20.02.2917 Von Sidi Ifni über Mesti, Ifrane und Guelmim nach Tafraoute im Antiatlas –
Um 9.45 Uhr starten wir zunächst nach Süden. In Mesti stoppen wir und wollen die Frauenkooperative besichtigen, die im Reiseführer positiv erwähnt wird und Arganöl kaufen.
Wir werden sehr herzlich empfangen, die Frauen sind alles andere als scheu.
Außer Arabisch sprechen sie nichts, aber eine ist furchtbar stolz, dass sie mich „Madame“ nennen kann und sagt es immer und immer wieder.
Obwohl „Frauenkooperative“, gibt es einen männlichen Chef, der uns einlädt zu bleiben.
In Kürze kämen zwei Journalisten, denen der Produktionsprozess der Arganölgewinnung vorgestellt werde und wir könnten gerne daran teilnehmen. Bis dahin könnten wir uns frei umschauen und fotografieren, Tee trinken, Fladenbrot in Arganöl tauchen und kosten. Manche Frauen wollen aber nicht, dass ihr „Gesicht gestohlen“ wird und bedecken es während des Fotografierens.
Die Arganfrucht steckt ähnlich wie die Mandel in einer fleischigen äußeren Schale, dann in einer harten zweiten Schale, die beide mühsam in Handarbeit aufgeschlagen werden müssen. Der Kern wird dann geröstet und danach in der Ölmühle gemahlen, heute meistens in einer elektrischen Mühle.
Nichts geht verloren. Die Schalen werden zerrieben und mit Wasser so lange geknetet, bis ein zäher Brei entsteht. Der wird zu Broten geformt, getrocknet und den Tieren verfüttert.
Bei maschineller Verarbeitung wird den Schalen kein Wasser zugefügt, sondern sie werden nur gepresst und sehen genau so aus wie unser Viehtrockenfutter.
Für die Journalisten wird der Produktionsvorgang in einer neu erbauten Halle ansprechend aufgebaut und alle Arbeitsschritte der Reihe nach von den Frauen vorgeführt. Anschließend sollen wir als Touristen ebenfalls einen Filmbeitrag leisten. Jürgen opfert sich und erzählt, dass wir das wohlschmeckende Öl gekostet haben und auch die kosmetischen Produkte als sehr angenehm auf der Haut empfinden ( man sieht doch, wie verjüngt wir sind), wir aber besonders gut finden, dass sich eine Gruppe von 45 Frauen ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit auf diesem Wege aufgebaut hat. ( Den Filmbeitrag der jungen Journalisten kann man u.U. unter www.le360.ma finden. )
Wissend, wie viel Arbeit in der Arganölherstellung steckt, erscheinen uns die hohen Preise gerechtfertigt.
Anschließend fahren wir weiter nach Guelmim (130000 Einwohner), das in wüstenhafter Umgebung in einer weiten Ebene liegt,
früher ein wichtiger Handelsposten für Karawanen aus Schwarzafrika, jetzt eine Garnisonsstadt. „Aguelmim“ bedeutet in der Berbersprache: „Wo es Wasser gibt“. Die Stadt hat nichts Interessantes für uns zu bieten und so füllen wir nur kurz unsere Vorräte auf und fahren weiter auf der N1 bis Bouizakarne, dann 14 km auf der R 102 und dann auf einer engen Nebenstraße nach Norden.
Durch den Antiatlas nach Tafraoute. Es geht vorbei an hübschen Bergoasendörfern bis auf 1300 m NN.
Die Mandelblüte ist teilweise schon sehr weit fortgeschritten.
Die Temperaturen gehen zurück bis auf 6 Grad und es ist wettermäßig ziemlich alles: sonnig, bewölkt, regnerisch – nur Schnee fehlt. Aber das Farbenspiel ist irre
und die Straße mal wieder recht abenteuerlich. Jürgen muss fahren, weil ich stets fürchte, dass an unserem Womo höchstens ein kleiner PKW vorbeikommt und die zahlreichen Busse und LKW nicht.
Passt aber doch irgendwie immer. Naja, dann mache ich halt die Fotos während der Fahrt.
Gegen 18 Uhr erreichen wir Tafraoute. Noch vor dem Ort beeindrucken uns riesige Granitfelsen in Blockverwitterung
– Giant’s playground in Namibia fällt mir dazu ein – und dann finden wir einen superschönen Stellplatz vor dem Ort.
Jawohl, da bleiben wir.