Der Himmel ist wolkenverhangen, gegen 10.20 Uhr beginnt es
zu regnen. Wir beschließen, da die Wettervorhersage nichts anderes verspricht,
langsam die Rückreise anzutreten. Auf der gebührenfreien 4 spurigen N165 fahren
wir bis Lorient , wechseln auf die N24
bis Baud und dann auf die N168 bis Pontivy. Hier gibt es eine Biscuiterie,
wo wir stoppen und Kekse kaufen. Dann geht es weiter auf der N168 in Richtung St. Brieuc, auf der D786und D34 bis La Carquois, sozusagen ein Vorort von Pléherel Plage, wo wir am Anfang der Reise
schon einmal waren – einmal Bretagne von Süd nach Nord durchquert.
Sebastian hat zwischenzeitlich das Haus, in dem wir vor 25 Jahren
Urlaub machten, bei Google-maps gefunden und die Koordinaten gemailt und so war
unsere Suche diesmal erfolgreich. An dem Haus wurde angebaut, die ehemalige Wiese
ist jetzt ein Maisfeld und gegenüber steht ein neues modernes Haus, dessen Besitzer
uns berichtet, dass es dieses Jahr letztmalig als Ferienhaus vermietet wurde
und künftig vom Sohn selbst bewohnt werden soll.
Noch einmal übernachten wir für 12.50 € incl. Strom auf dem
herrlich gelegenen Camping municipal in Pleherel Plage.
20.09. Sonntag
Es ist bedeckt und nichts deutet darauf hin, dass die Sonne
noch einmal zum Vorschein kommen will. Also nutzen wir den Tag, um uns die Stadt
Dinan anzuschauen. Vor 38 Jahren waren wir zum ersten Mal mit einem beim ADAC
in Frankfurt gemieteten Wohnmobil und unserem 5 Monate alten Sohn unterwegs.
Womos waren damals noch Exoten auf der Straße. Unsere „Tour de France“ führte
uns bereits damals ans Cap Fréhel und auch nach Dinan, das wir als sehr schön
in Erinnerung haben.
Ganz zufällig stoßen wir auf unserer Fahrt dorthin auf ein
Juwel: das kleine Städtchen Plancoët.
Spontan suchen wir einen Parkplatz, um durch die blumengeschmückten
Gassen zu bummeln.
Dinan hat keinen
Campingplatz, nur einen Stellplatz auf einer naturbelassenen Wiese am Fluss
Rance, weitab vom historischen Zentrum. Beim Durchfahren erschrecken uns die
Menschenmassen, die hier unterwegs sind. Auch der Stellplatz in Lavallay auf der anderen Flussseite
überzeugt uns nicht und wir verschieben den Dinanbesuch auf einen anderen
Zeitpunkt n.C. (nach Corona), zumal es immer noch nicht aufgeklart hat.
Salu Bretagne – in
der Normandie soll das Wetter besser sein. Und so schmettern wir auf
gebührenfreien Autobahnen noch 190 km weiter bis Caen und dann noch ein kleines Stück bis ans Meer nach Merville – Franceville Plage auf den Camping Pointe de Jour direkt am
Strand. Bei unserer Ankunft ist es 18.45 Uhr und die Sonne scheint! Voila !
21.09. Montag
Bei strahlendem Sonnenschein beginnen wir den Tag mit einem
zweistündigen Spaziergang bei gerade beginnender Flut am kilometerlangen Strand.
Am Nachmittag nehmen wir – man glaubt es kaum – unser erstes Bad im Meer. Hier
lockt das Wasser tatsächlich und es ist auch angenehm warm.
Morgen wollen wir noch einen Tag hier verbringen und dann am
Mittwoch in einem Rutsch nach Hause fahren, wo wir uns in Isolation begeben wollen,
bis wir ein negatives Testergebnis haben.
Als wir aufwachen, ist draußen dichter Nebel und es regnet immer mal wieder – ideal für einen Fahrtag. Auf der D28 halten wir uns der Küste entlang, kreuzen mehrere „Abers“ (= Flussmündungen, tief eingeschnitten ins Land, die Ebbe und Flut unterworfen sind)
und steuern den westlichsten Punkt Kontinental – Frankreichs an, die Pointe de Corsen. Leider herrscht noch immer dichter Nebel und die gepriesene Aussicht vom 40 Meter hohen Felsen können wir nicht genießen.
Ein Abstecher auf der D5 bringt uns zum größten Menhir Frankreichs, dem Menhir de Kerolas. Er ist 9,5 Meter hoch und hat schon mehr als 5000 Jahre auf dem Buckel. Hätte ihn nicht irgendwann mal ein Blitz enthauptet, wäre er noch 2,5 Meter höher. Er besitzt zwei Beulen an den Seiten, denen er den Spitznamen „le Bossu“ ( der Bucklige) verdankt. Noch bis ins 19. Jahrhundert sollen Paare sich in der Hochzeitsnacht nackt an den Beulen gerieben haben – er, um Söhne zu zeugen und sie, um zu Hause die Hosen anzuhaben.
Wir folgen der D5 über Saint Renan nach Brest. Hinter Brest führt eine wunderschöne Brücke über den Mündungsarm des Elon, die „Albert Louppe“- Brücke.
Auf der vier-spurigen N 165 erreichen wir zügig Le Faou und biegen ab auf die mit 3 Michelinsternen ausgezeichnete Halbinsel Crozon. Die D791 führt zunächst durch eine wunderschöne Waldlandschaft und dann auf eine weitere tolle Brücke – Le Pont de Térénez – über den Mündungsarm der Aulne.
Von dem Städtchen Crozon ist es nicht mehr weit zum Camping „Plage de Trez Ruoz“ an der D355. Isabelle Trouplin empfängt uns herzlich, spricht sogar Deutsch und kocht auch selbst. Unsere Küche bleibt kalt. Heute Abend gibt es Moules – Frites, lecker!
Zum Desert wählen wir einen fantastischen Sonnenuntergang direkt am Strand vor dem Campingplatz.
16.09. Mittwoch
Als wir gegen 10.30 mit dem Roller nach Norden aufbrechen, ist es noch lausig kalt. An der „Pointe des Capucins“ entdecken wir verfallene französische und deutsche Militäranlagen, die die Einfahrt in den Hafen von Brest kontrollieren sollten.
Im weiteren Küstenverlauf bis zur Brest gegenüber liegenden nördlichsten Spitze, der Pnte de Espaniol, finden sich noch weitere Festungsanlagen, z.Teil geplant und gebaut von Vauban, dem großen Militärarchitekten Ludwigs XVI.
Die Bucht von Brest ist auch heute noch ein wichtiger Marinestützpunkt Frankreichs, besonders für die Atom-U-Boote. Von der Nordspitze geht es wieder durch Crozon zur Südspitze der Halbinsel, der Pnte de la Chèvre (ohne Ziegen). Hier laufen wir wieder ein Stück auf dem GR34 um die Spitze herum.
Inzwischen ist es wieder richtig heiß geworden. In Morgat erfrischen wir uns mit einem Cidre vom Fass und stärken uns mit einer Galette,
um dann an der Westspitze, der Pnte de Penhir
und kurz dahinter an der Alignements de Lagatjar, einer unspektakulären Ansammlung von Menhiren, unseren Ausflug zu beenden.
17.09. Donnerstag
Um 7.30 Uhr wird es langsam hell und der Campingplatzhahn kräht auf bretonisch: „Kikeri – Kikeri.“ Wir warten ständig auf die vierte Silbe „ki“, aber sie kommt nicht. Er bleibt stur. Es ist sehr windig, aber trotzdem sehr diesig, als wir von der D887 (in Richtung Quimper) einen Abstecher auf den 330 Meter hohen Menez-Hom Armorique hinauffahren. In der Ferne kann man die Térénez-Brücke erahnen, die Küste ist kaum zu erkennen.
Heute Abend wollen wir in Concarneau sein, wo Kommissar Dupin ermittelt. Sein Lieblingsgetränk ist der „Fine de Bretagne“.
Natürlich rein zufällig kommen wir an der Cidrerie „Manoir du Kinkiz“ vorbei, wo man Cidre, Apfelsaft, Pommeau (=Jus de Pommes plus eau de vie „Lebenswasser“) sowie Lambig, der bretonische Calvados (der Name Calvados ist regional von der Normandie geschützt) und den von Dupin geschätzten Fin de Bretagne verkosten und kaufen kann.
„Brigitte“ bedient einige Kunden, die weder an einer Führung noch Verkostung interessiert sind und hat dann Zeit, um uns in die Kunst der Apfelveredlung einzuführen. Hier werden auf 40 ha ausschließlich alte Apfelsorten angebaut, die den Produkten einen besonderen Geschmack geben. Sie erklärt uns ausführlich den Herstellungsprozess. Erst wenn die Äpfel so reif sind, dass sie vom Baum fallen, werden sie aufgesammelt, keinesfalls gepflückt. Die einzelnen Apfelsorten werden getrennt etwa 4 Tage im Stahltank durch natürliche Hefe vergoren, danach der sich oben absetzende Trester entfernt und eine Cuvée aus 4 bis 10 Sorten zusammengestellt, die auf Flaschen mit Sektkorkenverschluss abgefüllt wird. Diese werden liegend gelagert und der Inhalt durchläuft eine zweite Gärung, die durch den sich entwickelnden hohen Kohlensäuredruck irgendwann zum Stillstand kommt, bei etwa 5 % Alkohol und noch deutlich schmeckbarem Restzucker. Die alten Apfelsorten stehen dabei für einen anfänglich etwas befremdlichen bitteren Hintergrundsgeschmack.
Für den Lambig wird das Destillat aus Cidre verschieden lang in alten Eichenfässern gelagert, was den Geschmack und den Preis bestimmt. Der 20 Jahre gereifte ‚Fine de Bretagne‘ ist das Spitzenprodukt, der Standardlambig lagert 4 Jahre. Zum Glück haben wir noch etwas Stauraum frei.
Wir rollen auf Nebenstraßen wenige Kilometer weiter bis Camping Les Sables Blancs in Concarneau.
18.09. Freitag
Heute ist Markt in Concarneau. Vom Campinglatz aus gibt es einen schönen Wanderweg, der uns in 20 Minuten direkt ins Zentrum führt. Das alte Zentrum, die „Ville close“ wurde im 14. Jahrhundert auf einer Insel erbaut, die mit Mauern umschlossen ist. Wie könnte es anders sein, war auch hier wieder Vauban beteiligt . Heute verbindet sie ein Damm mit dem Festland dorthin, wo auch der Markt abgehalten wird. Sowohl auf dem Markt als auch in der Altstadt herrscht Maskenpflicht, an die sich alle halten, aber das Abstandsgebot ist halt im Markttreiben schwierig zu befolgen.
Wir haben unseren Käse-, Wurst-, Obst- und Gemüsevorrat wieder aufgefüllt, bevor wir durch die „Ville close“ bummeln und einen Capucchino nehmen. Die Aussicht von der Stadtmauer ist einfach nur hässlich zu nennen. Drinnen beschreibt es vielleicht „Drosselgasse“ am besten.
Einen kleinen Nachmittagsregen benutzen wir mit gutem WLAN
für Blog schreiben und Siesta.
Es ist wieder sehr kühl, der Himmel bedeckt. Wenn wir uns morgens – nicht vor 8.30 Uhr – aus dem Bett schälen, sind es draußen 12°C. Vor einer Woche waren es noch 14°C. Obwohl der Platz hier herrlich ist, geht’s weiter. Unsere Route führt uns auf der D786 vorbei an Lannion (da waren wir vorgestern) und ab St. Michel en Grève (Grève bedeutet Sand-, Kiesstrand) immer an der Küste entlang. Zwischen Lieue de Grève und Locquirec müssen wir in einem früheren Urlaub schon einmal gewesen sein, denn unsere alte Karte weist dort ein Kreuz auf, das seine absolute Berechtigung hat.
Daran an schließt sich die Corniche Armorique (Armorica = keltisch: Land am Meer) bis Loquirec ebenfalls wunderschön. Dort wollten wir eigentlich Cidre kaufen. Ein Eric Baron ist als ausgezeichneter Produzent dieser Tropfen im Reiseführer hervorgehoben. Sogar den Elysee-Plalast soll er beliefern und Gerard Depardieu liebe die herbe Variante. Wir fahren dann aber doch daran vorbei, denn wir haben die Preise im Internet recherchiert – indiskutabel!
Ein schöner Kirchturm in Plouezoc’h verführt zu einem Fotostop:
In Morlaix wollten wir eine Fotopause machen, um die schöne Altstadt zu würdigen. In der Rushhour wird allerdings nur eine anstrengende Stadtrundfahrt durch blumengeschmückte Straßen daraus, auf der wir keinen Parkplatz für unser Dickschiff finden. Kurzer Stop am Jachthafen – klick, die Eisenbahnbrücke ist im Kasten
– und weiter nach St.Pol de Leon, früher mal ein Bischofssitz, mit großer, hübscher Kathedrale.
In der Apsis findet sich eine Statue der Heiligen Apolline – Schutzpatronin der Zahnärzte, wohl weil die Folterknechte ihr alle Zähne gezogen haben sollen.
Noch ein kleiner Rundgang durch die ebenfalls hübsche Altstadt.
Dann ist es 17.30 Uhr und höchste Zeit ein Nachtquartier zu finden und das gestaltet sich richtig kompliziert. Es sind in dieser Gegend noch sehr viele französische Wohnmobile unterwegs, die die im Führer ausgewiesenen Stellplätze scharenweise überfüllen, sowohl den von St. Pol als auch von Roscoff. Am Ende fahren wir doch wieder zurück auf einen Camping La Cote des Legendes in St. Pol, den wir zuvor abgelehnt hatten. Nun kennen wir alle Zwiebeläcker, Wiesen , Kühe und Bauernhäuser der Region, denn die NaviTante hat uns über die verrücktesten Wegeleinchen und Pfade gelotst.
12.09. Samstag
Tolles Wetter, die Sonne lacht, der Himmel ist blau.
Weiter geht’s zunächst nur ein kleines Stück bis zur Hafenstadt Roscoff – diesmal nach Schildern und nicht nach der NaviTante. Hier legen Fähren nach Großbritannien und Irland ab und sicher wäre hier alles „very british“, gäbe es da nicht Corona und die britische Reisewarnung vor Frankreich. Außerdem ist Roscoff, wir erwähnten es schon, bekannt für den Anbau von süßlichen roten Zwiebeln, von denen wir einen Sack voll, direkt vom Acker, einkaufen. Ferner bekannt für die Verarbeitung von Seetang und Algen in der Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie.
Auf dem Parkplatz am Bahnhof finden wir genügend Platz für unser Womo und sind schnell in die kleine Altstadt gelaufen.
Wir besuchen die Kathedrale mit ihrem schönen Glockenturm, dessen Geläut an Big Ben erinnert, schlendern durch die Gassen und bewundern die schönen Steinmetzarbeiten an Kapitäns- und Kaufmannshäusern. Piraterie, Fischerei und Kolonialhandel haben einst Wohlstand nach Roscoff gebracht.
Auch das Maria Stuarthaus finden wir, sie soll im Alter von 5 Jahren, bereits als Königin von Schottland, eine kurze Weile hier gelebt haben.
Dann fahren wir weiter auf der D10, nehmen immer wieder Abzweige zum Meer und suchen einen schönen Campingplatz für die nächsten 3 Tage, denn das Wetter soll sonnig bleiben. Ein Platz bei Kersissie direkt über dem schönen Strand scheint in der Zufahrt zu den Stellplätzen am Meer problematisch. Außer dem schönen Strand hat die Gegend nichts zu bieten , sie ist absolut langweilig. Schön wird es dann wieder bei Brignogan Plage, wo wir den nächsten Campingplatz ansteuern. Man kommt an vielen Menhiren, teils mit aufgesetztem Kreuz vorbei,
doch der Platz ist eine Enttäuschung – voll, genauso wie der dazugehörige Strand. Ganz in der Nähe soll es einen weiteren Camping du Phare geben, doch er wurde vor einiger Zeit aufgegeben. Also nochmal weiterfahren bis zum Camping Grève en Blanche. Hier haben wir es gut getroffen.Die Sanitäranlagen sind zwar veraltet, aber sauber. Und wir haben das Meer und den Strand vor dem Womo und der Küstenwanderweg GR34 führt auch vorbei. Das ist genug Entschädigung für viele Stunden Autofahrt.
13.09. Sonntag
Bei sanftem Wellenrauschen hinter uns haben wir prima geschlafen. Nach dem Frühstück laufen wir ein Stück an der Küste entlang. Einige Wanderer sind schon unterwegs, Badegäste noch nicht. Es ist Ebbe und auch noch recht frisch.
Wir genießen die Sonne vor dem Womo, gehen mittags nochmal an den Strand, aber baden will keiner von uns. Nicht umsonst gibt es hier Algenindustrie und so bringt jede der auch noch recht heftigen Wellen eine gehörige Portion Algen mit an den Strand und die sehen nicht immer appetitlich aus. Nicht so ganz unser Ding. Kalt ist das Meer hier aber nicht.
14.09. Montag
Heute wird noch einmal richtig gefaulenzt, kein Blog, keine Fahrerei – nur lesen und spazierengehen am Strand – heute fast menschenleer. Die Wetter-App verspricht bis 17 Uhr viel Sonne, dann soll es sich bedecken. Genau so kommt’s. Nachts regnet es sogar.
Es geht weiter westwärts entlang der Küste über Le Val André, das sehr schönen Blumenschmuck bietet, vorbei an St. Brieux nach Paimpol. Unseren eigentlich angepeilten Übernachtungsplatz auf einem Klippenplateau mit tollem Ausblick auf die Côte de Granit Rose , wie es der Führer beschreibt, finden wir nicht und landen schließlich auf einem ACSI Platz : Camping Le Cap de Brehat. Die Aussicht ist ganz hübsch und wir genießen die Nachmittagssonne vor dem WOMO. Auch hier führt der Küstenwanderweg G34 vorbei, den wir als Abendspaziergang ein Stückchen laufen.
08.09. Dienstag
Bleiben oder Weiterfahren ? -. Wir entscheiden uns trotz guten Wetters fürs Fahren und folgen unserer Navitante auf teils unmöglich kleinen Wegen nach (Trélévern) Port l’Epine , von wo aus man über die Bucht nach Perros-Guirec blickt. Der unter holländischer Leitung stehende Camping nimmt offenbar die Corana-Hygieneregeln ernst. Es gibt viel Platz hier und alles ist blitzblank sauber. 14 Uhr liegen wir dann in der Sonne und braten langsam vor uns hin.
Den Tag schließen wir bei Ebbe mit einem kurzen Strandspaziergang ab.
09.09. Mittwoch
Auf dem Camping gibt es auch freies WLAN, so dass wir die kühleren Morgenstunden gut nutzen können. Anschließend packen wir den Roller aus und fahren zuerst um die Bucht herum nach Perros-Guirec. Wir sind nicht so begeistert, aber seht selbst:
Wir erwischen die falsche Ausfahrt, eigentlich wollten wir zum Zöllnerpfad, Teil des GR34, und sind über eine 4-spurige Straße ratz-fatz mitten in Lannion. In der Altstadt , vor dem Rathaus und neben der Kirche, lassen wir den Roller stehen und laufen durch die schönen Gässchen mit teilweise interessantem Fachwerk.
Ein Tisch in der Sonne vor einer Creperie lockt uns an. Wir bestellen zwei Galletes (Buchweizenpfannkuchen) „forstière“ mit Pilzen und Lardon sowie „fromagère“ mit 3 Käsesorten – dazu ein bretonisches Bier. Genuß pur!
Für die Heimfahrt finden wir die Küstenstraße D788, die so schön ist, dass wir morgen nochmal Richtung Ploumanac’h fahen wollen.
10.09. Donnerstag
Den Vormittag verbringen wir damit, am Blog weiter zu schreiben. Um 13.30 Uhr schwingen wir uns auf den Roller und fahren auf den im Reisführer angegebenen Parkplatz in Ploumnac’h.
Wie so oft, wenn etwas sehr schön ist, und in allen Reiseführern erwähnt wird, sind hier viele Touris unterwegs. Obwohl Nachsaison, keine Amis, Briten und Asiaten da sind, sondern fast ausschließlich Franzosen ist der Wanderweg – GR 34, hier „Chemin des Douaniers“ genannt – sehr voll. Am Einstieg weist ein Schild auf Maskenpflicht und Abstandshaltung hin. Viele halten sich dran, aber auch – wie überall – eine ganze Reihe nicht. Wir beschließen trotzdem ein Stück zu laufen, erst in Richtung Perros-Guirec, dann in die andere Richtung zum Hafen. Die roten Graitfelsen sind wirklich beeindruckend und wie schon am Capo Testaauf Sardinien, im Antiatlas bei Tafraoute in Marokko kann man auch hier seiner Fantasie bei der Betrachtung der Gesteinsblöocke freien Lauf lassen. Gerne hätten wir das Spektakel gerne alleine genossen, aber das ist wohl ziemlich egoistisch.
Zurück beim Roller werden wir beim Anblick einer Créperie mit schönem Biergarten schwach und bestellen uns erneut zwei Galletes – leider eine Enttäuschung verglichen mit denen von gestern.
Galettes sind eine bretonische Spezialität – eigentlich dasselbe wie Crepes, aber während letztere hier immer süß gefüllt sind, sind Galettes herzhaft mit Wurst, Schinken, Käse u.ä. gefüllt. Ebenfalls zu den bretonischen Spezialitäten gehören „Moules frites“, Austern, Jakobsmuscheln (von Oktober bis April frisch, sonst Tiefkühlware); Cotriade – eine Fischsuppe, Salz aus der Südbretagne, süßliche rote Zwiebel aus Roscoff, Paté Henaff aus Quimper und eingelegte Sardinen, Thunfisch oder Makrelen aus der Konservendose. Da haben wir noch einiges zu probieren.
Um 10.30 Uhr verlassen wir den Campingplatz, stocken bei LIDL unseren Weinvorrat auf, tanken bei Intermarché (Diesel 1,195 €/l) und Gas (0,795€/l), die erste Flasche war nach den Kurzurlauben jetzt schon leer. Die Sucherei kostet immer eine Menge Zeit, aber um 12.10 Uhr sind wir auf der D168 zum Cap Frehel. Zwischendurch machen wir einen Fotostopp in dem wunderschön herausgeputzten Städtchen Ploubalay:
Kurz vor den Leuchtturm Cap Frehel parken wir am Fort La Latte, das den Ärmelkanal um 60 m überragt. Es steht auf einer kleinen Halbinsel, so dass es nur schwer einzunehmen war / ist. 1731 heiratete ein Guyon-Martignon – ein ehemaliger Besitzer des Forts – die letzte Erbin der Grimaldis und wurde so zum Vorfahren der heutigen Fürsten von Monaco.
Wir wandern 12 km den Küstenwanderweg 34 zum Leuchtturm am Cap Frehel und wieder zurück in 3 Stunden. Es ist schülwarm. Die Fotos zeigen die einmaligen Ausblicke von den heidebewachsenen Höhenrücken auf rote Granitfelsen und smaragdfarbenes Meer.
Das Licht des Leuchtturms soll bei klarer Sicht 100 km weit zu sehen sein. Nach dem Spaziergang sind wir ziemlich müde und rollen nur noch wenige Kilometer nach Plevenon auf einen großen Stellplatz – nicht schön, aber keiner von uns wollte heute noch weiterfahren.
04.09. Freitag
Hier, westlich vom Null-Meridian, wird es morgens spät hell und wir schlafen länger. Es sieht so aus als stünden wir in einer Wolke: Nieselregen und nebelig, 16 Grad. Da fällt die Entscheidung zur Weiterfahrt nicht schwer. Nach wenigen Kilometern erreichen wir den Ort Pléherel-Plage, wo wir vor 25 Jahren mit unseren Kindern und Familie Benner ein bretonisches Bauernhaus gemietet hatten. Wir finden einen schönen Platz auf dem riesigen, sehr naturbelassenen Camping municipal. Nur eine Düne trennt uns von den vielen tollen Sandbuchten.
Das Wetter ist ein wenig besser geworden, wir packen den Roller aus und suchen nach dem ehemaligen Domizil. Hier wurde viel gebaut und unsere Suche bleibt ohne Erfolg.
Der Küste westwärts folgend kommen wir nach Les Sables d‘ Or. Es ist Ebbe, der Tidenhub ist hier immens, und wir machen einen großen Spaziergang auf dem frei gelegten Meeresboden.
Auf dem Rückweg kommen wir an schönen Häusern vorbei. Insgesamt ist es aber eine Retortenstadt mit HalliGalli und Casino – wegen Jahreszeit oder Corona verlassen wirkend.
Anschließend fahren biszu dem kleinen touristischen Städtchen Erquy. Von hier aus kann zum Cap Erquy wandern. Auf einem Parkplatz nahe des Caps finden wir die Reste eines ausgebrannten Wohnmobils. Das möchten wir nicht erleben müssen.
Im Hafen liegen die Boote auf dem Trockenen, viele Touries tragen Gesichtsmaken, kurz, wir finden es wenig einladend und fahren zurück auf unseren Campingplatz.
05.09. Samstag
Der Himmel hat sich etwas aufgehellt und zeigt schon einge blaue Lücken, aber der Wind ist noch sehr frisch, als wir uns gegen Mittag auf den Küstenwanderweg zurück zum Cap Fréhel nach Osten machen. Er ist weniger schön, weil er durch baumlose Heide- und Farnvegetation und abschnittsweise auch entlang der Autostraße führt. Doch die Aussichten auf die Buchten und das türkisfarbene Meer entschädigen, zumal es immer sonniger wird.
Nach 9,8 km stehen wir wieder am Leuchtturm und blicken auf die Vogelfelsen und das Fort La Latte.
Gestärkt treten wir nach einem kleinen Picknick den Rückweg an.
Das letzte Stück können wir der Ebbe wegen am Strand laufen und sparen so etwa einen Kilometer Strecke.
Für 19 Uhr haben wir einen Tisch bestellt in der „kleinen Muschelbank“ Le petit Bouchot, eine Empfehlung von unserem Freund und Bretagnekenner Thomas Scholl. Die“ Moules à la Creme avec Frites de Maison“ überzeugen uns 100%, so dass wir gleich für den nächsten Abend erneut reservieren. Das Lokal ist bis auf den letzten Platz gefüllt – ohne Vorbestellung läuft hier auch in der Nebensaison nichts.
06.09. Sonntag
Das Wetter hält sich nicht an die Namensgebung – Sonnentag. Es ist grau in grau, 15 Grad und leichter Regen, beste Gelegenheit, ausgiebig drinnen zu frühstücken und Blog zu schreiben. Schreiben geht gerade noch, aber für das Einfügen von Bildern gibt es keine ausreichende Datenrate. Gegen 14 Uhr kommt dann wider erwarten doch noch die Sonne raus, was wir für einen Spaziergang auf dem GR 34 in Richtung Erguy nutzen.
Als es aber dann bei La Carquois ein längeres Stück an der Straße entlang geht drehen wir um und freuen uns schon auf das Abendessen im Petit Buchot. Vorher gehen wir auf der Suche nach unserem ehemaligen Ferienhaus nochmal durch das Dörfchen , wieder ohne Erfolg. Wir glauben, dass unser altes Ferienhaus nicht mehr existiert oder aber bis zur Unkenntlichkeit restauriert wurde.
( Dank Sebastians Internet-Recherche wisssen wir nun, dass wir in La Carqois, sozusagen ein Vorort von Pleherel Plage, welcher am Ostende der Bucht Les Sables D‘ Or liegt, hätten suchen sollen.)
Eigentlich wären wir jetzt seit Mai in Kanada und inzwischen wieder im Osten und erlebten den Idian Summer. Aber da kam dann im Frühjahr etwas Unverhofftes – Covid 19 oder Corona und die Welt stand plötzlich Kopf. Flüge gecanceled. Einreiseverbot nach Kanada, Quarantäne, Grenzen dicht – nichts ging mehr.
Mit den Enkeln haben wir kleine Minireisen in die Pfalz und den Vogelsberg gemacht – aber jetzt im September wollen wir doch mal etwas weiter raus, obwohl schon wieder neue Verschärfungen und Reisewarnungen ausgesprochen wurden für die Cote Azur und die Gegend um Paris (= ile de france)
30.08.20 Sonntag
Um 12.45 Uhr starten wir in Limburg- der Km-Zähler steht auf 90.166 km- zu einer Reise in die Bretagne. Alte Erinnerungen auffrischen und neue Eindrücke gewinnen, dabei Menschenansammlungen und Touri-Hotspots meiden heißt dabei die Devise.
Es läuft gut über die A3 bis Köln, A4 nach Aachen, Liege und Mons in Belgien, nach etwa 450 km hinein in den Norden Frankreichs. Keine Grenzkontrollen, freie Fahrt. Das erste Stück Autobahn in Frankreich ist noch gebührenfrei und vor der ersten Mautstation fahren wir ab auf die Landstraße N30 bis Bapaume. Der Ort hat einen kleinen aber feinen Stellplatz für 4 Womos, der nichts kostet und ebenfalls kostenfrei eine Entsorgungsstation, sowie Lidl und Aldi an der Ortseinfahrt nebeneinander bietet – also perfekt für Wohnmobilisten.
Der Bordcomputer zeigt ein defektes rechtes Stand- und Abblendlicht an. Ich habe Ersatzbirnen dabei und kann erfolgreich wechseln. Das Auto sieht wieder was, bzw. wir werden wieder gesehen.
Zum Wetter: Wir sind bei strahlendem Sonnenschein gestartet, unterwegs hat es kräftig geregnet und jetzt ist es ziemlich kalt. Gut fürs Schlafen.
31.08.20 Montag
Wir fahren weiter auf der R 929 bis Amiens und wählen die Nordumgehung – Fehler! Das Navi will uns nördlich nach Abbéville und dann weiter über die kostenfreie A28 schicken – ein großer Umweg. Um das zu vermeiden fuddeln wir uns auf kleinsten Sträßen durch bis Neufchatel en Bray. Auffällig sind die zahlreichen britischen Soldatenfriedhöfe, aber auch neuseeländische, australische und kandadische Gräber für die Gefallenen der Schlacht an der Somme 1916 gibt es viele.
Ab Neufchatel fahren wir auf der gebührenfreien A 28 bis Rouen. Die Ortsdurchfahrt ist etwas kompliziert, viele Ampeln und dichter Verkehr erfordern hohe Aufmerksamkeit. Jetzt wollen wir vorankommen und entscheiden uns für die A13 statt auf der N 175 zu bleiben und fahren bis hinter Caen. 21,40 € ist das stressfreie und zügige Fahren allemal wert. Hinter Caen geht es auf der N175 weiter nach Avranches. Dann an der Ostseite der Bucht von Mont Saint Michel nach Norden bis zu einem Promobilstellplatz bei Genet. Das Wetter ist inzwischen wieder prima, wir kommen gegen 17.30 Uhr an und ergattern den letzten freien Platz (aire de Camping Car Dragey Plage – kostenfrei ohne Ausstattung, aber schöner Strand). Bewegung tut Not nach dem langen Sitzen, also machen wir noch einen Spaziergang am wirklich schönen Strand mit Blick auf Mt.St Michel. Leider darf man nur eine Nacht bleiben, daher geht’s am nächsten Tag weiter.
01.09.20 Dienstag
Gegen 10 Uhr brechen wir auf nach Dinard. Hier wollen wir 2 Tage pausieren und wählen einen kleinen Campingplatz (ACSI) „la Touesse“ , 300 m vom Meer, mit Pool und beheiztem Hallenbad. Bewusst haben wir die Touri-Hotspots St. Michel und St. Malo ausgelassen, um Covid 19 keine Chance zu geben. Die 3 Sandbuchten hier sind ganz nett, aber gut besucht und die Poolliege ist bequemer als „impoposand“.
02.09.20 Mittwoch
Mit dem Roller fahren wir ins Zentrum von Dinard. Wir dachten, dort sei heute Markt, stimmt aber nicht. Wir sind schon so im Urlaubsmodus, dass wir uns im Wochentag geirrt haben: Markttage sind Dienstag, Donnerstag und Samstag – heute ist aber Mittwoch. aber die Markthalle hat auf und wir erstehen Käse und Cidre ( 3 Fl. 10€). Uns hat Dinard außer vielen Menschen nichts zu bieten und wir fahren bald zurück und huldigen dann wieder der Sonne am Pool. Morgen wollen wir weiter in Richtung Cap Frehel.