Pol de Leon, früher mal ein Bischofssitz, mit großer, hübscher Kathedrale.
In der Apsis findet sich eine Statue der Heiligen Apolline – Schutzpatronin der Zahnärzte, wohl weil die Folterknechte ihr alle Zähne gezogen haben sollen.
Noch ein kleiner Rundgang durch die ebenfalls hübsche Altstadt.
Dann ist es 17.30 Uhr und höchste Zeit ein Nachtquartier zu finden und das gestaltet sich richtig kompliziert. Es sind in dieser Gegend noch sehr viele französische Wohnmobile unterwegs, die die im Führer ausgewiesenen Stellplätze scharenweise überfüllen, sowohl den von St. Pol als auch von Roscoff. Am Ende fahren wir doch wieder zurück auf einen Camping La Cote des Legendes in St. Pol, den wir zuvor abgelehnt hatten. Nun kennen wir alle Zwiebeläcker, Wiesen , Kühe und Bauernhäuser der Region, denn die NaviTante hat uns über die verrücktesten Wegeleinchen und Pfade gelotst.
12.09. Samstag
Tolles Wetter, die Sonne lacht, der Himmel ist blau.
Weiter geht’s zunächst nur ein kleines Stück bis zur Hafenstadt Roscoff – diesmal nach Schildern und nicht nach der NaviTante. Hier legen Fähren nach Großbritannien und Irland ab und sicher wäre hier alles „very british“, gäbe es da nicht Corona und die britische Reisewarnung vor Frankreich. Außerdem ist Roscoff, wir erwähnten es schon, bekannt für den Anbau von süßlichen roten Zwiebeln, von denen wir einen Sack voll, direkt vom Acker, einkaufen. Ferner bekannt für die Verarbeitung von Seetang und Algen in der Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie.
Auf dem Parkplatz am Bahnhof finden wir genügend Platz für unser Womo und sind schnell in die kleine Altstadt gelaufen.
Wir besuchen die Kathedrale mit ihrem schönen Glockenturm, dessen Geläut an Big Ben erinnert, schlendern durch die Gassen und bewundern die schönen Steinmetzarbeiten an Kapitäns- und Kaufmannshäusern. Piraterie, Fischerei und Kolonialhandel haben einst Wohlstand nach Roscoff gebracht.
Auch das Maria Stuarthaus finden wir, sie soll im Alter von 5 Jahren, bereits als Königin von Schottland, eine kurze Weile hier gelebt haben.
Dann fahren wir weiter auf der D10, nehmen immer wieder Abzweige zum Meer und suchen einen schönen Campingplatz für die nächsten 3 Tage, denn das Wetter soll sonnig bleiben. Ein Platz bei Kersissie direkt über dem schönen Strand scheint in der Zufahrt zu den Stellplätzen am Meer problematisch. Außer dem schönen Strand hat die Gegend nichts zu bieten , sie ist absolut langweilig. Schön wird es dann wieder bei Brignogan Plage, wo wir den nächsten Campingplatz ansteuern. Man kommt an vielen Menhiren, teils mit aufgesetztem Kreuz vorbei,
doch der Platz ist eine Enttäuschung – voll, genauso wie der dazugehörige Strand. Ganz in der Nähe soll es einen weiteren Camping du Phare geben, doch er wurde vor einiger Zeit aufgegeben. Also nochmal weiterfahren bis zum Camping Grève en Blanche. Hier haben wir es gut getroffen.Die Sanitäranlagen sind zwar veraltet, aber sauber. Und wir haben das Meer und den Strand vor dem Womo und der Küstenwanderweg GR34 führt auch vorbei. Das ist genug Entschädigung für viele Stunden Autofahrt.
13.09. Sonntag
Bei sanftem Wellenrauschen hinter uns haben wir prima geschlafen. Nach dem Frühstück laufen wir ein Stück an der Küste entlang. Einige Wanderer sind schon unterwegs, Badegäste noch nicht. Es ist Ebbe und auch noch recht frisch.
Wir genießen die Sonne vor dem Womo, gehen mittags nochmal an den Strand, aber baden will keiner von uns. Nicht umsonst gibt es hier Algenindustrie und so bringt jede der auch noch recht heftigen Wellen eine gehörige Portion Algen mit an den Strand und die sehen nicht immer appetitlich aus. Nicht so ganz unser Ding. Kalt ist das Meer hier aber nicht.
14.09. Montag
Heute wird noch einmal richtig gefaulenzt, kein Blog, keine Fahrerei – nur lesen und spazierengehen am Strand – heute fast menschenleer. Die Wetter-App verspricht bis 17 Uhr viel Sonne, dann soll es sich bedecken. Genau so kommt’s. Nachts regnet es sogar.