12.2.2017 von Safi nach Essaouira – ein Höllenritt über 140 km

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12.2.2017 von Safi nach Essaouira

Der Morgen startet wieder mit Regen. So haben wir es mit dem Aufstehen nicht eilig und verlassen erst gegen 12 Uhr den Campingplatz. Zwischen Medina und Töpferhügel finden wir einen bewachten Parkplatz und starten zur Besichtigung der Töpfer“fabrique“.

Ganz schnell findet sich wie von selbst auf wundersame Weise ein netter junger Mann, der uns einlädt, einem „Artist“ zuzuschauen.

Hier versteht man, warum es „Kunst“-Handwerk heißt.

Obwohl es Sonntag ist, wird hier gearbeitet. Unser Begleiter erklärt uns die einzelnen Verarbeitungsschritte und führt uns zu den entsprechenden Stationen. Früher habe es hier noch viel mehr Töpferhandwerksfamilien gegeben, aber die jungen Leute wollten diese schwere Arbeit nicht mehr ausüben und ihr Geld lieber mit dem Verkauf von SIM-cards und Computerartikeln „machen“.

So sieht ein traditioneller Keramikbrennofen aus, der mit Ginster oder Tamariskenholz befeuert wird.

Nach dem ersten Brand wird auf den roten Ton eine Schicht Kaolin aufgetragen, um einen weißen Untergrund für Malereien zu haben. Hierbei würden teilweise noch giftige Bleifarben verwendet – obwohl verboten.

Ein Gasbrennofen wird beladen

Er stellt uns die verschiedenen Bemalungsmuster vor.

Verschiedene Muster:

„Berbermuster“

„Traditional“ Muster

Dann kommt das, was zu erwarten war – wir sollen kaufen. Er schleppt uns zu einem Verwandten und unser erstes Feilschen in diesem Urlaub wird erprobt.

Aus diesem Laden stammte unser „Führer“

Wenn es dem Verkäufer nach gegangen wäre, hätten wir den halben Laden leer gekauft, aber ich habe ihm klargemacht, dass wir am Anfang der Reise seien und noch Platz für weitere Souvenirs bräuchten. So blieb es bei viel Gerede bei NUR 5 Tellerchen. 500 DH wollte er haben und ich habe die Hinweise aus den Reiseführern beherzigt und mit der Hälfte dagegen gehalten. Bei 300 DH haben wir uns dann getroffen und es gab noch ein Geschenk oben drauf. Unser guide bat uns dann für ein weiteres Geschenk um eine Flasche Wein. Auf meine Frage, was Allah denn davon halte, meinte er, es gäbe guten und schlechten Alkohol. Und er dürfe schon entscheiden, was gut und schlecht ist.

Dabei kann jeder Marokkaner z.B. im Carrefour-Supermarkt Alkoholica kaufen, die allerdings in der Schmuddelecke stehen. Dabei „ertappt“ zu werden, ist ihnen aber sehr unsangenehm. Da ist es leichter, mit Touristen ein Tauschgeschäft zu machen: Alkohol gegen z.B. Töpferwaren.

Anschließend bummeln wir durch die in Reiseführern gepriesene Altstadt mit ihren teilweise überdachten Gassen. Bei Sonne und hohen Temperaturen sicher schön, heute aber nicht sehr einladend und auch recht schmutzig.

Wasserleitung in der Medina

Opa Jürgen – für Falk – in einer überdachten Gasse der Medina

Wir verlassen die Medina am Meerestor und laufen zur alten Festung, wo der Atlantik sich an der Küste austobt.

Yamaha Reklame

Teilweise spritzt die Gischt höher als die Festungsmauern, der Sturm trägt sie weiter ins Land und wir schmecken Salz auf unseren Lippen.

Bis über die Mauern spritzt die Gischt

Atlantik in Aufruhr

Auf dem Rückweg

Fluch der Technik- oder Handy über alles?

kaufen wir ein Pfund Erdbeeren für 75 Cent.

„Äerbäerrn“ das Kilo zu 1,50 Euro

Es ist schon spät, unser nächstes Ziel soll Essaouira sein, das etwa 140 km südlich liegt. Wir finden nicht die richtige Ausfallstraße und fahren so die beiden Katheten anstatt der Hypothenuse eines rechtwinkligen Dreiecks, bis wir auf der N1 landen. ( Soll heißen: die Navitante spinnt und die arabische Schrift haben wir noch nicht ganz drauf !)

Der Sturm schaukelt das Womo hin und her, die Fahrspur ist sehr eng und bei Gegenwind schaltet die Automatik einen Gang zurück. Zwischendurch haben wir das Gefühl, durch eine Waschstraße zu fahren, man sieht nichts, der Regen kommt horizontal von vorne. Mittlerweile ist klar, dass wir unser Ziel nicht mehr bei Tageslicht erreichen und ich bekomme meine in solchen Situationen üblichen Panikattacken. Ich will umkehren, – nee – dann auf der nächsten Tankstelle übernachten – nee – uns vom umstürzenden Baum erschlagen lassen – nee, hatten wir doch grade erst gut umfahren. Dann ist es wirklich finster, die Straße sehr marode und wir beide starren angespannt voraus und an die Straßenränder. Ihr glaubt nicht, wie viele unbeleuchtete Eselskarren, Fahrräder, schwarze Fußgänger selbst bei solch einem Dreckwetter unterwegs sind. Ständig waren mir die südafrikanischen Kühe präsent, aber wir schaffen es heil nach Essaouira, finden auch irgendwann den Campingplatz – Navitante hat wieder gesponnen – machen eine Flasche Wein auf und beginnen zu schreiben…..

 

 

2 Gedanken zu “12.2.2017 von Safi nach Essaouira – ein Höllenritt über 140 km

  1. Lissy

    Ihr schreibt echt einen tollen und spannenden Blog…da merkt man halt die Deutschlehrerin…wenn auch in Rente ;)Passt weiterhin gut auf euch auf!

  2. Dieter & Claudia

    Hallo ihr Beiden,
    hab alle Berichte gelesen, ist eben Abenteuer. Erinnert mich sehr an die 70er Jahre.
    Werde eure Reise weiter verfolgen.
    Gruß Dieter & Claudia

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