08. bis 10.3.2017 Vom Zedernwald durch die Königsstädte Fes und Meknes
Wir fahren nur wenige Kilometer bis kurz vor Ifrane. Dort biegen wir in ein schmales Sträßchen ein, das in den Zedernwald hineinführt, parken und machen noch einmal eine herrliche Wanderung durch den Wald. Hier spürt man schon deutlich den Frühling. Auch wenn die Nächte noch sehr kalt sind, wärmt die Sonne tagsüber schon kräftig.
Anschließend drehen wir eine Runde durch Ifrane, in dem auch der König wegen des angenehmen Bergklimas einen Sommerpalast unterhält. Entsprechend herausgeputzt ist die Stadt. Sie wirkt kein bisschen marokkanisch und könnte ebenso gut in Europa liegen.
Es gibt keine Flachdächer, sondern Spitzgiebel, gedeckt mit roten Schindeln. Dazwischen breite Boulevards und ausgedehnte Parkanlagen. Sogar einen Flugplatz für die Reichen und die Schönen gibt es hier, damit die Anreise nicht beschwerlich ist und sie kein Elend in der Umgebung sehen müssen.
Die N8 führt von nun an kontinuierlich ca. 1000m tiefer nach Fes.
Wir erreichen unseren Campingplatz „Diamant vert“ frühzeitig und genießen die Nachmittagssonne, bis englische und dann spanische Wohnmobilhorden in geführter Touren einfallen und es laut wird.
Ein deutsch sprechender Marokkaner bietet uns für den nächsten Tag eine geführte Tour durch Fes an. Da wir im Reiseführer gelesen haben, dass dies auch wirklich empfehlenswert sei, um sich selbst ernannte falsche Führer und allzu aufdringliche Einheimische vom Hals zu halten, willigen wir ein.
Um 10 Uhr vormittags holt uns Najim an der Rezeption ab. Er ist ein 52-jähriger Berber, dessen Bruder seit 27 Jahren in Hamburg lebt und dort mit einer Deutschen verheiratet ist. Von ihm hat er Sprachkassetten für Deutsch erhalten und autodidaktisch recht gut deutsch gelernt. Trotzdem spricht er lieber Englisch oder Französisch, während er uns die Stadt erklärt. Das macht er sehr charmant und schwächt so den sich uns gelegentlich aufdrängenden Eindruck einer Kaffeefahrt ab.
Wir werden in viele Werkstätten geführt und erhalten einen Einblick vom Handwerk in Familientradition. „Nix kaufen, wenn nicht wollen, nur schauen!“ (Wenn doch kaufen, dann auch gut.)
So schleppt er uns zu einem jüdischen Bronzeschmied, dessen Familie auch die Verkleidung der Türen des Königspalastes gefertigt habe.
Najim kennt stets den Besten seiner Gilde,
den Sattelmacher, der für den Königshof arbeitet,
den Tischler, der Möbel für ein Hotel in Abu Dhabi fertigt,
den Schneider, der die schönsten und besten Berberdjellabahs von Hand näht,
den Hochzeitsausstatter, der die prunkvollsten Brautsänften fertigt.
Wir zwängen uns durch engste Gassen
und kommen natürlich auch zur Gerberei. Von der Dachterasse können wir den Herstellungsprozess des Leders gut beobachten, ohne dass die Nase zu sehr leidet. Interessant ist, dass der Hauptgerbstoff ein Naturprodukt ist, das sehr viel Amoniak enthält, nämlich Taubenschiss. Tauben werden extra für die Produktion dieses Gerbstoffes gezüchtet. Ihr Fleisch schmeckt gut in der „Pastilla“.
Fred und Eva kaufen jeweils eine Lederjacke, dann endlich gibt es um 15 Uhr Mittagessen, natürlich in dem Restaurant mit dem besten Couscous und der besten Tajine.
Für die Besichtigung offizieller Gebäude wie der Koranschulen und Moscheen bleibt dabei kaum Zeit. Einen kurzen Blick in die Kairaouine-Moschee mit ihrem Brunnen, aus dem Wunderwasser fließt (Lourdes lässt grüßen) können wir durch das geöffnete Tor erhaschen.
Nun müssen wir auch noch zu den Webern – schöne Tischdecken und Schals, guter Preis, gute Qualität
und zum Herboristen (Apotheker), der weiß, welches Kraut bei welchem Zipperlein hilft.
Die Sonne ist bereits untergegangen, als wir zum Panoramapunkt kommen, von dem man eine „wunderbare“ Aussicht auf die Medina von Fes hat. (Geschmackssache).
Im Halbdunkel müssen wir dann auch noch in die Töpferei.
Gegen 20 Uhr sind wir total erschöpft zurück am Campingplatz und freuen uns, dass wir wegen des reichhaltigen Nachmittagessens nicht mehr kochen brauchen.
So anstrengend die Tour auch war, so interessant war sie doch. Najim hat uns viel über die marokkanische Denkweise und Weltsicht vermittelt. „Geld ist nicht alles, Familie ist wichtig, gegenseitige Hilfe, Gesundheit und eine positive, friedliche Grundeinstellung. Wir sind alle Kinder Abrahams und Gerettete der Arche Noah, egal ob Juden, Christen oder Muslime. Schaut euch unsere Jugend an: Sie lacht und ist fröhlich. Wir sind kein armes Land….“
Am nächsten Tag fahren wir noch einmal zum Carrefour-Supermarkt, um Käse und Fleisch aufzufüllen. Dann geht’s vorbei an blühenden Obstbäumen, Olivenhainen und Wein-“Bergen“ auf der Autobahn A2 etwa 46 km weiter nach Meknes, einer weiteren Königsstadt.
Hier erleben wir erstmals, dass es auch in Marokko einen „Sonntag“ gibt. Am Freitagnachmittag ist der arabische Souk vollkommen geschlossen, auch der Berbersouk ist so gut wie tot.
Wir genießen die Ruhe, in der wir durch die Gassen laufen können, besuchen das Museum Dar Jamai, das früher der Palast eines Wesirs war
und die Koranschule, die Medersa Bou Inania, die zu den schönsten des Landes zählt.
Vor dem berühmten Stadttor Bab el Mansour erfrischen wir uns auf dem Platz „el – Hedim“ mit frisch gepresstem Orangensaft.
Dann geht’s weiter, 15 km bis zum Campingplatz „Belle Vue“ bei Moulay Idriss. Der Sonnenuntergang ist nicht jeden Abend so schön.